Kommentar
11:25 Uhr, 11.09.2008

Euro-Fundamental: In 60 Tagen von 1,60 auf 1,40 EUR-USD

Erwähnte Instrumente

• Die realwirtschaftliche Entwicklung in Euroland belastet auch den Euro. Nachdem er Mitte Juli mit 1,6038 EUR-USD ein Rekordhoch erreicht hatte, ist er in der Zwischenzeit auf 1,39 EUR-USD, ein 12-Monatstief, gefallen. Der Ursprung hierfür liegt in der unterschiedlichen realwirtschaftlichen Entwicklung in Euroland und den USA. Während in Euroland mittlerweile die Zeichen auf Rezession stehen, deutet sich in den USA eine realwirtschaftliche Stabilisierung an.

• Entsprechend den Wachstumsdifferenzen zwischen Euroland und den USA rechnen wir bei den Leitzinsen mit einer unterschiedlichen Richtung über die nächsten zwölf Monate. Die US-Notenbank dürfte in der ersten Jahreshälfte 2009 einen Zinserhöhungszyklus beginnen. Die Europäische Zentralbank hingegen wird in der zweiten Jahreshälfte 2009 die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf dann 3,75 % senken. Damit ist auf Sicht von zwölf Monaten mit einer weiteren Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar zu rechnen.

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Die europäische Gemeinschaftswährung musste über die vergangenen drei Monate deutliche Verluste gegenüber dem japanischen Yen und dem US-Dollar hinnehmen. Die Abwertung gegenüber diesen Währungen betrug rund 10 %. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Bewegung gegenüber dem Yen auch die hohe EUR-JPY Volatilität seit Anfang 2007 zum Ausdruck bringt. Gegenüber dem Dollar hingegen dürfte die Bewegung der letzten Monate eine Trendwende ausdrücken. Von seiner starken Seite hat sich der Euro gegenüber dem britischen Pfund gezeigt. Im Monatsvergleich konnte der Euro knapp 2 % zulegen. Im Vereinigten Königreich bildeten die enttäuschenden realwirtschaftlichen Indikatoren ein Gegengewicht zu den schlechten Konjunkturdaten aus Euroland und verhalfen dem Euro am 4. September sogar zu einem Rekordhoch von 0,8187 EURGBP.

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Konjunktur/Inflation: Rezession erwartet

Auch im August haben die wichtigsten Frühindikatoren in Euroland enttäuscht. Zudem wurde bekannt, dass bereits im zweiten Quartal das Bruttoinlandsprodukt unerwartet deutlich sank. Im laufenden Quartal wird die Wirtschaftsleistung bestenfalls stagnieren. Damit sind nach unseren Berechnungen die Kapazitäten schon jetzt nicht mehr normal ausgelastet und die Kriterien für eine Rezession erfüllt. Dass diese relativ mild ausfallen wird, liegt an den rückläufigen Inflationsraten, die den realen Privatkonsum aus seiner derzeitigen Depression befreien dürften. Die Inflation ist im August unter 4 % gefallen. Bis zum Jahresende wird sie auf 3 % zurückgehen. Die verzögerten Effekte der gestiegenen Rohstoffpreise werden einen stärkeren Rückgang verhindern. Zudem sind Zweitrundeneffekte über höhere Lohnentwicklungen nun stärker sichtbar. Für das BIP-Wachstum in Euroland erwarten wir mittlerweile für dieses und nächstes Jahr nur noch 1,2 % bzw. 0,7 %.

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EZB: Keine Zinssenkung in 2008

Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer Sitzung im September die Leitzinsen unverändert bei 4,25 % belassen. Sie wird trotz schlechter Konjunkturdaten mit Zinssenkungen unserer Ansicht nach bis zum zweiten Halbjahr 2009 warten, um eine erneute Verfehlung ihres Inflationsziels 2010 zu vermeiden. Der unterschiedliche Kurs der EZB im Vergleich zu der US-Notenbank wird auch die Zinsdifferenzen zu Gunsten der USA verändern. Damit bleibt der Druck auf dem Euro auch mittelfristig erhalten.

Finanzmärkte: Euro-Pessimismus

Bei den Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange ist Euro-Pessimismus angesagt. Die Nettoshortpositionierung in Euro wurde über die letzten Monate auf ein Rekordniveau ausgebaut. Die hohen Nettoshortpositionen stellen ein Aufwertungspotenzial für den Euro dar. Allerdings dürfte dies nur die kurzfristige Volatilität erhöhen. Über die nächsten Monate deuten die Fundamentaldaten eher auf einen weiteren Ausbau der Nettoshortpositionen hin.

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Prognose

Auf Sicht von zwölf Monaten prognostizieren wir eine weitere Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar. Wir erwarten über diesen Zeitraum einen Wechselkurs von 1,35 EUR-USD. Ausschlaggebend hierfür sind die von uns erwarteten Wachstums- und Zinsdifferenzen zwischen Euroland und den USA. Der erwartete EUR-USD Wechselkurs dürfte entsprechend seiner hohen Gewichtung auch zu einer deutlichen Abwertung des handelsgewichteten Außenwertes der europäischen Gemeinschaftswährung führen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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