Fundamentale Nachricht
10:54 Uhr, 06.01.2017

Europäische Immobilien bleiben trotz politischer Risiken attraktiv

Der Immobilienmarkt in Kontinentaleuropa bietet Aviva-Experte Gil Bar zufolge einen größeren Mehrwert als andere Regionen, dennoch werden in den nächsten fünf Jahren nur moderate Renditen erwartet.

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    Kursstand: 7.195,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (GodmodeTrader.de) - Die europäischen Immobilien profitieren weiterhin von der steigenden Mietraum-Nachfrage, die von einer allmählichen konjunkturellen Erholung und begrenzten Entwicklungsaktivitäten gestützt wird. Die sich verbessernden Fundamentaldaten und die günstige relative Preisgestaltung auf Basis der extrem niedrigen Anleiherenditen haben die Investorennachfrage gestärkt. Dänemark, Finnland, Schweden, die Niederlande sowie Länder Mittel- und Osteuropas (CEE) haben laut CBRE-Daten seit Jahresbeginn einen besonders hohen Anstieg bei Transaktionsvolumina gesehen, wie Gil Bar, Managing Director Germany Real Estate, Aviva Investors, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Für die kommenden fünf Jahre prognostizieren wir dem europäischen Immobiliensektor eine jährliche Gesamtrendite zwischen vier und fünf Prozent, wobei voraussichtlich die Industrie- und Einzelhandelsbranchen besonders gut abschneiden werden. Allerdings sind unsere Prognosen vorderlastig: Wir gehen davon aus, dass schrittweise steigende Anleiherenditen die Anlageklasse zum Ende des jetzigen Jahrzehnts relativ gesehen weniger attraktiv erscheinen lassen“, so Bar.

Die europäischen Büromärkte seien bei guter Gesundheit. Die durchschnittlichen Büromieten im Euro-Raum seien im dritten Quartal 2016 um über drei Prozent und die Leerstandsquote sei aufgrund des starken Leasinggeschäfts und begrenzten Neuangebots die niedrigste seit 2009. Es stehe zu erwarten, dass Büromärkte, die wissensintensive Beschäftigungen anzögen, outperformen würden. Besonders positiv sei man für Berlin, Paris La Défense, Amsterdam und Barcelona gestimmt, wo man in den kommenden fünf Jahren mit dem höchsten Mietwachstum rechne. Der Bürosektor dürfte jedoch geringere Renditen erzielen als der Einzelhandel und die Industrie, da er im Zyklus weiter fortgeschritten sei, heißt es weiter.

„Die europäischen Einzelhandelsmärkte profitieren von einer Erholung der Konsumausgaben und insbesondere von einer Polarisierung in dem Sektor. In der heutigen crossmedialen Welt ist die Auswahl des richtigen Gebäudes am richtigen Standort für die Marke eines Unternehmens immer wichtiger geworden. Infolgedessen sind Einzelhändler bereit, höhere Nutzungskosten an den besten Standorten zu akzeptieren. Umgekehrt meiden sie weniger attraktive abgelegenere Gebiete, die anfälliger für den Wettbewerb von Online-Einzelhändlern sind. Wir rechnen damit, dass das Mietwachstum in den wertvollsten 1-A-Lagen in Dublin, CEE und spanischen Städten mittelfristig outperformen wird“, so Bar.

Der Industriemarkt habe von der Zunahme des Online-Einzelhandels profitiert und habe vor dem Hintergrund des Mietwachstums und Renditerückgangs ein halbwegs starkes Jahr 2016 erlebt. In CEE, Spanien und Irland sei zu erwarten, dass sich die Industriemärkte in den kommenden fünf Jahren überdurchschnittlich entwickelten. Das politische Risiko in Europa steige. Nach dem jüngsten italienischen Referendum, das zum Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi geführt habe, fände in den kommenden zehn Monaten eine Reihe von entscheidenden Wahlen statt. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe beschlossen, ihr Programm zur quantitativen Lockerung bis zum Ende des Jahres 2017 zu verlängern, um das Wachstum zu unterstützen. Allerdings habe die Bank auch signalisiert, dass sie allmählich von ihrer außergewöhnlich lockeren geldpolitischen Haltung abrücke, indem sie ihre Assetkäufe von 80 auf 60 Milliarden Euro pro Monat reduzieren werde, heißt es weiter.

„Dennoch erwarten wir, dass die europäischen Anleiherenditen aufgrund des schwachen Inflationsdrucks im historischen Vergleich niedrig bleiben. Die EZB-Prognose geht davon aus, dass die Inflation bis mindestens 2019 unter dem ausgegebenem Ziel bleibt. Wir rechnen damit, dass die Renditen europäischer Anleihen mittelfristig schrittweise zunehmen und unter den historischen Normen bleiben werden. Damit wird der Immobiliensektor in diesem Szenario weiterhin relativ attraktiv bleiben“, so Bar.

Das Risiko einer Korrektur an europäischen Anleihemärkten aufgrund von Arbitrageeffekten aus höheren US-Renditen könne jedoch nicht abgezinst werden. Wenn höhere Anleiherenditen nicht von einem schnelleren Wirtschaftswachstum und einer steigenden Inflation begleitet würden – und somit auch von einem höheren Mietwachstum – würden Immobilien eine niedrigere Prämie gegenüber Anleihen bieten. Dies würde die relative Attraktivität der Assetklasse beeinträchtigen, heißt es weiter.

„Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten rund um die politische Lage in Europa sowie des Risikos einer Korrektur an den Anleihemärkten, bleiben nicht rentable Vermögen mit geringem Wachstumspotential und Sekundärvermögen mit hohem Einkommensrisiko unattraktiv – vor allem in Peripherieländern. Hochwertige Vermögenswerte mit einem geringen Leasingrisiko und gewissen Wachstumspotenzial bleiben attraktiver“, so Bar.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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