Kommentar
13:03 Uhr, 23.11.2009

Euroland: Einkaufsmanagerindizes im November fast wieder normal, Dynamik lässt aber nach

1. Die Einkaufsmanagerindizes Eurolands stiegen im November erneut an. Der Index des verarbeitenden Gewerbes nahm um knapp 0,3 auf 51,0 Punkte zu, der der Dienstleister um 0,6 auf 53,2 Punkte. Der Gesamtindex stieg um rund 0,7 auf 53,7. Das war im Falle des verarbeitenden Gewerbes etwas weniger als von den meisten Konjunkturbeobachtern erwartet, im Falle der Dienstleister und des Gesamtindex etwas mehr (Reuters-Umfragen: 51,2 bzw. 52,8 bzw. 53,4 Punkte).

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2. Die Indizes notieren nur noch knapp unter ihren langjährigen Durchschnittswerten von vor der Zuspitzung der Krise im zweiten Halbjahr 2008. Dabei liegt der Gesamtindex, der die Output-Indizes des verarbeitenden Gewerbes und der Dienstleister kombiniert mit 53,7 Punkten am nächsten an seinem Mittelwert bis Juni 2008, der 54,5 Punkte beträgt. Danach folgt das verarbeitende Gewerbe, dessen Index noch 1,2 Punkte bis zum entsprechenden Durchschnitt fehlen. Der Dienstleisterindikator müsste noch 1,6 Punkte gutmachen. Allerdings hat die Dynamik der Index-Anstiege nun deutlich abgenommen. Und erstmals seit Februar sind die Unterindizes für die Neuaufträge sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleistern gesunken. Der Index der Neuaufträge der Industrie hatte von Februar bis Oktober um 25,5 Punkte (!) zugelegt und war bis auf 53,7 Punkte gestiegen. Jetzt steht er bei 53,6 Punkten. Deutlicher war der Rückgang des Index für das Neugeschäft der Dienstleister, der von Oktober auf November um 1,5 Punkte auf 51,2 sank, nachdem er zuvor seit Februar um 16,9 Punkte geklettert war. Diese Entwicklung ist ein erster Hinweis auf einen schwierigen Jahresstart 2010, wenn die Impulse von den diversen Abwrackprämien Eurolands merklich nachlassen und die Konjunktur belasten sollten.

3. Weiterhin scheint es so zu sein, dass die Lokomotiven der derzeitigen Erholung Deutschland und Frankreich sind. Für Deutschland konnten sowohl der Index des vearbeitenden Gewerbes (um 1,0 auf 52,0 Punkte) als auch der der Dienstleister (um 0,8 auf 51,5 Punkte) ansteigen. In Frankreich sank zwar der Index der Industrie um 1,4 Punkte, aber von einem bereits sehr hohen Niveau, sodass er nun bei immer noch 54,2 Punkten steht. Außerdem zeigte sich der französische Dienstleisterindex von seiner ganz starken Seite. Er kletterte erneut spürbar an (um rund 2,7 Punkte) und notiert nun bei 60,4 – so hoch wie seit Oktober 2006 nicht mehr. Damit konnte der Index seit Juli um fast 15 Punkte zulegen. Nähere Gründe für diese furiose Entwicklung teilte der Datenanbieter leider nicht mit. Es ist davon auszugehen, dass eine Kombination aus Erholung im verarbeitenden Gewerbe, von der Unternehmensdienstleister profitieren, aus Erholung im Finanzsektor, der in Frankreich relativ gut dasteht, und Erholung des privaten Konsums (Mehrwertsteuer für Gaststätten wurde gesenkt) am Werke ist. Die große Differenz zu den übrigen Euroländern bleibt dennoch zum Teil ein wenig rätselhaft.

4. Deutlich weniger dynamisch muss es aber in den übrigen Euroländern aussehen. Denn heute wurden – wie gewöhnlich – neben den aggregierten Euroland-Daten nur die nationalen Daten für Deutschland und Frankreich veröffentlicht. Hieraus kann aber berechnet werden, wie die durchschnittliche Entwicklung in den übrigen Euroländern gewesen ist, für die Einkaufsmanagerindizes erhoben werden (die Schwergewichte sind hier Italien und Spanien): Für das verarbeitende Gewerbe ging es im November außerhalb Deutschlands und Frankreichs durchschnittlich um 0,2 Punkte nach oben, bei den Dienstleistern kam es im Mittel sogar zu einem Rückgang um 1,3 Punkte. Das könnte zum Teil mit einer sehr positiven Sonderentwicklung der italienischen Vormonatsdaten zusammenhängen, die sich nun wieder zurückgebildet haben dürfte. In jedem Fall ist dies jedoch als Enttäuschung zu bezeichnen.

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5. Die Entwicklung der Einkaufsmanagerindizes passt zu unserer Prognose für das Bruttoinlandsprodukt Eurolands. Für das laufende Quartal erwarten wir ein Plus in Höhe von 0,4 % qoq, für das erste Quartal 2010 Stagnation.

Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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