Europa: Schuldenkrise bleibt ganz oben auf der Agenda
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Nach freundlichem Auftakt drehten die internationalen Aktienmärkte zum Wochenende ins Minus. Ein schwacher US-Arbeitsmarktbericht und neue Negativschlagzeilen in Sachen Schuldenkrise verunsicherten die Marktteilnehmer.
USA: Arbeitsmarkt enttäuscht
Nach der feiertagsbedingten Pause am Montag (Unabhängigkeitstag) starteten die US-Aktienmärkte freundlich in die vergangene Handelswoche. Rückenwind kam dabei von der Konjunkturseite. Die Auftragseingänge in der Industrie legten um 0,8 Prozent zu und darüber hinaus stieg die Zahl der Beschäftigten im privaten Sektor (ADP) unerwartet stark an. Am Freitag musste der Dow Jones Industrial Average jedoch einen Großteil seiner Gewinne wieder abgeben. Entgegen den Erwartungen der Marktteilnehmer kam es am gesamten US-Arbeitsmarkt nicht zu der lang ersehnten Trendwende. Im Juni wurden lediglich 18.000 neue Stellen geschaffen, knapp 100.000 weniger als zuvor angenommen. Zu allem Überfluss wurde auch noch der Beschäftigungsaufbau aus den Vormonaten nach unten korrigiert. Die Daten zeigen, dass die US-Wirtschaft weiterhin in einem zähen Erholungsprozess steckt. Wie aus dem Bericht hervorging, belasteten vor allem die Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst. Allein in Minnesota befinden sich derzeit etwa 20.000 der gut 36.000 Staatsbediensteten im Zwangsurlaub. Wichtige Straßenbauprojekte wurden nun gestoppt und die Nationalparks trotz Hochsaison geschlossen. Wenige Tage zuvor hatte die Ratingagentur Fitch dem US-Bundesstaat bereits die beste Bonitätsnote abgesprochen. Seit Wochen streiten sich Gouverneur und Parlament um den Haushalt und noch immer ist keine Einigung in Sicht.
Gleiches droht weiterhin auch der Regierung in Washington. Auch hier hatte es bereits Warnschüsse von den Ratingagenturen gegeben. Bisher ist aber noch keine Lösung für den aktuellen Staatshaushalt in Sicht. Um eine Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden, müssen Demokraten und Republikaner bis Anfang August eine Einigung erzielen. Dass die Kursverluste am Aktienmarkt angesichts der Nachrichtenlage nicht noch größer ausfielen, ist im Wesentlichen den leicht positiven Konjunkturhoffnungen geschuldet. Die Arbeitsmarktdaten als klassisch spät-zyklische Indikatoren stehen den optimistischen Prognosen dabei nicht entgegen, da sie eher ein rückwirkendes Bild der US-Wirtschaft wiedergeben. Viele Marktteilnehmer erhoffen sich zudem positive Signale aus der anstehenden Berichtssaison. Bereits am Montag eröffnet traditionell der Aluminiumkonzern Alcoa den Reigen. Im Laufe der Woche folgen dann noch J.P. Morgan und die Citigroup.
Europa: Schuldenkrise bleibt ganz oben auf der Agenda
Am europäischen Aktienmarkt ist derzeit keine Spur von einem Sommerloch. In der vergangenen Handelswoche mussten Investoren ihre Hoffnungen begraben, dass nach der Zustimmung des griechischen Parlaments zu weiteren Sparmaßnahmen etwas Ruhe eintreten könnte. Mit der Herabstufung Portugals um vier Stufen auf einen Ramschstatus durch die Ratingagentur Standard&Poors kamen Bankaktien erneut unter Druck. Zudem droht die Schuldenkrise nun auch noch Italien zu erfassen. Hintergrund ist eine Korruptionsaffäre in die Wirtschaftsminister Tremonti verwickelt sein soll. Tremonti gilt als Garant des Sparkurses der Regierung. Sollte sich der Verdacht erhärten droht die Regierung um Silvio Berlusconi an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Entsprechend stark litten daher die Kurse italienischer Banken. Die Papiere der Unicredit mussten wegen starker Verluste am Freitag sogar kurzfristig vom Handel ausgesetzt werden. Auf Wochensicht gab die Notierung knapp 20 Prozent nach. Für den EURO STOXX 50 bedeutete dies ein Minus von drei Prozent.
Deutschland: Thyssen-Krupp platziert Aktien
In Deutschland fielen die Wochenverlust mit 0,2 Prozent vergleichsweise moderat aus. Allerdings gab es auch hier Werte mit negativem Vorzeichen, allen voran die Papiere von Thyssen-Krupp. Der Stahlkonzern hat ein selbstgehaltenes Aktienpaket in Höhe von 9,6 Prozent des Grundkapitals an der Börse platziert und damit den Kurs um fast sieben Prozent nach unten gedrückt. Mit den Einnahmen von rund 1,6 Mrd. Euro soll der Schuldenstand des Unternehmens erheblich gesenkt werden. Zusätzlich könnte Geld für einen Kartellstreit benötigt werden. Thyssen-Krupp steht unter Verdacht, Preise für Eisenbahnschienen manipuliert zu haben.
Neben Thyssen-Krupp gab es aber auch eine Reihe von Unternehmen mit positiven Nachrichten. Aktien der Deutschen Börse verteuerten sich z.B. um mehr als vier Prozent, nachdem die Aktionäre der Nyse Euronext der Fusion beider Häuser zugestimmt hatten. Zu den weiteren Gewinnern gehörten die Papiere von Henkel und K+S, die ebenfalls jeweils knapp vier Prozent zulegten.
Abseits der vielbeachteten Dax-Werte entwickelte sich ein Großteil der Nebenwerte zuletzt ganz hervorragend, sodass der MDax nur noch wenige Punkte von seinem Allzeithoch entfernt ist. Besonders Titel aus dem Maschinenbau profitieren stark von der hohen Exporttätigkeit Deutschlands. Mit 50 Titeln ist der Index auch etwas breiter aufgestellt und bildet die Entwicklung der verschiedenen Branchen gut ab.
Ausblick In den USA werden die Einzelhandelsumsätze und das Konsumklima der Uni Michigan erwartet. Für beide Daten rechnen Analysten mit steigenden Werten. Darüber hinaus wird in China die erste Schätzung für das BIP im zweiten Quartal abgegeben.
Wichtige Impulse kann auch die in dieser Woche beginnende US-Berichtssaison liefern. Die Erwartungen sind allerdings hoch gesteckt.
Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 177,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2010, davon 103,9 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,5 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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