Kommentar
23:00 Uhr, 14.12.2012

Eurokrise im Überblick: Italien sorgt für Unsicherheit!

Wochenende, 8./9. Dezember:

Spanien: Notenbankchef sieht Defizitziel 2012 in Gefahr. "Es ist nicht ganz sicher, dass 6,3 Prozent erreicht werden", so Zentralbankchef Luis Maria Linde gegenüber Reuters.

Neue Griechenland-Hilfen werden Bundeshaushalt auf längere Sicht mit einer Milliardensumme belasten. "Wie viel das insgesamt kostet, kann ich noch nicht abschließend sagen", sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) der "Bild am Sonntag".

Bundesbank-Präsident Weidmann zeigt sich besorgt über die geplante Finanzierung des neuen griechischen Hilfspakets. "Die Euro-Finanzminister werden den Finanzierungsbedarf durch neue Hilfskredite und erstmals auch echte Transfers aus ihren jeweiligen Haushalten decken. Bedauerlicherweise sind die Notenbanken damit nicht aus dem Schneider", sagte er der "Welt am Sonntag".

Italien: Ministerpräsident Mario Monti will unmittelbar nach der Verabschiedung des Haushaltsgesetzes für 2013 abtreten.

EU-Kommission, EZB und IWF wollen bei der geplanten Bankenrettung in Zypern Gläubiger und Anteilseigner an den Lasten beteiligen, wie "Der Spiegel" berichtet.

Asmussen sieht keine Inflationsgefahren. "Die Sorge vor hoher Inflation ist unbegründet. 2013 wird die Teuerungsrate im Euroraum wieder unter zwei Prozent liegen. Auch die langfristige Inflationserwartung ist auf diesem Niveau fest verankert", so das EZB-Direktoriumsmitglied.

Sloweniens Notenbank-Chef Marko Kranjec: Hilfsantrag Sloweniens beim Euro-Rettungsschirm ESM kann vermieden werden. Voraussetzung seien umgehende Reformen im Bankenwesen, am Arbeitsmarkt und im Rentensystem, sagte er dem "Handelsblatt".

Montag, 10. Dezember:

ESM-Chef Klaus Regling hat vor einer neuerlichen Verschärfung der Schuldenkrise in Italien gewarnt. Das Land müsse den Reformprozess auch nach dem angekündigten Rücktritt von Ministerpräsident Mario Monti fortsetzen, sagte Regling der "Süddeutschen Zeitung".

Griechenland verlängert Frist für Schuldenrückkauf bis 11. Dezember. Bisher wurden erst Anleihen im Nennwert von 26 bis 28 Milliarden Euro angedient. Angestrebt wurden 30 Milliarden Euro.

Spanische Wirtschaftsministerin: Unsicherheiten bezüglich Italien haben einen Ansteckungseffekt auf Spanien +++ Spanische Regierung denkt über mögliches volles Hilfspaket nach und wird die Entscheidung treffen, die für das Land am besten ist.

S&P-Experte Kraemer sieht die Wahrscheinlichkeit eines Austritts Griechenlands aus dem Euro bei einem Drittel.

Bundesfinanzministerium: Erwarten, dass der Reformkurs in Italien auch nach den Neuwahlen fortgesetzt wird und es nicht zu einer Destabilisierung der Eurozone kommt.

Dienstag, 11. Dezember:

Innerhalb der Bundesregierung und der Bundesbank wächst die Sorge, dass Deutschland im EZB-Rat künftig von wichtigen Entscheidungen komplett ausgeschlossen werden könnte. Grund sei ein Rotationsverfahren, das wirksam werde, sobald zwei weitere Länder der Währungsunion beigetreten sind, berichtet die "SZ".

Die Europäische Union (EU) ist offenbar besorgt, dass Länder wie Deutschland und Großbritannien ihre Kapitalmärkte zu stark abschotten wollen. Es werde geprüft, wie die Macht nationaler Bankenaufseher eingeschränkt werden könne, berichtet das "Wall Street Journal".

Italien: Berlusconi wirft Monti erneut vor, einer von Deutschland erzwungenen Politik gefolgt zu sein, die Italien in die Rezession geführt habe. Der ehemalige Ministerpräsident will 2013 erneut bei der Parlamentswahl antreten.

Italien: Die Arbeitgeberorganisation Confidustria erwartet einen Anstieg der Schuldenquote auf 125,9 Prozent (bisher 125,6 Prozent) vom BIP im Jahr 2012 und auf 126,7 Prozent (bisher 126,0 Prozent) im Jahr 2013. 2014 wird ein Rückgang auf 125,4 Prozent erwartet.

