Euroland: Die Luft wird dünner
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Die vergangene Woche wurde diesseits und jenseits des Atlantiks von den Quartalsberichten der Unternehmen bestimmt. Dabei mussten Finanzinstitute erneut hohe Abschreibungen hinnehmen und sahen sich vermehrt zu Kapitalerhöhungen gezwungen. Andere Branchen konnten jedoch mit starken Zahlen und einem positiven Ausblick überzeugen. Die Finanzkrise scheint somit (noch) nicht in der Realwirtschaft angekommen zu sein. Insgesamt hat sich die Stimmung an den Weltbörsen zuletzt aufgehellt.
USA: Quartalssaison bisher mit positivem Verlauf
Etwas mehr als die Hälfte der 500 Werte im S&P 500 Index haben inzwischen ihre Quartalszahlen vorgelegt. Grund genug eine erste vorsichtige Bilanz zu ziehen. 60 Prozent konnten die Markterwartungen schlagen. Die ausgewiesenen Gewinne reduzierten sich jedoch um durchschnittlich 12,8 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Finanzwerte haben die Unternehmen jedoch 8,3 Prozent mehr verdient. Auch das ist ein Indiz, dass es sich bisher um eine Finanzkrise handelt, die nur begrenzt auf die Realwirtschaft ausstrahlt. Weltweit agierende Industrieunternehmen können derzeit gar vom schwachen US-Dollar profitieren und konnten ihre Exporte kräftig steigern. Beleg dafür war auch der Auftragseingang für langlebige Güter. Ein überraschender Anstieg von 1,5 Prozent im produzierenden Gewerbe dämpfte die Konjunktursorgen vieler Analysten. In der Folge sahen wir steigende Notierungen.
Einige Werte, darunter auch Microsoft, enttäuschten hingegen mit ihrer Gewinnprognose und den Zahlen zum jüngsten Quartal. Während die Nachfrage nach der Spielekonsole Xbox positiv zum Ergebnis beitragen konnte, weiteten sich die Verluste bei Online-Aktivitäten aus. Der Konzern bekräftigte in diesem Zusammenhang nochmals die angestrebte Übernahme der Internetfirma Yahoo. Sollte bis Ende der Woche keine gütliche Einigung zu Stande kommen, sei man auch zu einer feindlichen Übernahme bereit. Yahoo-Aktien gaben daraufhin ebenfalls ab.
Ende der Woche könnten US-Bürger noch vor dem Frühstück zum Briefkasten stürmen. Dann versendet die amerikanische Steuerbehörde die im Rahmen des Konjunkturpakets beschlossenen Schecks mit einer Steuerrückzahlung. Durchschnittlich 1500 bis 1800 US-Dollar erhalten die Haushalte. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die US-Bürger die Mehreinnahmen wir geplant zum Konsum verwenden werden. Die Krise am Häusermarkt und die Benzinpreise belasten die US-Haushalte stark.
Euroland: Die Luft wird dünner
Zu Beginn der vergangenen Woche gaben die Notierungen an den europäischen Börsen leicht nach. Grund dafür waren wiederholt Wertberichtigungen bei Finanzwerten. So musste die Schweizer Großbank Credit Suisse erneut 3,7 Mrd. Euro abschreiben mehr als von Anlegern erwartet. Mit insgesamt 27 Mrd. Euro führt das Haus, gemessen an ihrem Wert, die weltweite Liste der von der Finanzkrise am stärksten betroffenen Häuser an. Auch die britische Royal Bank of Scotland sah sich gar gezwungen, eine Kapitalerhöhung von 12 Mrd. Euro durchzuführen. So führten die Finanztitel die wöchentliche Verliererliste geschlossen an.
Ab Mitte der Woche traten Quartalszahlen aus anderen Sektoren in den Vordergrund, die vielfach positiv überraschten. In der Folge sahen wir festere Notierungen. Insbesondere die Chemiewerte Bayer und BASF konnten überzeugen. Während die steigenden Nahrungsmittelpreise vielerorts mit Sorge betrachtet werden, rieb man sich in den Zentralen der beiden DAX-Werte die Hände. Die erhöhte Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln für Getreide bescherte den Konzernen satte Gewinne. Der größte Wochengewinner im EuroStoxx 50 war jedoch die Aktie des Mobilfunkherstellers Ericsson. Die Schweden verloren zwar Boden auf den Branchenprimus Nokia und blieben auch mit ihrem Quartalsergebnis hinter den Erwartungen von Analysten zurück, ein positiver Ausblick für das Gesamtjahr wurde jedoch gefeiert. Am Ende der Woche verbuchte die Aktie ein sattes Plus von 22,5 Prozent. Kräftig steigen konnte auch der Chiphersteller Infineon. Die Tochter Qimonda sorgte zwar für enorme Verluste, den gleichzeitig angekündigten Verkauf würdigte die Börse allerdings mit Kursgewinnen von über 10 Prozent.
Der optimistische Ausblick vieler Konzerne überdeckte die schwachen Konjunkturdaten der Woche. Am Donnerstag zeigte der ifo-Index ebenso einen Rückgang an wie die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone einen Tag zuvor. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank auf den niedrigsten Stand seit Februar 2006. Damit trübt sich das konjunkturelle Bild weiter ein. Angesichts dieser Entwicklung könnte die Luft auf kurze Sicht dünner werden. DAX und EuroStoxx 50 kommen ihren Höchständen aus dem Februar wieder sehr nahe. Der DAX sollte die Marke von 7000 Punkten jedoch nur mit deutlich positiven Nachrichten nachhaltig nehmen können. Die weiter an Fahrt gewinnende Berichtsaison könnte diese liefern. Ein Abprallen an dieser wichtigen Marke ist aber ebenso denkbar, wenn der Fokus wieder auf wichtige Konjunkturzahlen gelenkt wird.
Ausblick
Die Quartalsberichterstattung in Europa bleibt das vorherrschende Thema. Einige DAX-Schwergewichte werden berichten. Interessanter als das Ergebnis wird der Ausblick sein. Mit Spannung werden dabei die Zahlen der Deutschen Bank erwartet. Analysten halten eine Gewinnwarnung ebenso vorstellbar, wie eine Kapitalerhöhung und glauben nicht, dass der deutsche Branchenprimus die Finanzkrise glimpflich überstanden hat.
Auf konjunktureller Seite könnte der US-Arbeitsmarktbericht die Märkte nachhaltig bewegen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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