Euro weiter auf dem Vormarsch ... politische Interventionen auch...
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Der Euro eröffnet heute bei 1.3475, nachdem im fernöstlichen Geschäft Höchstkurse bei 1.3496 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY aktuell auf 91.00. „Carry-Trades“ zeigen sich in freundlicher Verfassung. EUR-JPY notiert bei 122.60 und EUR-CHF oszilliert bei 1.5770.
Der Euro ist weiter auf dem Vormarsch. Offensichtlich wirken sich die politischen Interventionen mit Hilfsprogrammen von Irland, England und über die USA (siehe „Letzte Nachrichten“) stabilisierend auf die Weltaktienmärkte aus und damit unterstützend für „Carry-Trades“ und implizit damit für den Euro.
Die Vielzahl an Protagonisten, die gestern noch neoliberal dachten und Deregulierung als auch freie Märkte an jeder Ecke unaufgefordert einforderten, dafür argumentierten und sich als Macher dieser Denkschule in der Öffentlichkeit auszeichneten sind heute alle ein wenig „Keynes“!
Der gute John Maynard, ob er diese Klientel wirklich in seinem Hinterhof zu schätzen wüsste …? Intern diskutieren wir hier heute zunächst den Begriff „Wendehals“ und als Steigerung für Fortgeschrittene den Begriff „Opportunist“.
Werfen wir kurz einen Blick auf die Fundamentaldaten, die letzten Freitag veröffentlicht wurden, die derzeit bestenfalls als Nebengeräusche am Finanzmarkt wahrgenommen werden:
• Die Industrieproduktion der Eurozone verzeichnete einen Rückgang im Monatsvergleich um -1,2% (Prognose -1,0%). Der Vormonat wurde von -1,6% auf -1,8% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -5,3% nach zuvor -2,7%. Seit Mai 2008 stellen sich kontinuierlich negative Vorzeichen ein. Der beigefügte Chart verdeutlicht den markanten Abschwung im Verlauf der letzten 12 Monate.
• Die Erzeugerpreise sanken per November in den USA im Monatsvergleich um 2,2% (Prognose -2,0%). Im Jahresvergleich kam es zu einer geringfügigen Zunahme um +0,2% nach zuvor noch +5,1%. Das Thema Deflation drängt sich zügig und unbestechlich auf. Das Thema weiterer Zinssenkungen bleibt sachlich opportun und damit virulent.
• Die US-Einzelhandelsumsätze brachen per November im Monatsvergleich um -1,8% ein. Damit kam es seit Juli 2008 kontinuierlich zu negativen Vorzeichen im Monatsvergleich in dieser Zahlenreihe. Im Jahresvergleich stellte sich ein Kollaps um -7,4% nach zuvor -4,6% ein. Diese Datenreihe ist nicht inflationsbereinigt. Ergo ist das reale Bild gleichsam deutlich negativer als es das nominale Datenbild impliziert.
• Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan verbesserte sich überraschend per Dezember von zuvor 55,3 auf 59,1 Punkte. Vor dem Hintergrund der maladen Ökonomie werden aller Voraussicht günstigere Energiepreise den Stimmungsaufheller gespielt haben. Andere Stimmungsaufheller sind zumindest an der ökonomischen Front nicht erkennbar …
• Die US-Lagerbestände per Oktober sanken stärker als prognostiziert um -0,6%. Umsätze sanken um 3,5%. Ergo nahm das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz von 1,30 auf 1,34 Monatsumsätze zu.
In der Gesamtheit können weder Daten aus Japan (Tankan), Europa oder den USA derzeit Konjunkturzuversicht verbreiten. Die globale Konjunkturentschleunigung setzt sich unvermindert fort.
Vor diesem Hintergrund sind die internationalen politischen Aktivitäten der Stabilisierung und Konjunkturbelebung sachlich zunächst angemessen.
Auch Frau Merkel bewegt sich, wenn auch widerwillig. Wesentlich ist bei allen politischen Subventionsmaßnahmen, dass nicht Einmaleffekte forciert werden, sondern die Belebung der Kernprozesse der Wirtschaft im Fokus stehen. Nur damit lässt sich Zukunft gewinnen!
Heute stehen erneut US-Daten im Mittelpunkt des Interesses. Wir verweisen auf die unten angeführte Datenbox und werden uns morgen dezidiert mit den Daten auseinandersetzen.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das unverändert den Euro favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.3120 -50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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