Kommentar
10:52 Uhr, 24.09.2008

Euro konsolidiert - IFO im Mittelpunkt - US-Rettungsplan weiter in Diskussion!

Erwähnte Instrumente

EUR-USD eröffnet heute bei 1.4660, nachdem im US-Handel gestern Tiefstkurse bei 1.4623 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 106.00. "Carry-Trades" zeigen sich stabil. EUR-JPY stellt sich auf 155.50, während EUR-CHF bei 1.5955 oszilliert. Gestern überraschte die Veröffentlichung des Auftragseingangs der Eurozone per Juli positiv mit einem Anstieg im Monatsvergleich um 1,0%. Erwartet war ein Rückgang um -0,7%. Im Jahresvergleich ergab sich damit ein Anstieg um 1,6% (Prognose -3,7%) nach zuvor -7,2%. Hinsichtlich der schwachen globalen Konjunkturlage ist Vorsicht bei der Extrapolation dieses Werts gegeben. Eine tragfähige Trendwende ist hinsichtlich des internationalen Datenpotpourris nicht erkennbar.

Der US-Richmond Fed Manufacturing Survey lieferte gestern tendenziell enttäuschende Daten. Der Composite Index sank von -16 auf -18 Punkte. Die Subindices spiegelten diesen Rückgang. Der Auslieferungsindex sackte von -13 auf -16 Punkte. Der Auftragsindex verlor von -22 auf -23 Zähler, während der Index, der den Auftragsbestand misst, von -22 auf -24 Punkte fiel.

Die Fed hat vorläufig Swap-Linien in der Größenordnung von 30 Mrd. USD mit Zentralbanken in Australien, Dänemark, Norwegen und Schweden eingerichtet, um damit Liquiditätsengpässe auf USD-Basis zu lindern. Diese Linien ergänzen die bereits vorhandenen Swaplinien mit der EZB, BoJ, BoE, SNB and BoC in einem Volumen von 247 Mrd. USD.

Die Fed hat mit den jüngsten Swapvereinbarungen weitere quantitative Schritte unternommen, den Mangel der Funktionalität der internationalen Geldmärkte zu begegnen. Das ist verständlich und es ist Ziel führend, um die globale Realwirtschaft vor überproportionalen Folgen der globalen Finanzkrise zu schützen.

Darüber hinaus ist diese Maßnahme geeignet, den technischen Aufwertungsdruck (Mangel an USD-Liquidität) des USD, der maßgeblicher Katalysator der Befestigung des USD war, zu nivellieren.

Der US-Rettungsplan mit Charaktermerkmalen eines Ermächtigungsgesetzes trifft unverändert auf parlamentarischen Widerstand in den USA (Senat, Bankenausschuss). Gleichzeitig kommt von Seiten internationaler Finanzeliten Unterstützung für das Rettungsprogramm. Diese Unterstützung der Finanzeliten ist verständlich. Waren es doch gerade diese Eliten, die für die jetzige Lage verantwortlich zeichnen.

Laut der Börsenzeitung strebt der US-Finanzminister die Ermächtigung an, nicht nur illiquide Aktiva mit Hypothekenbezug aufkaufen, sondern auch andere Aktiva, beispielsweise Strukturen mit Unterlegung durch Forderungen im Kreditkarten- oder Autokreditsektor. Mit anderen Worten soll hier die Finanzbranche umfänglichst von der eigenen Verantwortungslosigkeit freigezeichnet werden. Die privaten Schuldner, die ihre Kredite nicht mehr bedienen können und für die Bankgewinne und Managerbonifikationen von gestern verantwortlich sind, sollen jetzt also über die Erhöhung der Staatsverschuldung und damit der Erhöhung der durchschnittlichen öffentlichen Pro-Kopf-Verschuldung die Banken freizeichnen und selbst im erhöhten Schuldenturm gefangen bleiben. Ermächtigungsgesetze, wie jetzt von Paulson eingefordert, vernachlässigen demokratische Grundmuster. An dieser Stelle erlaube ich mir den Verweis auf mein Buch "Endlich Klartext". Eine entscheidende These lautet dort: "Zuerst sterben die freien Märkte - dann stirbt die Demokratie!"

Heute steht zunächst der deutsche IFO-Index per September auf der Agenda. Analysten erwarten einen Rückgang des Geschäftsklimaindex von 94,8 auf 94,1 Punkte. Im Vormonat kam es zu einem starken Einbruch von 97,5 auf 94,8 Zähler.

Sowohl die Bewertung der aktuellen Lage mit einem Rückgang von 105,6 auf 103,2 Punkte als auch die Erwartungshaltung mit einem Rückgang von 89,9 auf 87,0 Zähler signalisierten zunehmende Ernüchterung bei den befragten Managern.

Vor dem Hintergrund der globalen Konjunkturentschleunigung ist eine nachhaltige Trendwende nicht erkennbar. Der überraschende Anstieg des ZEW-Index ist nicht geeignet, als Frühindikator zu dienen. Die dort befragten Finanzakteure zeichnen sich durch ein hohes Maß an Nervosität aus.

Die Veröffentlichung der Leistungsbilanz der Eurozone per Juli sollte wenig Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Im Vormonat kam es zu einem Defizit in Höhe von 1 Mrd. Euro in der nicht saisonal bereinigten Fassung. Eine Konsensusprognose für den Berichtsmonat war nicht erhältlich.

Aus den USA steht die Veröffentlichung des Absatzes bereits zuvor genutzter Immobilien per August an. Analysten unterstellen einen leichten Rückgang von zuvor 5,00 Mio. auf 4,93 Mio. Objekte auf annualisierter Basis. Der beigefügte Chart verdeutlicht, dass eine Trendwende nicht
erkennbar ist.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4420 -50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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Über den Experten

André Rain
André Rain
Technischer Analyst und Trader

André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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