Euroland: Einkaufsmanagerindizes streben im Oktober weiter nach oben – Frankreich hängt Deutschland ab
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1. Die Einkaufsmanagerindizes Eurolands stiegen im Oktober wieder spürbar an. Sowohl der Index für das verarbeitende Gewerbe als auch der für die Dienstleister konnten um rund 1,4 Punkte zulegen und notieren nun beide im offiziellen Expansionsbereich (50,7 bzw. 52,3 Punkte). Der Gesamtindex nahm sogar um rund 1,9 Punkte auf 53,0 zu, weil es derzeit vor allem die Produktions- bzw. Geschäftsaktivität ist, die sich dynamisch nach oben entwickelt. Der Gesamtindex setzt sich zusammen aus der Produktionskomponenten des Index des verarbeitenden Gewerbes, die mit 2,4 Punkten überdurchschnittlich stark zunahm, und dem Index der Dienstleister, der wiederum lediglich deren Geschäftsaktivität widerspiegelt (also kein zusammengesetzter Indikator ist wie der des verarbeitenden Gewerbe).
2. Auffallend an den heute veröffentlichten Daten ist, dass sich die französischen Indizes deutlich dynamischer entwickeln als die deutschen. Im verarbeitenden Gewerbe kletterte der Index Frankreichs um 1,9 auf jetzt sogar schon 55,3 Punkte. In Deutschland gab es einen etwas leichteren Anstieg um 1,5 Punkte auf nur 51,1. Noch deutlich extremer sind die Unterschiede bei den Dienstleistern. Hier sprang der französische Index so stark nach oben wie noch nie, nämlich um 4,6 auf jetzt 57,8 Punkte. In Deutschland hingegen gab es einen Rückgang um 1,2 auf 50,9 Punkte. Eine Erklärung für diese nationalen Diskrepanzen könnte sein, dass die Abwrackprämien jenseits des Rheins noch stärker wirken als diesseits. Stabilisierend könnte sich dort die eigene nationale Prämie auswirken, die erstens immer noch läuft (im Gegensatz zur deutschen) und zweitens auch nächstes Jahr noch weiterlaufen wird (wenn auch in geringerer Höhe als dieses Jahr). Auch könnte sich der höhere Staatsanteil in Frankreich in der Krise stabilisierend ausgewirkt haben. Schließlich scheint das französische Bankensystem sich in der Krise besser aus der Affäre gezogen zu haben als das deutsche.
3. Die Einkaufsmanagerindizes zeigen, dass die Erholung Eurolands im laufenden Quartal weitergeht. Ihre Stärke dürfte aber (trotz der heute positiven Überraschung) nicht übermäßig sein. Denn das derzeitige Niveau des Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes ist auch kompatibel mit einer Stagnation der Industrieproduktion Eurolands von September bis Jahresende 2009. Das kann aus dem obigen Schaubild abgelesen werden. Denn unterstellt man, dass die Industrieproduktion Eurolands ab September von Monat zu Monat unverändert bleibt, also stagniert, dann steigen ihre Veränderungsraten im Vergleich zum Vorjahr (yoy-Raten) ganz von selbst deutlich an. Das liegt daran, dass vor einem Jahr nach der Pleite der USInvestmentbank Lehman Brothers die Produktion ab Oktober extrem stark weg gebrochen ist und sich seit dem Frühjahr aber schon wieder erholt. Es liegt also ein so genannter Basiseffekt vor, der sich nun gleichsam herauswächst. Nun passt der Verlauf des Einkaufsmangerindex des verarbeitenden Gewerbes aber besonders gut zu den Jahresveränderungsraten (wie im Schaubild dargestellt). Und führt man dieses Gedankenexperiment zu Ende, unterstellt man also einfach bis Ende 2010 Stagnation der Industrieproduktion, dann könnte auch der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes noch bis auf rund 55 Punkte Anfang 2010 steigen, ohne dass das ein Zeichen für eine überbordende wirtschaftliche Dynamik wäre. Insofern passen die heutigen Daten zu unserer Prognose für das Euroland-Bruttoinlandsprodukt: Wir erwarten für das abgelaufene dritte Quartal ein kräftiges Plus von mindestens 0,6 % qoq, für das Schlussquartal aber nur gut 0,2 % qoq und für den Jahresstart sogar nicht mehr als eine Stagnation (wegen der auslaufenden Impulse von den Abrackprämien).
Quelle: DekaBank Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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