Euro-BUND-Future (Kontrakt Mar 19) - Hohe Zeitebene – klare Botschaft
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Hohe Zeitebene – klare Botschaft
Damit kommen wir endlich zu den Rentenmärkten diesseits des Atlantiks. Beginnen möchten wir mit dem Halbjahreschart des Euro-BUND-Future. Diese gleichermaßen hohe wie selten analysierte Zeitebene macht den Blick für das Wesentliche frei. So tritt unser heimisches Rentenbarometer seit Jahren per Saldo auf der Stelle. Die letzten 6-Monats-Kerzen weisen allesamt kleine Kerzenkörper auf, womit eine gewisse Richtungslosigkeit dokumentiert ist. Während dieses Verhaltensmuster 2016/17 eher auf eine Konsolidierung hindeutete, messen wir den kleinen Kerzenkörpern aktuell einen „bullishen“ Charakter bei. Schließlich verfügt die Kerze des 1. Halbjahres 2018 über eine markante Lunte, während die jüngste 6-Monats-Candle ein lehrbuchmäßiges „Hammer“-Umkehrmuster darstellt (siehe Chart 1). Gleichzeitig verblieb die jüngste Schwankungsbreite innerhalb des Pendants der Vorperiode, so dass eine „inside candle“ entsteht. Darüber hinaus bestätigt der beschriebene „Hammer“ den seit 2008 bestehenden Haussetrend. Im Sinne des klassischen Leitsatzes „the trend is your friend“ entstünde oberhalb der Marke von 164,15 nochmals ein prozyklisches Einstiegssignal, denn damit wären die jüngsten beiden Hochs übersprungen und beide Kerzenmuster nach oben aufgelöst.
Euro-BUND-Future (Kontrakt Mar 19) (Semi-annually)Deckungsgleiche Hochs – deckungsgleiche Tiefs
Auf diesen „sweet spot“ im Chartverlauf kommen wir gleich noch mehrfach zurück. Neben den deckungsgleichen Hochs der letzten beiden Halbjahreskerzen können Anleger aus dem langfristigen Chartverlauf aber auch die aus unserer Sicht entscheidende Unterstützungszone unmittelbar herauslesen: In den letzten drei Jahren verhinderte die Unterstützung bei 157/158 beim Euro-BUND-Future in schöner Regelmäßigkeit weitere Kursverluste. Mittlerweile verläuft hier zudem der Haussetrend der letzten elf Jahre, so dass erst ein Bruch dieser Kreuzunterstützung den langfristigen Aufwärtstrend des Euro-BUND-Future zum Kippen bringen würde. Deshalb ist die Bastion bei 158/157 als strategische Absicherung prädestiniert. Unsere gängige Vorgehensweise des Herunterbrechens der Zeitebene führt uns unmittelbar zum Quartalschart des Rentenfuture. Diese Zeitebene spiegelt die Bewegungsarmut der letzten Quartale eindrucksvoll wider. Insbesondere die geringen Schwankungen der letzten beiden Jahre sind kaum noch zu toppen. Hierauf werden wir später noch intensiver eingehen. Zunächst möchten wir aber auf die nahezu identischen Tiefs des Jahres 2018 sowie die auf ähnlichem Niveau ausgeprägten Hochs der letzten drei Quartalskerzen hinweisen (siehe Chart 2).
Euro-BUND-Future (Kontrakt Mar 19) (Quarterly)Kaum Preis-, aber viel Zeitkorrektur
Unser strategischer Stopp bei 158/157 erfährt durch diesen Chart also eine weitere Bestätigung, zumal die Glättungslinie der letzten 20 Quartale (akt. bei 158,55), was einem 5-Jahres-Durchschnitt entspricht, ebenfalls hier verläuft. Andererseits würde ein Sprung über die Marke von 164 der Lethargie der letzten Quartale ein Ende setzen – das jüngste „bullish engulfing“, ein bemerkenswertes, welches die Körper der letzten sechs(!) Quartalskerzen umschließt, liefert hierfür ein erstes Indiz. Das letzte Puzzleteil, um die Relevanz dieses Signalgebers zu verdeutlichen, liefert der Monatschart. Bei einem Sprung über die herausgearbeiteten Hürden wäre die gesamte Konsolidierung seit dem Rekordhoch des Euro-BUND-Future vom Juni 2016 bei 168,86 letztlich als trendbestätigende Flagge zu interpretieren (siehe Chart 3, obere Begrenzung akt. bei 162,85). Dazu eine ganz allgemeine Anmerkung: Grundsätzlich kann ein Trend auf zwei Arten konsolidiert werden: über die Preis- oder über die Zeitachse. Ersteres bedeutet also eine scharfe Preiskorrektur, während die zweite Variante sich bei geringem Korrekturausmaß vor allem zeitlich ausdehnt. Im Fall des Euro-BUND-Future ist eindeutig letzteres der Fall, was erfahrungsgemäß die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs nach Norden erhöht.
