Kommentar
13:03 Uhr, 13.06.2008

Euro-Fundamental: Im Spannungsfeld der internationalen Inflationsbekämpfung

Im Monatsvergleich zeigt sich der Euro gegenüber dem Pfund Sterling und dem US-Dollar kaum verändert. Dahinter verbirgt sich allerdings eine volatile Seitwärtsbewegung gegenüber diesen Währungen. Der Euro pendelte gegenüber dem Dollar zwischen 1,58 EUR-USD und 1,53 EUR-USD und gegenüber dem Pfund Sterling zwischen 0,80 EUR-GBP und 0,78 EUR-GBP. Inflation ist auch an den Devisenmärkten das beherrschende Thema. Die Rhetorik der Zentralbänker in Euroland, den USA und UK wird zunehmend schärfer und so werden die Wechselkurse (EUR-USD und EUR-GBP) von den hawkischen Äusserungen von Trichet, Bernanke und King hin und her gerissen. Der Yen ist allerdings nicht in dieses Spannungsfeld geraten. In Japan ist die Inflationsentwicklung nach wie vor moderat und es gibt keinen Druck für die Bank of Japan, die Zinsen zu erhöhen. Dementsprechend belastete die hawkische Rhetorik von EZB-Präsident Trichet den Yen. Er musste eine Abwertung von 2,7% gegenüber dem Euro hinnehmen.

Konjunktur/Inflation: Guter Start ins 2. Quartal

Dank einer milden Witterung und eines Lageraufbaus präsentierte sich das Wachstum in Euroland im ersten Quartal in starker Form. Für das Gesamtjahr erwarten wir nun mit 1,7% statt 1,5% ein stärkeres BIP-Wachstum. Der Realwirtschaft ist mit einer unerwartet hohen Industrieproduktion im April von 3,9% auch ein guter Start in das zweite Quartal gelungen. Dennoch dürften sich die Wachstumsdifferenzen bis Ende 2008 zu Gunsten der USA entwickeln und den Euro eher belasten. Der vorläufige Wert für die Inflationsrate in Euroland hat im Mai mit 3,6 % gegenüber dem Vorjahr das Rekordhoch seit Bestehen der Europäischen Währungsunion aus dem März dieses Jahres wieder erreicht.

EZB: Deutliche Signale für Leitzinserhöhung im Juli

Die EZB hat erwartungsgemäß im Juni die Leitzinsen bei 4,0 % belassen. Präsident Trichet hat es tatsächlich geschafft, mit dem Statement zum Zinsentscheid die Märkte hawkisch zu überraschen, ohne die Zinsen anzuheben. Er verwies darauf, dass eine kleine Zinserhöhung bereits auf der nächsten Sitzung im Juli möglich sei. Es besteht offensichtlich noch keine Mehrheit für einen solchen Schritt, sonst hätte Trichet von „vigilance“ gesprochen. So beschränkte er sich auf „heightened alertness“. Wir erwarten eine Leitzinserhöhung im Juli auf 4,25 % und danach ein konstantes Niveau bis Ende 2009. Demgegenüber steht allerdings eine USNotenbank, die nach unserer Einschätzung spätestens im Frühjahr 2009 einen Zinserhöhungszyklus beginnt, um das derzeit sehr expansive Leitzinsniveau auf ein Neutrales zurückzuführen. Dies würde auch die Zinsdifferenzen an den Kapitalmärkten wieder zu Gunsten der USA verändern. Damit wäre der Höhenflug des Euro beendet. Bis Mitte 2009 rechnen wir mit einer Abwertung des Euro in Richtung 1,40 EUR-USD.

Finanzmärkte: Spekulanten verkaufen Euro

Auf niedrigem Niveau verfestigt sich eine pessimistische Stimmung der Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange gegenüber dem Euro. Seit Anfang dieses Jahres sind die spekulativen Anleger zunehmend vorsichtiger geworden. Sie haben ihre Nettolongpositionierung in Euro kontinuierlich abgebaut und sind mittlerweile mehrheitlich short positioniert.

Prognose

Für die kommenden Monate erwarten wir weiterhin eine volatile Seitwärtsbewegung des Euro-Dollar Wechselkurses. Erst auf Sicht von sechs Monaten deuten die Zinsund Wachstumsdifferenzen zwischen Euroland und den USA auf einen beginnenden Abwertungstrend des Euro gegenüber dem US-Dollar hin.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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