Einem Medienbericht zufolge denkt die spanische Regierung erneut ernsthaft über einen Antrag auf Finanzhilfen nach.

Rendite für griechische Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis 2023 mit 13,31 Prozent auf dem tiefsten Niveau seit September 2011.

Mittwoch, 12. Dezember:

Griechenland hat den Inhabern von Staatsanleihen einen Kurs von durchschnittlich 33,8 Prozent geboten und damit etwas mehr als ursprünglich geplant. Angedient wurden Papiere mit einem Nominalvolumen von 31,9 Milliarden Euro +++ Griechenland will EFSF-Mittel in Höhe von 11,3 Milliarden Euro für den Schuldenrückkauf einsetzen. Die Gläubiger müssen noch zustimmen.

Griechenland: Regierungsdokument deutet offenbar an, dass die Schuldenlast bis 2020 durch erneute Anleiherückkäufe weiter verringert werden könnte.

Griechenland: Die Finanzminister der Eurozone sollen am Donnerstag entscheiden, woher die zusätzlichen Mittel für den Schuldenrückkauf kommen sollen. Athen benötigt rund 1,29 Milliarden Euro zusätzlich aus EFSF-Quellen.

Bundesbank-Chef Weidmann: Unterstützung der Banken durch die Notenbanken erhöht das Bilanzrisiko und schadet der geldpolitischen Glaubwürdigkeit.

Griechenland: Die Demokratische Linke geht davon aus, dass die derzeitige Regierung für die gesamte Legislaturperiode im Amt bleiben wird.

Dokument: Griechenland-Hilfen in Höhe von 49,1 Milliarden Euro sollen in vier Tranchen bis März 2013 ausgezahlt werden +++ Eurogruppe denkt über zusätzliche Hilfen nach, wenn Griechenland im Jahr 2013 kein Primärdefizit mehr hat.

Italien/Berlusconi: Habe keine persönlichen politischen Ambitionen +++ Könnte Kandidatur zurückziehen, wenn Monti eine Koalition der Mitte führt +++ Bin bereit für Kandidatur, wenn ich gebraucht werde +++ Erwäge, nicht zu kandidieren.

Donnerstag, 13. Dezember:

EU-Finanzminister einigen sich auf eine europäische Bankenaufsicht. Sie soll am 1. März 2014 voll funktionsfähig sein. Die EZB soll nur für Geldhäuser mit einer Bilanzsumme von mehr als 30 Milliarden Euro zuständig sein. Notfalls soll die Notenbank aber bei jeder der 6.000 Banken im Euro-Raum durchgreifen können.

Handelsblatt: ifo-Präsident Hans-Werner Sinn kritisiert die Rolle der EZB in der Eurokrise. Man wird speziell in Deutschland mit Inflation rechnen müssen, weil das Kapital im sicheren Heimathafen bleibt und die Zeichen mittel- und langfristig auf Wachstum stehen.

Handelsblatt: Die Euro-Zone schiebt ihre Reform auf die lange Bank. Erst 2014 nach der Europawahl wollen die Staaten politisch enger zusammenrücken.

Euro-Finanzminister geben Hilfsgelder für Griechenland in Höhe von 49,1 Milliarden Euro frei und damit mehr als die ursprünglich geplanten knapp 44 Milliarden Euro. Grund ist, dass Athen bei seinem Schuldenrückkauf den Investoren mehr Geld bieten musste. In den kommenden Tagen sollen 34,3 Milliarden Euro überwiesen werden. Weitere 14,8 Milliarden Euro sollen Ende März 2013 fließen.

Die EZB soll schon vor dem 1. März 2014 einzelne Banken direkt beaufsichtigen können, wenn der ESM sie darum bittet. Notwendig dafür sei aber ein einstimmiger Antrag, und die EZB müsse erklären, dass sie bereits in der Lage sei, dies zu übernehmen, berichtet Dow Jones Newswires unter Berufung auf Regierungskreise.

EZB kritisiert die Warnungen des IWF vor einem "Kaputtsparen" hoch verschuldeter Länder und widerspricht der Einschätzung, dass durch die Senkung der Staatsausgaben die Wirtschaftsleistung so stark sinken könnte, dass das Haushaltsdefizit steigt anstatt zu sinken.

Italien: Berlusconi hat Monti dazu aufgerufen, im Wahlkampf das moderate Lager anzuführen.

