Europa: Sehr tragfähiges Fundament
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Die internationalen Aktienmärkte sind mit Schwung in die ersten beiden Handelstage des neuen Jahres gestartet. Zum Wochenende hin verflüchtigten sich aber die Zugewinne wieder. Die sehr starken Arbeitsmarktdaten machten Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank FED zunichte. Diese Spekulation hatte den Kursen seit Wochen mächtig Beine gemacht.
USA: Arbeitsmarktdaten waren zu heiß
Die Teilnehmer an den Aktienmärkten wollen es dieser Tage gerne lauwarm. Nicht zu schwach und nicht zu stark dürfen die Konjunkturdaten sein. Zu schwach wäre Gift für die Gewinnentwicklung der Unternehmen. Zu stark würde Gegenwind von der Zentralbank bedeuten, was allerdings nicht zwangsläufig Zinserhöhungen zu bedeuten hätte sind. Schon das Aufschieben von erwarteten Zinssenkungen schmeckt den Anlegern momentan gar nicht. Genau das hat der Arbeitsmarktbericht für Dezember aber am Freitag bewirkt und damit den sehr dynamischen Start in das Aktienjahr 2007 wieder zunichte gemacht. Statt erwarteter 100.000 neuer Stellen wurden nach Angaben des Arbeitsministeriums tatsächlich 167.000 Jobs geschaffen. Zugleich waren die Lohnkosten angestiegen. Die amerikanische Notenbank hat vor diesem Hintergrund keine Veranlassung, die Zinsen alsbald zu senken. Der Impuls, der die Aktienkurse in den vergangenen Wochen stimulierte, ist folglich erheblich schwächer geworden.
Die Geldpolitik ist jedoch nicht der einzige Einflussfaktor auf die Aktienkurse. Mit Blick auf die Gewinnentwicklung lässt der Arbeitsmarktbericht für die nahe Zukunft Gutes erwarten. Denn viele neue Arbeitsplätze bedeuten mehr Konsumnachfrage und bekanntlich steuert der private Verbrauch mit mehr als zwei Dritteln den Löwenanteil zur US-Wirtschaftsleistung bei. Hinzu kommt, dass der jüngste Rückgang des Ölpreises zusätzliche Kaufkraft freisetzt. Die Sorgen um die amerikanische Konjunktur sind folglich in der vergangenen Woche deutlich geringer geworden. Die Perspektiven für die US-Aktienmärkte sind dementsprechend gut.
Europa: Sehr tragfähiges Fundament
Die europäischen Aktienbörsen vollzogen die Entwicklung in den USA mit größerer Amplitude nach. Dem rasanten Start folgte auch hier ein starker Rückfall. Größere Bedeutung sollte dieser kurzfristigen Entwicklung aber nicht beigemessen werden. Die Kursperspektiven sind auch hierzulande gut. Das konjunkturelle Fundament ist äußerst tragfähig, vor allem in Deutschland, der größten Volkswirtschaft Europas. Zuletzt äußerte sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung optimistisch und hob die Wachstumsprognose für das laufende Jahr an. Statt bislang 1,4 Prozent wird das Plus des Bruttoinlandsproduktes jetzt bei 1,7 Prozent erwartet.
Hinzu kommen stimulierende Meldungen aus den Unternehmen. Der Chef der Deutschen Telekom kündigte beispielsweise im Neujahrsbrief an die Mitarbeiter weitere Kosteneinschnitte an. Zugleich will er Vertrieb und Service verbessern. Die T-Aktie profitierte davon spürbar, was den DAX stabilisierte, in dem sie mit fast 6 Prozent zu den Schwergewichten zählt.
Ein anderes DAX-Schwergewicht strauchelte indes: E.ON, mit über 9 Prozent der schwerste Titel im deutschen Leitindex) verloren im Wochenverlauf mehr als fünf Prozent. Belastend wirkt hier die Diskussion um hohe Energiepreise und wie diese gesenkt werden können. Außerdem sind Versorgeraktien überdurchschnittlich von der Zinsentwicklung abhängig. In Zeiten wieder attraktiver Kapitalmarktrenditen überlegt sich mancher Investor den Tausch aus Versorgeraktien in festverzinsliche Papiere.
Überhaupt könnte die Entwicklung der Zinsen in diesem Jahr einer der größten Risikofaktoren für europäische Aktien darstellen. Auch wir erachteten bislang das niedrige Zinsniveau als einen wichtigen Treiber für Dividendentitel. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist aber im Dezember stramm bis an die 4-Prozent-Marke hinaufgeklettert. Das klingt wieder attraktiv. Verlockend sind zudem die Kurzfristzinsen mit einem Euribor von zuletzt 3,7 Prozent und weitere Erhöhungen der EZB sind sehr wahrscheinlich. Bei negativen Überraschungen könnten massive Umschichtungen aus Aktien in Anleihen folgen. Das war auch während der Korrektur im Mai / Juni zu beobachten.
Japan: Yen-Schwäche dauert schon sehr lang
Japans Börsenjahr begann erst am Donnerstag und zählt daher erst zwei Handelstage. Dem Minus von knapp einem Prozent relativiert sich überdies im Hinblick auf die vorangegangene Rallye. Über zehn Prozent legte der Nikkei im Dezember zu, womit er es in lokaler Währung noch auf eine Performance von plus sieben Prozent im abgelaufenen Jahr brachte. In Euro gerechnet fällt die Bilanz jedoch enttäuschend aus. Die Schwäche des Yen verwandelt den Zugewinn in einen Verlust auf Jahressicht von 4 Prozent. Das zeigt einmal mehr das Risiko von Geldanlagen außerhalb des heimischen Währungsgebietes. Nach vorn geblickt könnte aber daraus auch eine Chance werden, denn der Yen befindet sich nun schon seit fast sechs Jahren auf Tauchfahrt zum Euro und hat in dieser Zeit rund 50 Prozent eingebüßt. Irgendwann bricht jeder Trend. Robuste Konjunkturdaten und eine Normalisierung der japanischen Geldpolitik könnten die Auslöser für eine Umkehr sein. Überdies diskutieren auch schon Politiker seit geraumer Zeit die Yen-Schwäche.
Ausblick: Alcoa beginnt die Q4-Berichtssaison
Die laufende Woche hält wenige wichtige Konjunkturdaten bereit. Nennenswert sind die deutsche und französische Industrieproduktion im November am Dienstag und Mittwoch sowie die amerikanischen Einzelhandelsumsätze im Dezember am Freitag. Außerdem treffen sich am Donnerstag die obersten Währungshüter der Eurozone zu ihrem regulären Treffen. Eine Zinserhöhung wird nicht erwartet. Schließlich startet Alcoa am morgigen Dienstag traditionell die amerikanische Berichtssaison über das abgelaufene Geschäftsjahr.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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