Kommentar
00:00 Uhr, 07.05.2008

Euro, Teuro oder wie auch immer ...

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Der Euro ist eine Erfolgsstory, die man bei seiner buchtechnischen Einführung vor zehn 10 Jahren wohl kaum für möglich gehalten wurde. Dennoch ist die Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung nach wie vor gering. Ein Großteil der Menschen, v.a. der Älteren, wünscht sich die vermeintlich stabilere D-Mark zurück.

Der Euro ist seit seiner Bargeldeinführung (2002) als Teuro verschrien. Der allgemeine Tenor lautet: Die Preise sind einfach 1:1 in die neue Währung überführt, d.h. die Bevölkerung defacto um die Hälfte enteignet worden. Nun, wenn das stimmen würde, und die Menschen heute können ja offensichtlich immer noch überleben, dann müssen sie ja davor in Geldüberflüssen geschwommen haben…

Fakt ist: In der kritischen Phase der Jahreswende 2001/2002 wurde tatsächlich in einigen Bereichen dreist abkassiert. Für die Gastronomie z.B. ist der Teuro-Vorwurf durchaus angebracht. Aber alles in allem? Inflationsraten von um die 2% oder darunter waren seit 2002 die Regel, und stabiler war die D-Mark auch nicht. Vorwürfe, eine Semmel würde heute das Doppelte kosten als zu Mark-Zeiten laufen völlig ins Leere: Wir schreiben das Jahr 2008, und wer kann schon sagen was die Semmel heute kosten würde, hätten wir noch die D-Mark? Es ist ja nicht so, dass es früher keine Preissteigerungen gab – und übrigens gab es auch das Gejammer darüber immer. Den Spruch: „Alles wird teurer, nur das Gehalt steigt nicht“, können Sie in beinahe jedes beliebige Jahrzehnt beamen – und immer wird eine Mehrheit zustimmen.

Ein Teuro ist der Euro aber trotzdem – für das Ausland. Gegenüber seinem AlltimeLow hat sich die europäische Einheitswährung im Vergleich zum US-Dollar beinahe verdoppelt! Dieser Tage wird man aber das Gefühl nicht los, dass die Luft weitgehend raus ist. Bekannte Größen wie George Soros lassen sogar verlauten sie glauben, dass der Dollar mittelfristig wieder die souveräne Führungsrolle von einst übernehmen wird. Mit ein Grund für diese Skepsis gegenüber Europa ist die Heterogenität des Euro-Raumes, sowohl politisch als auch ökonomisch, der die EZB mit einer einheitlichen Zinspolitik begegnen muss. Dies führt zu Zerreißproben. Insbesondere die beiden Napoleon-Nachfolger aus Italien und Frankreich würden der EZB ihre Macht am liebsten entziehen. Insgesamt ist der Euro also politisch auf lange Sicht vermutlich fragiler als der US-Dollar, wenn auch die Fundamentaldaten derzeit für ihn sprechen. Es sieht so aus, als sei der Höhenflug des Euro für dieses Jahr zu Ende.

Daniel Kühn - Chefredakteur vom CFD&Forex-Report

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Chefredakteur

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Seit 2012 leitet Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader)
Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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