Kommentar
10:34 Uhr, 08.08.2018

Europäische Aktien: Wann kommt die Zündung?

Als Anleger, der gerne daheim investiert, ist man etwas frustriert. Während US-Aktien immer noch sehr gut laufen, bleiben europäische Märkte zurück. Ändert sich das?

Europäische Aktienmärkte rennen US-Aktien hinterher. Das ist seit Jahren der Fall. Der Dax kann noch einigermaßen mithalten. Das liegt allerdings auch nur an der Berechnungsmethode des deutschen Leitindex. Dividenden werden berücksichtigt, während dies bei den meisten anderen Indizes nicht der Fall ist.

Betrachtet man die Sache auf europäische Ebene (Euro Stoxx 50), ist das Bild ziemlich ernüchternd. Viel anders sähe es auch nicht aus, wenn man den Dax als Kursindex heranziehen würde. Dieser klebt immer noch deutlich unter seinem Allzeithoch.

US-Indizes haben ihre Hochs aus dem Jahr 2008 weit hinter sich gelassen. In Europa sieht das anders aus (Grafik 1). Es ist ein geradezu trauriges Bild. Seit Anfang 2015 gab es keine neuen Hochs mehr. Der S&P 500 hat seither 35 % zugelegt.

Noch unangenehmer wird es, wenn man den heutigen Kursstand zu 2011 vergleicht. In 7 Jahren legte der Index gerade einmal um ein Fünftel zu. Der S&P 500 konnte mehr als 110 % nach oben schnellen. Damit ist die Divergenz der beiden Märkte inzwischen so dramatisch, dass man sich fragen muss, ob der Knoten in Europa nun endlich einmal platzt.

Dadurch, dass die Kurse in den USA so stark gestiegen sind, ist die Bewertungsdifferenz inzwischen sehr groß. Die Gewinne der Unternehmen sind in den USA schneller gestiegen als bei uns, allerdings waren die Kursanstiege noch stärker ausgeprägt. Inzwischen liegt das KGV in Europa ein Drittel tiefer als in den USA.

Weil sich in Europa seit 2015 nichts mehr getan hat, die Gewinne aber trotzdem gestiegen sind, ist das KGV heute niedriger als damals. Es ist vergleichbar mit dem Jahr 2013. US-Aktien muss man heute zu einem KGV kaufen, welches zuletzt nur zur Zeit der Technologieblase höher war. In Europa kann man ein wahres Schnäppchen machen.

Aus fundamentaler Sicht ist Europa attraktiv. Die Divergenz ist nicht nur bei den Kursen sehr hoch, sondern auch in der Bewertung. Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Aussichten auf Gewinnwachstum in den USA höher sind. Ein kleiner Aufpreis für US-Aktien ist durchaus gerechtfertigt.

Eigentlich müssten europäische Aktien durchstarten. Sie tun es aber nicht. Die Divergenz zwischen den USA und Europa wird mit jedem Monat einfach nur größer. Im Normalfall sollte der Knoten irgendwann platzen. Dabei kommt aber Chart 2 etwas ungelegen. Die Volatilität europäischer Aktien ist schon wieder auf historisch niedrigem Niveau.

In der Vergangenheit folgte einem so tiefem Level schnell ein Impuls nach oben. Dieser geht mit fallenden Kursen einher. Trotz einer geradezu skurrilen Divergenz der beiden Märkte, stehen die Karten für Europa nach wie vor nicht gut. Wann zündet der Markt also? Vermutlich gar nicht mehr...

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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