Freitag, 14. Dezember:

Die Staats- und Regierungschefs der EU haben auf ihrem Gipfel in Brüssel einen Fahrplan zur weiteren EU-Reform vereinbart. Ziel sei vor allem eine stärkere wirtschaftspolitische Koordinierung zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Nacht.

Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich darauf geeinigt, im kommenden Jahr eine einheitliche Strategie zur Banken-Rettung zu vereinbaren. Dabei müsse verhindert werden, dass die Steuerzahler für insolvente Banken haften, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Spanien: Die Hauspreise sind im dritten Quartal um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken, nach einem Rückgang um 3,3 Prozent im zweiten Quartal.

Fitch bestätigt Top-Bonitätsnote AAA für Frankreich. Ausblick negativ +++ Fitch sieht eine Wahrscheinlichkeit von 50%, dass Frankreich die Top-Bonitätsnote AAA im kommenden Jahr verlieren könnte.

Die EU-Kommission verlangt von Spanien eine Verstaatlichung der Sparkassengruppen Banco Mare Nostrum und Banco Ceiss, wie die "Börsen-Zeitung" berichtet. Dies sei die beste Lösung zur Rekapitalisierung.

Spanischer Premierminister Rajoy: EZB-Anleihekäufe wird es nur geben, wenn sie notwendig sind. Derzeit benötigt Spanien keine Unterstützung durch die EZB +++ Spanische Banken werden ihre Bail-Out-Kredite selbst zurückzahlen.

Ausleihungen der spanischen Banken bei der EZB sind im November auf 365 Milliarden Euro gesunken (Oktober: 367 Milliarden Euro).

Österreichische Nationalbank: Risiken für Finanzmarktstabilität bleiben hoch +++ Weltwirtschaft hat 2012 deutlich an Schwung verloren und bleibt fragil +++ Die notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen haben sich negativ auf das Wirtschaftswachstum in Europa ausgewirkt.

Italien: Staatsverschuldung steigt im Oktober auf 2,01 Billionen Euro, nach 1,995 Billionen Euro im Vormonat.

EZB und EBA planen einen gemeinsamen Banken-Stresstest für das zweite Halbjahr 2013.

Spanien: Schuldenstand der Regionen im 3. Quartal bei 15,9% vom BIP, unverändert gegenüber dem Vorquartal.

Belgien: Haushaltsdefizit im Zeitraum Januar bis November beläuft sich auf 12,298 Milliarden Euro, nach einem Defizit von 9,14 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Finanzierung irischer Banken durch die EZB beläuft sich auf 75,7 Milliarden Euro, unverändert gegenüber dem Vormonat.

Irland: Notfall-Banken-Gesetze sollen bis Ende 2014 verlängert werden.

Die EZB sieht eine deutliche Entspannung im europäischen Finanzsystem. "Ausschlaggebend waren die Ankündigung des neuen Anleihenkaufprogramms der EZB im August und die Entscheidungen des EU-Gipfels Ende Juni für eine tiefere Integration in Europa", so EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio.

Zyperns Präsident Christofias: Es gibt eine grundsätzliche Einigung mit der Troika, aber noch keinen Abschluss.

Griechischer Premier Samaras: Rekapitalisierung der Banken durch den Rettungsfonds ESM könnte die griechischen Schulden um 50 Milliarden Euro reduzieren.

Italiens Regierungschef Monti: Insgesamt müssen 15 italienische Banken von der EZB-Bankenaufsicht kontrolliert werden.

Eurogruppenchef Juncker: Die Situation in Zypern ist ernster als derzeit realisiert.

Italien: Angeblich will sich das Mitte-Links Bündnis für eine Lockerung der gegenwärtigen Sparpolitik in Europa einsetzen, und sich vermehrt auf Wachstum konzentrieren, falls es die Wahlen gewinnen sollte.

Portugiesischer Zentralbank-Chef Carlos Costa: Portugal kann seine Reformen nicht aufschieben.

Fitch bestätigt das Rating von Italien mit A-. Ausblick negativ.

Griechenland: Um der Steuerhinterziehung Herr zu werden, trat heute am Freitag eine neue Verordnung in Kraft, welche Kunden von der Zahlungspflicht enthebt, wenn keine Quittung ausgestellt wird.

Verfolgen Sie alle Entwicklungen zur Schuldenkrise und viele andere Nachrichten von den Finanzmärkten live, kompakt und umfassend auf dem Echtzeitnachrichtenportal [Link "www.jandaya.de" auf www.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten