Euroland: Bruttoinlandsprodukt - Zwischenlandung erfolgt
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1. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Eurolands nahm laut einer ersten Schätzung Eurostats (zu der noch keine Details veröffentlicht wurden) im vierten Quartal um 0,4 % qoq (2,3 % yoy) zu, nachdem es im Vorquartal noch um 0,8 % qoq (2,7 % yoy) gestiegen war. Dies übertraf die Erwartungen der meisten Konjunkturbeobachter (Bloomberg-Median: 0,3 % qoq; DekaBank: 0,3 % qoq). Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass die als sehr schwach erwarteten italienischen Zahlen noch keinen Eingang in diese BIP-Berechnung gefunden haben. Deshalb ist es durchaus denkbar, dass das BIP-Wachstum des vierten Quartals demnächst auf 0,3 % qoq nach unten korrigiert werden wird.
2. Die Entwicklungen in den großen Volkswirtschaften der Eurozone, für die Daten veröffentlicht wurden, fielen heterogen und teils überraschend aus. Während das BIP Deutschlands und Frankreichs den Erwartungen entsprechend um je 0,3 % qoq anstieg, legte es in Spanien mit 0,8 % qoq und in den Niederlanden sogar mit 1,2 % qoq deutlich kräftiger zu als von den meisten Konjunkturbeobachtern geschätzt.
3. Für Spanien, dessen BIP im vierten Quartal mit 0,8 % qoq (3,5 % yoy) nach 0,7 % qoq (3,8 % yoy) wuchs (Bloomberg-Median: 0,7 % qoq; DekaBank: 0,8 % qoq) wurden noch keine Details veröffentlicht. Lediglich teilte das nationale Statistische Amt INE mit, dass das nachlassende Wachstum der Binnennachfrage (Schwäche der Bauinvestitionen und sinkende Konsumdynamik sollten hier ursächlich sein) zum Teil durch einen verbesserten Außenbeitrag kompensiert werden konnte. Angesichts sich seit letztem Sommer rapide eintrübender Stimmungsindikatoren – das Konsumentenvertrauen in nationaler Abgrenzung notiert nun auf einem Allzeittief, die Einkaufsmanagerindizes mittlerweile im kontraktiven Bereich – erstaunt diese Wachstumsbeschleunigung im Vorquartalsvergleich.
4. Die Entwicklung in den Niederlanden ist mit +1,2 % qoq zwar noch weiter von den Analystenerwartungen entfernt als die Spaniens (Bloomberg-Median: 0,3 % qoq; DekaBank: 0,4 % qoq), doch fällt eine Erklärung für die starke Dynamik hier ungleich leichter, zumal bereits Details vorliegen: Schon im dritten Quartal wuchs die niederländische Volkswirtschaft mit 1,9 % qoq aufgrund einer förmlich – das Bild sei erlaubt – explodierenden Erdgasproduktion (hauptsächlich zu Ausfuhrzwecken). Ähnliche Kräfte waren anscheinend im Schlussquartal 2007 am Werk, was sich nun an den starken Exportzahlen (+1,2 % qoq bei -0,2 % qoq für die Importe) und den wiederum auffällig hohen Produktionszuwächsen ablesen lässt. Daneben legte aber auch der private Konsum – ganz gegen den Eurolandtrend – um starke 0,9 % qoq zu.
5. Schließlich lohnt es sich, noch einen Blick auf Frankreich zu werfen. Denn auch für die zweitgrößte Volkswirtschaft Eurolands liegen bereits Detailinformationen vor: Hier wurde das Wachstum im vierten Quartal vor allem durch den Außenbeitrag getrieben (Wachstumsbeitrag: 0,3 Prozentpunkte), obwohl die Exporte rückläufig waren. Das Plus kam folglich durch noch stärker sinkende Importe zustande. Dass sich die Exporte so relativ gut hielten ist u.a. auch Großorders vor allem bei Airbus zurückzuführen, die über die letzten Jahre angesammelt wurden und zum Teil erst jetzt exportwirksam werden. Auch erholt sich die Automobilindustrie nach vorgenommenen oder unmittelbar anstehenden Modellwechseln zusehends. Ansonsten bemerkenswert: Die Anlageinvestitionen konnten spürbar um 1,0 % qoq zulegen, der private Konsum wuchs mit 0,4 % qoq deutlicher als erwartet. Allein der geringe Lageraufbau kostete das BIPWachstum 0,4 Prozentpunkten, was für das Folgequartal ein positives Zeichen ist. Denn dann sollten die Lager tendenziell wieder stärker aufgebaut werden.
6. Unabhängig davon, ob das Euroland-BIP im Schlussquartal 2007 um 0,3 % oder 0,4 % zugenommen hat, steht eines fest: Das Wachstum des Euroraums zeigt sich merklich abgeschwächt, es hat gleichsam zu einer Zwischenlandung angesetzt. Denn wir gehen davon aus, dass das vierte Quartal 2007 den Auftakt einer ausgedehnten Schwächephase für die Eurozone darstellt, die dann aber im zweiten Halbjahr 2008 überwunden wird. Dann sollte nämlich bei weiterhin solidem Beschäftigungsaufbau und nachgebenden Inflationsraten vor allem der private Konsum wieder spürbar anziehen und das Wachstum beflügeln. Im aktuellen Vierteljahr und auch mindestens noch im folgenden wirken eine Reihe bereits bekannter Belastungsfaktoren, die – trotz ihres bereits längeren Bestehens – nicht in Vergessenheit geraten dürfen: ein teurer Euro, ein hoher Ölpreis, relativ hohe Inflationsraten, eine fragile US-Konjunktur und nicht zuletzt gestiegene Finanzierungskosten aufgrund der Verwerfungen an den Kreditmärkten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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