Kommentar
21:01 Uhr, 01.02.2013

Eurokrise im Überblick: Streit um Zypern-Hilfe!

Wochenende, 26./27. Januar:

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen sieht Gefahren durch die Zypern-Krise. In normalen Zeiten sei Zypern als Mini-Volkswirtschaft nicht systemrelevant für die gesamte Eurozone, sagte er der Athener Zeitung "Kathimerini". "Aber ich glaube, wir befinden uns noch nicht in normalen Zeiten".

Streit um Zypern-Hilfe: Während Bundesfinanzminister Schäuble Zypern nicht für systemrelevant hält, sieht EZB-Präsident Draghi sehr wohl gefahren. Die Frage, ob Zypern systemrelevant sei oder nicht, sei keine, die Juristen beantworten könnten, sagte Draghi laut "Spiegel".

Pimco-Gründer Bill Gross: "Der allzu freizügige Umgang der Notenbanken mit ihrem Scheckbuch wird unweigerlich zu Preissteigerungen und einer Abwertung der Währungen führen" (Welt am Sonntag).

Montag, 28. Januar:

Russlands Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew: "Der Euro ist derzeit in einem kläglichen Zustand." Er sehe mit Sorge, dass die Diskussionen über die Maßnahmen zur Stabilisierung der Euro-Zone "zu lange dauern", sagte er dem "Handelsblatt".

Griechenland: Rendite 10-jähriger Staatsanleihen sinkt unter 10 Prozent.

Bundesfinanzministerium: Zypern muss von der Troika als systemrelevant eingestuft werden, damit Hilfen fließen können.

Russlands Ministerpräsident Medwedew signalisiert Bereitschaft, Zypern finanziell zu unterstützen.

EZB kommt Irland bei der Rückzahlung von Bankenhilfen in Höhe von 32 Milliarden Euro nicht entgegen. Die Regierung wollte den Betrag in eine Regierungsanleihe mit 40-jähriger Laufzeit umwandeln. Nach dem jetzigen Stand muss der Betrag in den nächsten 10 Jahren zurückgezahlt werden.

EZB-Direktoriumsmitglied: "Wir sind immer noch nicht wieder im Normalzustand, aber es gibt klare Fortschritte."

Belgischer Finanzminister Vanackere: Die Eurozone steht an einem Wendepunkt in der Euro-Krise.

Dienstag, 29. Januar:

Nach Ansicht von ifo-Präsident Hans-Werner Sinn ist die Euro-Krise noch nicht gelöst. In Spanien, Griechenland und Portugal müssten die Preise gegenüber dem Eurozonen-Durchschnitt um 30 Prozent sinken, damit die Länder wieder konkurrenzfähig werden, schreibt er in einem Gastbeitrag für die FAZ.

S&P erhöht Ausblick für die Bonität Österreichs von "negativ" auf "stabil". Kreditwürdigkeit mit "AA+" bestätigt.

EZB-Chefvolkswirt Praet: Aktuelle Geldversorgung ist "sehr freizügig. EZB könnte die Kreditvergabe aber noch günstiger machen.

Mittwoch, 30. Januar:

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen: Lage in Spanien und Griechenland weiterhin kritisch.

Die Bundesregierung gibt ihren Widerstand gegen das geplante EU-Hilfspaket für Zypern offenbar auf. Der Druck der Euro-Partner, der EU-Kommission und der EZB sei so groß, dass man eine Rettungsaktion am Ende wohl werde mittragen müssen, berichtet die "SZ" unter Berufung auf Regierungskreise.

FAZ: Trotz des Renditeanstiegs in Deutschland und den USA erwarten Fachleute der Banken noch keine scharfe Zinswende.

Einem Medienbericht zufolge zahlen spanische Banken 44 Milliarden Euro aus dem Dreijahrestender der EZB (LTRO) vorzeitig zurück. Insgesamt wurden 137 Milliarden Euro zur Rückzahlung angemeldet.

EU-Ratspräsident Van Rompuy: Es gibt Anzeichen, dass in der Euro-Krise das Schlimmste überstanden ist.

Regierungssprecher Seibert: Deutschland und seine Partner haben noch keine Entscheidung zu Zypern-Hilfen getroffen. Deutsche Position unverändert.

Nach Ansicht des zurückgetretenen Eurogruppenchefs Jean-Claude Juncker sollten die Schuldenprobleme Zyperns nicht unterschätzt werden. Selbst von dieser kleinen Volkswirtschaft gingen Ansteckungsgefahren aus, sagte er der "Kleinen Zeitung".

Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy will in Kürze ein Bündel von Maßnahmen vorstellen, mit dem die Wirtschaft angekurbelt werden soll.

Zypern: Russland sichert dem vom Staatsbankrott bedrohten Inselstaat erneut Hilfe zu.

S&P: Spaniens Zugang zu den Kapitalmärkten hat sich verbessert

Donnerstag, 31. Januar:

Griechenlands Notenbankchef Giorgos Provopoulos: "Die Europäer bekommen ihr Geld zurück." Das Land habe überfällige Reformen nachgeholt und sei ein zuverlässiger Schuldner geworden.

Zypern-Hilfe: Kanzlerin ohne Mehrheit. Laut "Handelsblatt" ist bei der SPD die Entscheidung gefallen, die Bundesregierung bei der Rettung Zyperns nicht mehr zu unterstützen.

Große deutsche Banken müssen sich auf die Trennung ihrer Geschäftsaktivitäten bis Juli 2015 einstellen. Diese Neuregelung will das Bundeskabinett laut "Börsen-Zeitung" in der nächsten Woche beschließen.

HSBC Global Research: Die Defizit-Ziele für Spanien werden gelockert werden müssen.

Zyperns Finanzminister: Bei einem Hilfsprogramm über 17 Milliarden Euro wären 10 Milliarden Euro für Banken und 6,5 Milliarden Euro für die Refinanzierung der Schulden.

Der Bundestag hat die Übertragung der auf EU-Ebene beschlossenen Maßnahmen zur Haushaltsdisziplin (Fiskalpakt) in deutsches Recht genehmigt. Das strukturelle Defizit darf damit künftig die Schwelle von 0,5 Prozent des BIP nicht mehr überschreiten.

Freitag, 1. Februar:

EZB: Insgesamt 27 Geschäftsbanken des Euroraums wollen in der kommenden Woche LTRO-Kredite im Volumen von 3,484 Milliarden Euro zurückzahlen. In der Vorwoche waren es 137,2 Milliarden Euro.

Spaniens Außenminister: Wir hoffen, dass wir bis Ende des Jahres ein ausreichendes Wirtschaftswachstum erreichen, um einen Zuwachs an Arbeitsplätzen zu generieren.

Laurence Mutkin, Morgan Stanley: "Wir werden (bezüglich Europa) wieder besorgter" +++ Die Staatsschulden sind mittlerweile höher als 2011 und 2012, ohne dass sich das nominale Wirtschaftswachstum groß verbessert hätte +++ Es ist noch zu früh zu sagen, ob dieses Jahr (bezüglich der Eurokrise) anders als 2011 und 2012 verlaufen wird. Die Chartmuster (bei europäischen Staatsanleihen und Bond-Spreads) ähneln auffallend denen der letzten Jahre.

Italien: Staatshaushalt Januar bei -2,2 Milliarden Euro nach -3,298 Milliarden Euro im Vorjahresmonat.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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