Europa erholt sich langsam
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London (BoerseGo.de) - Aus politischer Sicht herrscht in Europa stets eine gewisse Unsicherheit, da in der Europäischen Union eine Vielzahl verschiedener Meinungen kursiert, wie die Probleme angegangen werden sollten. Allerdings haben die Märkte derartige Risiken bereits erkannt und in die aktuellen Kurse eingepreist. Aufgrund der Schuldenkrise wird Europa als Region gegenüber dem Rest der Welt seit längerer Zeit mit einem Abschlag gehandelt, wie Cédric de Fonclare, Fondsmanager des Jupiter European Opportunities Sicav, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Neben der relativ niedrigen Bewertung habe Europa in den letzten Wochen mehrere positive konjunkturelle Überraschungen erlebt, die zu einer neuerlichen Gewinndynamik beitragen könnten. Die Zahlen aus der Fertigungsindustrie und dem Dienstleistungsgewerbe seien besser ausgefallen als erwartet, wobei Deutschland hier eine Vorreiterrolle gespielt habe. Ebenfalls seien in den Peripherieländern Anzeichen für eine Stabilisierung zu beobachten, wenn auch auf niedrigerem Niveau, heißt es weiter.
„Wir halten es daher für möglich, über politische Risiken hinwegzusehen und das Potenzial für Umsatzsteigerungen auf Unternehmensebene zu bewerten. Jedoch herrscht noch immer die Annahme, dass europäische Unternehmen aufgrund restriktiver arbeitsrechtlicher Bestimmungen nicht wettbewerbsfähig seien. In Wirklichkeit sind viele Unternehmen in ihren Nischen indes Weltmarktführer und somit äußerst wettbewerbsfähig. Wo arbeitsrechtliche Beschränkungen von Belang sind, haben die meisten Unternehmen längst durch eine Verlagerung der Produktion ins Ausland reagiert. Dennoch handelt es sich hierbei nach wie vor um einen wichtigen Faktor, und wir vermeiden Sektoren, in denen ungünstige arbeitsrechtliche Bestimmungen gelten“, so de Fonclare.
Unterdessen werde die gesamte europäische Region bereits seit einigen Jahren durch den Entschuldungsprozess im öffentlichen Sektor in Mitleidenschaft gezogen. Dies gelte vor allem für jene Bereiche, die direkt oder indirekt auf Ausgaben der öffentlichen Hand angewiesen seien, wie Infrastruktur, Verteidigung und Krankenhäuser. Darüber hinaus schlügen sich Schuldenabbau und höhere Steuern in einer geringeren Kaufkraft der Verbraucher nieder. Allerdings gebe es noch zahlreiche diversifizierte Unternehmen, die nicht von den Ausgaben der öffentlichen Hand oder gar den nationalen Volkswirtschaften abhängig seien, und deren Geschäfte sich nach wie vor vielversprechend entwickeln, schreibt der Fondsmanager weiter.
„In Anbetracht der Art und Weise, wie die makroökonomischen Aussichten in Europa weiterhin von der Politik beeinflusst werden, ist es mit Blick auf die Zukunft unmöglich vorherzusagen, welche Ereignisse sich als die entscheidendsten erweisen werden. Dennoch gehe ich nicht von einer V-förmigen Erholung in Europa aus, sondern rechne vielmehr mit einer langsamen Rückkehr zu einem wirtschaftlichen Gleichgewicht. Von wesentlicher Bedeutung wird hierbei sein, wie sich die Weltkonjunktur in den kommenden Jahren entwickeln wird“, so de Fonclare.
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