Euro-BUND-Future (Kontrakt Mar 19) (Monthly)Neue Hochs möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich
Als Sahnehäubchen wäre bei Notierungen oberhalb von 164 nicht nur die Korrekturflagge aufgelöst, sondern auch ein Doppelboden – definiert durch die Tiefs vom März und Oktober 2018 bei 156,88/157,33 – komplettiert. Sowohl aus der Flagge als auch aus der W-Formation lassen sich Kursziele auf der Oberseite jenseits des bisherigen Allzeithochs bei 168,86 rechtfertigen. So ergibt sich aus der Höhe der unteren Umkehr beispielsweise ein kalkulatorisches (Mindest-)Anschlusspotential bis rund 170. Rückenwind erfährt unser Szenario von Seiten der quantitativen Indikatoren. Hervorheben möchten wir den (Abwärts-)Trendbruch im Verlauf des RSI. Solche Indikatortrendbrüche besitzen oftmals einen zeitlichen Vorlauf im Vergleich zu einer positiven Weichenstellung im eigentlichen Chartverlauf. Deshalb nimmt der RSI-Trendbruch möglicherweise den Spurt über unseren Signalgeber bei 164 vorweg. Die oben beschriebene Bewegungsarmut hat darüber hinaus zur Konsequenz, dass sich die Bollinger Bänder extrem stark zusammengezogen haben. Der Abstand zwischen den beiden Begrenzungen des Volatilitätsindikators hat sich sogar so stark verringert wie niemals zuvor in unserer bis 1990 zurückreichenden Historie! Diese Konstellation begünstigt eine nachhaltige, dynamische Trendbewegung im Ausbruchsfall.
Euro-BUND-Future (Kontrakt Mar 19) (Monthly)Verkehrte (Rendite-)Welt: Nochmals negativ!?!
Zum Abschluss möchten wir die 10-jährige Rendite in Deutschland analysieren. Spiegelbildlich zum Euro-BUND-Future bildete sich im letzten Quartal 2018 hier ein „bearish engulfing“, d. h. der Körper der Q4-Kerze umschließt das Pendant des 3. Quartals vollständig. Dieses negative Candlestickmuster lässt auf rückläufige Renditen schließen. Eine weitere Warnung liefern die markanten Dochte aller vier Quartalskerzen 2018. In keinem Quartal konnten also die zwischenzeitlich erreichten Hochs über die Ziellinie gerettet werden, was für eine strukturelle Schwäche spricht. Dem Wochenchart der 10-jährigen Rendite kommt in dieser Gemengelage eine wichtige Katalysatorfunktion zu. Der Erholungstrend seit 2016 (akt. bei 0,64 %) ist schon wieder Geschichte, wobei der Trendbruch im Oktober 2018 durch einen idealtypischen Pullback bestätigt wurde. Aktuell steht die Kernunterstützung der letzten 20 Monate bei 0,20 % zur Disposition (siehe Chart 5), wo auch der ehemalige Abwärtstrend seit Sommer 2008 verläuft. Ein Abgleiten unter dieses Level würde eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation vervollständigen, welche in der Folge ein Abschlagspotential von 60 Stellen „verspricht“. Das bisherige Zinstief vom Juli 2016 bei -0,20 % muss demnach keineswegs das Ende der negativen Fahnenstange bedeuten.
10-jährige Rendite Deutschland (Weekly)Schlussfolgerungen 2019
Die Gefahr, nochmals und nachhaltig in negatives Renditeterrain abzurutschen, ist bei der 10-jährigen Rendite Deutschland mehr als real. Deshalb könnte sich „nochmals negativ“ im neuen Jahr als angemessene Übersetzung für „new normal“ erweisen. Die meisten Anleger mögen es sich zwar vermutlich nicht vorstellen, doch es fehlt lediglich ein kleiner Zündfunke und es entstehen auf der Rentenseite nochmals große, prozyklische Investmentkaufsignale. So könnte der Sprung des Euro-BUND-Future über die Schlüsselhürde bei 164 im Verlauf des Jahres 2019 mit neuen Rekordständen oberhalb des alten Allzeithochs von 168,86 belohnt werden. Jenseits des Atlantiks lastet der beschriebene Fehlausbruch auf der 10-jährigen US-Rendite und sorgt aus charttechnischer Sicht für eine schwere Hypothek in 2019. Fallende Zinsen sind auch hier wahrscheinlich. „Untere Zinswenden verlaufen selten dynamisch. Vielmehr benötigen Bodenbildungen auf der Rentenseite regelmäßig vor allem Eines: viel Zeit!“ Vor dem Hintergrund unserer Prognose dürfte Investoren dieses Börsen-Bonmot noch eine Weile erhalten bleiben.
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Autor: Jörg Scherer