Euroland: Einkaufsmanagerindizes - Deutschland immer schwächer
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Der Gesamtindex der Einkaufsmanager für Euroland fiel nach einem Zwischenstopp im Vormonat im September nun wieder spürbar von 48,2 auf 47,0 Punkte. Das ist der schlechteste Wert seit November 2001. Die Mehrzahl der Konjunkturbeobachter wurde durch diese Veröffentlichung enttäuscht (Reuters-Median: 47,8; DekaBank: 47,0). Dabei gab es durchaus unterschiedliche Entwicklungen bei den Dienstleistern und im verarbeitenden Gewerbe: Während der Index der Dienstleister kaum von 48,5 auf 48,2 Punkte nachgab, brach der Indikator des verarbeitenden Gewerbes um 2,2 auf 45,3 Punkte ein.
2. Von der Preisfront kam – in Einklang mit der Konjunkturschwäche – erneut Entspannung. Die Preisindizes der Einkaufsmanagerumfrage haben sich im September den zweiten Monat in Folge mit großen Schritten von ihren Höchstständen entfernt und signalisieren abnehmenden Inflationsdruck. Hierzu passend sind auch wieder die Einschätzungen der Lieferzeiten gesunken, was rückläufige Kapazitätsengpässe und damit nachlassenden Preisdruck anzeigt.
3. Wie üblich wurden mit den Indizes für Euroland heute auch diejenigen für Deutschland und Frankreich veröffentlicht, nicht aber die Indikatoren für die übrigen Volkswirtschaften des Euroraums. Hier ist zunächst festzustellen, dass sich die Einkaufsmanagerindizes Deutschlands mitten in einem kräftigen Abwärtstrend befinden, selbst wenn ihre Niveaus immer noch (gemessen an den Euroland-Werten) überdurchschnittlich sind: Der deutsche Index des verarbeitenden Gewerbes gab zwar „nur“ um 1,6 auf 48,1 Punkte nach, der Dienstleisterindex fiel allerdings gegen den Eurolandtrend um über 2 Punkte auf 49,3 und notiert nun im Kontraktionsbereich.
4. In Frankreich sah die Entwicklung anders aus: Hier kollabierte der Index des verarbeitenden Gewerbes gleichsam und notiert nur noch bei 43,6 Punkten. Besonders erschreckend gestaltet sich dort die Entwicklung der Neuaufträge. Der entsprechende Index sank auf nur noch 38,6 Punkte, einen so niedrigen Wert hat er noch nie seit seiner ersten Berechnung im April 1998 aufgewiesen! Dafür konnte sich der Dienstleisterindex völlig unerwartet in den Expansionsbereich retten und stieg von 48,0 auf 50,4 Punkte. Der seit Mitte Juli stark gesunkene Ölpreis dürfte hier geholfen haben – vor allem Transport- und Tourismusunternehmen wie auch dem Hotel- und Gaststättengewerbe aufgrund der rückläufigen gefühlten Inflation.
5. Für Euroland insgesamt ist erstaunlich, dass die jüngsten Finanzmarktturbulenzen nicht stärker den Einkaufsmanagerindex der Dienstleister nach unten gezogen haben. Hier ist durchaus denkbar, dass es erst zu einem verzögerten Effekt kommt. Dies war auch vor einem Jahr zu beobachten, als die Finanzkrise ausbrach. Damals ging der Index erst im September in die Knie, obwohl schon Ende Juli 2007 die ersten gravierenden Probleme aufgetreten waren. Dass der Abwärtstrend des Dienstleisterindex noch nicht beendet ist, zeigen aber auch die (nicht saisonbereinigten) Geschäftserwartungen der Serviceanbieter. Diese sind stärker als in einem September üblich gesunken und markieren ein neues Allzeittief.
6. Der Ausblick für die Euroland-Wirtschaft hat sich mit den heutigen Zahlen wieder verschlechtert. Denn erstens sind sämtliche Auftragsindizes (Neuorders, Exportorders, Orderbestand) des verarbeitenden Gewerbes wieder deutlich rückläufig gewesen und zweitens sind die Geschäftserwartungen der Dienstleister abermals auf einen neuen Tiefststand gesunken. Wir erwarten weiterhin eine relativ milde Rezession in Euroland, die bereits im zweiten Quartal 2008 eingesetzt hat.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.