Fundamentale Nachricht
12:35 Uhr, 26.02.2014

Europa rechnet die Schulden klein

Die Defizitquoten in Europa sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Europa führt nun eine neue Methode zur Berechnung des BIP ein. Der Schuldenstand verringert sich dadurch gemessen am BIP.

Die Verschuldung der Industriestaaten ist seit Beginn der Finanzkrise merklich gestiegen. Seitdem philosophieren Volkswirte darüber, wie der Schuldenberg abgetragen werden kann. Europa hat nun eine "innovative" Möglichkeit gefunden, die Defizitquote zu senken - und das ganz ohne schmerzhafte Einschnitte für die Bevölkerung. Es ist ganz simpel: Die Schulden werden einfach klein gerechnet! Oder: Was nicht passt wird passend gemacht!

Im September soll auf europäischer Ebene eine neue Methode zur Berechnung des BIP zur Anwendung kommen. Künftig werden zum Beispiel Mittel für Forschung und Entwicklung sowie Militärausgaben als Investitionen eingestuft. Die BIP-Zahlen erhöhen sich dadurch. Das Statistische Bundesamt schätzt, dass es dadurch zu einem rechnerischen Anstieg des ausgewiesenen BIP in Deutschland um etwa 3 Prozent kommt. In der Folge werden Defizitquote und Schuldenstand gemessen am BIP sinken.

RWI-Chefvolkswirt Roland Döhrn geht davon aus, dass die Defizitquote für 2012 dadurch von 81,0 Prozent auf rund 78,5 Prozent sinken könnte. DIW-Ökonom Georg Erber rechnet damit, dass die Politiker sich nach den Europawahlen und der Wiederwahl der EU-Kommission einen Schuldenabbau als Erfolg anrechnen werden, den es gar nicht gegeben hat. "Ich vermute, dass man dann freundlich verkündet, dass es deutliche Fortschritte beim Schuldenabbau gibt," sagte er dem Wall Street Journal Deutschland.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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