Kommentar
15:27 Uhr, 16.06.2008

Euroland: Inflationsrate auf Rekordhoch von 3,7 %

1. Die vorläufige Inflationsschätzung von Eurostat für Mai wurde heute leicht auf 3,7 % yoy heraufrevidiert. Dies entspricht einem sowohl unbereinigten als auch saisonbereinigten Anstieg von 0,6 % mom. 1,22 Prozentpunkte des Jahresanstieges gehen auf höhere Lebensmittelpreise zurück, 1,35 Prozentpunkte auf höhere Energiepreise. Die Kernrate liegt daher mit 1,7 % yoy weiterhin im Zielbereich der EZB. Der Preisanstieg bei Industriegütern ohne Energie lag mit 0,7 % yoy auf einem Niveau, das in den letzten zwei Jahren nur kurz im Juli und August 2006 unterschritten wurde. Dies mag auf einen starken Euro zurückgehen; es spricht jedenfalls nicht für die These, dass die preisdämpfenden Effekte der Globalisierung im Fertigwarenbereich bereits Vergangenheit sind. Insbesondere der Preisanstieg für Bekleidung und Schuhe – die „klassischen Chinaprodukte“ – liegt mit 0,7 % yoy niedriger als vor einem Jahr mit 1,3 % yoy. Kraftwagen – ein Produkt, das größtenteils im Euroraum hergestellt werden dürfte – sind heute sogar im Durchschnitt 0,3 % günstiger als vor 12 Monaten.

2. Wir beobachten weiter sehr genau die Inflationsraten im Dienstleistungsbereich, da er das Segment darstellt, in dem Zweitrundeneffekte auf wahrscheinlichsten sind. Den aktuellen Anstieg von 2,3 % auf 2,5 % halten wir allerdings für unproblematisch, da der Vormonat aufgrund der Lage des Osterfestes etwas nach unten verzerrt war. Die Jahresrate liegt nun wieder auf dem Durchschnittsniveau 2007. Da 2007 die deutsche Mehrwertsteuererhöhung die Preise etwas nach oben trieb, ist dies keine Inflationsentwarnung. Es ist aber auch kein klares Zeichen für eine sich materialisierende Lohn-Preisspirale.

3. Die aktuelle Rohstoffpreisentwicklung dürfte im Juni zu einem geringen zusätzlichen Inflationsbeitrag führen. Dieser sollte allerdings etwas geringer ausfallen als im Juni 2007, sodass die Jahresrate auf 3,6 % zurückgehen sollte. Im August 2008 ist erneut mit einer Inflationsrate von 3,7 % zu rechnen, bei ungünstigen Rohstoffpreisen ist sogar ein neues Rekordhoch möglich.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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