Kommentar
10:07 Uhr, 23.04.2009

Euro findet auf ermäßigtem Niveau solide Unterstützung - IWF und die unendliche Geschichte der Revisionen

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Der Euro eröffnet heute bei 1.3025 (08.10 Uhr), nachdem gestern im US-Handel Höchstkurse bei 1.3038 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.55, während EUR-CHF bei 1.5150 oszilliert. Das GBP ist deutlicher unter Druck geraten (Letzte Nachrichten) und bewegt sich bei 0.8950.

Der IWF hat neue Prognosen für die Weltwirtschaft in seinem "World Economic Outlook April 2009" vorgestellt.

Die globale Wachstumsprognose per Januar 2009 wurde von seinerzeit +0,5% auf nun -1,3% angepasst. Der Durchschnitt der Industrieländer wird laut dieser Prognose einen Rückgang um -3,8% erleiden. Die USA als Epizentrum der Probleme wird mit -2,8% glimpflich davon kommen.

Die Eurozone erwischt es nachhaltiger mit -4,2% und Japan taumelt nach Sichtweise des IWF mit -6,2% über die Ziellinie. China mit +6,5% und Indien mit +4,5% vor Afrika mit +2,0% sind die Gewinner per 2009.

Wir nehmen diese Prognosen zur Kenntnis und verweisen darauf, dass der IWF im Oktober letzten Jahres noch Wachstumsprognose bei mehr als 3% für die globale Wirtschaft veröffentlichte. Die Halbwertzeit dieser Prognosen ist offensichtlich sehr begrenzt.

Die Tatsache, dass die USA als Epizentrum der Krise der "Ourperformer" unter den industrialisierten Ländern mit nur -2,8% aus Sichtweise des IWF sein sollen, nehmen wir zur Kenntnis und verweisen auf unsere kritische Sichtweise der Belastbarkeit und Vergleichbarkeit der US-Wachstumsdaten.

Darüber hinaus hat Wachstum ja auch etwas mit "Input" zu tun. Wenn ein "Input" von voraussichtlich 15% US-Budgetdefizit zu einem "Output" von -2,8% führt, mag das durchaus wenig überzeugend sein. Wir erwarten im nächsten "World Economic Outlook" die nächsten bahnbrechenden Revisionen.

Gestern wurde bereits im Vorwege bekannt, dass die deutschen Wirtschaftsinstitue per 2009 für Deutschland eine Kontraktion von 6,0% der Wirtschaftsleistung erwarten. Hier liegt der IWF bei -5,6%.

In den letzten beiden Jahren ergab sich bei den Prognosen dieser genannten Institute inklusive des IWF ein hoher Revisionsbedarf. Mit anderen Worten boten diese Prognose keine nachhaltige Hilfestellung. Im Gegenteil sie führten eher zu nachhaltigen Irritationen.

Im letzten Jahr wurden nach einem fulminanten Start im 1. Quartal 2008 die Wachstumsprognosen auf Basis von Modellen nachhaltig nach oben angepasst. Einige kritische Stimmen, unter anderem aus dem Nordwesten Deutschlands, die von einem geteilten Jahr sprachen, wurden überhört. Im Verlauf mussten die Prognosen latent nach unten angepasst werden.

In diesem Jahr haben wir nach einem katastrophalen 1. Quartal 2009 meines Erachtens die umgekehrte Situation. Es wird wieder ein geteiltes Jahr sein. Das zweite Halbjahr wird uns milde Expansion liefern (Verweis auf unsere Jahresprognose 2009, Treasury Focus: [Link "https://sicherheit.bremerlandesbank.de" auf sicherheit.bremerlandesbank.de/... nicht mehr verfügbar]).

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Prognosen der Institute sukzessive nach oben angepasst werden müssen, ist als nicht unerheblich zu klassifizieren. Ökonomische Modelle mögen im aktuellen Umfeld historisch einmaliger Entwicklungen weniger geeignet sein, sinnvolle Prognosequalität zu liefern, selbst wenn es sich um nicht lineare Modelle handelt.

Gestern wurde der "FHFA Purchase-Only House Price Index" per Februar veröffentlicht. Im Berichtsmonat kam es zu einem Anstieg um 0,7% im Monatsvergleich. Damit ergab sich der zweite Anstieg in Folge. Als Konsequenz stellte sich im Jahresvergleich ein Rückgang um -6,5% nach zuvor -6,9% ein. Seit November 2008 ausgehend von -9,0% kommt es im Jahresvergleich zu einer kontinuierlichen Entspannung.

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Heute erwarten wir zunächst Veröffentlichungen aus der Eurozone. Die Leistungsbilanz der Eurozone per Februar eröffnet den Datenreigen. Im Vormonat kam es zu einem Defizit auf saisonal bereinigter Basis in Höhe von -12,7 Mrd. Euro. Eine Konsensusprognose ist nicht erhältlich. Wesentliche Marktwirkung sollte von dieser Veröffentlichung nicht ausgehen.

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Der Auftragseingang der Industrie der Eurozone per Februar wird per Februar ernüchternde Daten liefern. Analysten erwarten im Monatsvergleich einen Rückgang um -2,4% und im Jahresvergleich um -34,8% nach zuvor -34,1%. Verstetigung wird sich hier erst ab 2. Quartal 2009 einstellen.

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Aus den USA stehen die Arbeitslosenerstanträge auf der Agenda. Nach dem unerwarteten Rückgang in der Vorwoche auf 610.000 gehen Analysten nun von einem Anstieg auf 635.000 aus. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass das Niveau jenseits der Marke von 600.000 nicht geeignet ist, von nachhaltiger Entspannung am Arbeitsmarkt zu sprechen. Gleichwohl erlaubt es das Chartbild, eine Topbildung in diesem Index zu diskutieren.

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Der Absatz bereits zuvor genutzter Immobilien per März rundet den Makrosektor heute ab. Marktbeobachter erwarten einen leichten Rückgang von annualisiert 4.720.000 auf 4.700.000 Objekte. Die prognostizierte Veränderung ist insignifikant. Das Thema Bodenbildung in diesem Index bleibt diskussionswürdig.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD leicht favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3050 - 1.3080 neutralisiert den leicht negativen Bias des Euros.

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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