EUR/USD - Trendwende dank „Farbwechsel“?
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Erwähnte Instrumente
Trendwende dank „Farbwechsel“?
Zum Jahreswechsel 22/23 können Investorinnen und Investoren ein weiteres Pro-Argument auf der EUR-Habenseite verbuchen. Schließlich kam es beim Heikin Ashi-Chart nach einem Innenstab im Oktober jüngst zum ersten Farbwechsel seit Sommer 2021. Diese doppelt trendfolgende Chartdarstellungsform signalisiert somit bereits eine Trendwende. Gelingt der oben diskutierte Befreiungsschlag, winkt aus Sicht des Monatscharts ein Anlauf auf die Widerstandszone aus dem Abwärtstrend seit 2008 und der 38-Monats-Linie (akt. bei 1,1176/1,1253 USD), die durch ein Fibonacci-Cluster aus zwei unterschiedlichen Retracements (1,1237/1,1274 USD) noch zusätzlich untermauert wird. Danach definieren die Hochpunkte bei rund 1,15 USD die nächsten Hürden. Um die aktuelle Ausbruchschance nicht leichtfertig zu verspielen, können Anlegerinnen und Anleger das Tief vom Januar 2017 bei 1,0339 USD als engmaschige Absicherung heranziehen. Da dieses Risikolevel bestens mit der (noch) fallenden 200-Tages-Linie (akt. bei 1,0348 USD) harmoniert, entsteht auf diesem Niveau eine markante Kreuzunterstützung. Freud und Leid liegen zu Beginn des neuen Jahres entsprechend dicht beieinander, sodass es früh in 2023 zu einer mittelfristigen Richtungsentscheidung kommen dürfte.
EUR/USD (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart EUR/USD
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Jahres-Pivotpunkte: Fixsterne im TA-Universum
Zur Bestätigung der wichtigsten Chartmarken 2023 haben wir noch einen weiteren (charttechnischen) Pfeil im Köcher: Traditionell berechnen wir in unserem Jahresausblick sog. Pivotpunkte. Vereinfacht lassen sich aus dem Hoch-, dem Tief- und dem Schlusskurs der Vorperiode durch Durchschnittsbildung neuralgische Punkte für die Folgeperiode ableiten. Besonders aktive Trader wissen die Bedeutung dieser Durchschnittskurse als zukünftige Widerstands- bzw. Unterstützungsmarken zu schätzen! Aus unserer Sicht verdienen die Jahres-Pivotpunkte eine gesonderte Erwähnung, wenn sie mit anderen technischen Marken zusammenfallen. An dieser Stelle sollten Investorinnen und Investoren hellhörig werden, denn der Mittelwert aus dem Hoch-, dem Tief- und dem Schlusskurs von 1,0520 USD (Stand: 13. Dezember) fällt genau in die wohlbekannte Schlüsselwiderstandszone (siehe Chart). Aber auch der aus dem Durchschnittt abgeleitete Pivot-Widerstand (1,1505 USD) bzw. die Pivot-Unterstützung (0,9544 USD) besitzt für unsere Leserinnen und Leser einen hohen Wiedererkennungswert. Schließlich deckt sich letztere bestens mit dem 2022-Tief bei 0,9534 USD. Selten bestätigten die objektiv zu ermittelnden Jahres-Pivotpunkte die charttechnischen Schlüsselmarken derart idealtypisch wie in 2023!
EUR/USD (Annually)
Quelle: Refinitiv, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
Saisonalität: volatiler Tradingmarkt
Nicht fehlen bei der abschließenden Beurteilung der Perspektiven des Währungspaars EUR/USD darf die Analyse saisonaler Einflussfaktoren. Angelehnt an den US-Präsidentschaftszyklus untersuchen wir deshalb das typische Ablaufmuster in Vorwahljahren der USA. Dabei stellen wir die Entwicklung aus Sicht des US-Dollars dar. Um es vorwegzunehmen: Gemessen am typischen Verlauf aller Vorwahljahre seit 1971 steht Anlegerinnen und Anlegern im neuen Jahr eine volatile Seitwärtsphase ins Haus (siehe Chart). Bis in den Hochsommer besitzt die US-Valuta saisonalen Rückenwind, ehe im August die Gefahr der Ausprägung eines zyklischen Hochpunktes besteht. In der Folge tritt der US-Dollar in einen bis zum Jahresultimo anhaltenden saisonal herausfordernden Zeitraum ein. Nicht nur in Vorwahljahren, sondern ganz grundsätzlich sieht sich der Greenback in der 2. Jahreshälfte eher mit saisonalem Gegenwind konfrontiert. Per Saldo ergibt sich auf Gesamtjahressicht ein Nullsummenspiel, sodass das Motto des Vowahljahres „außer Spesen nichts gewesen“ lautet. Auch die Trefferquote von sieben zu sechs zeigt ein gemischtes Bild. Das Ablaufmuster „volatil mit Schwankungen, aber insgesamt wenig Veränderung“ begünstigt 2023 einen zweigeteilten Investmentjahrgang.
USD/EUR (Daily)
Quelle: macrobond, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart USD/EUR
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Bemerkenswerter Schwächeanfall!
Da wir bei der saisonalen Betrachtung den Blickwinkel bereits umgekehrt haben, behalten wir diese Perspektive bei und kommen im nächsten Schritt zur Analyse des USD-Index. Dieser spiegelt die Entwicklung des Greenbacks im Vergleich zu den sechs wichtigsten Handelswährungen EUR, GBP, JPY, CHF, CAD und SEK wider. Auch hier starten wir zunächst mit der Analyse einer hohen Zeitebene. So verdeutlicht der Halbjahreschart, welche Rolle rückwärts die US-Valuta in den letzten beiden Monaten vollzogen hat. Doch der Reihe nach: Zunächst sorgte der Spurt über die Hochs von 2020, 2017 und 2016 bei 103/104 Punkten für das erwartete prozyklische Kaufsignal. Nach einem zyklischen Hoch bei 115 Punkten kam es beim USD-Index allerdings zu einem scharfen „U-turn“. So musste der Greenback im November mit einem Minus von über 5 % die schlechteste Monatsperformance seit September 2010 verkraften. Auf 6-Monats-Basis schlägt sich diese Entwicklung in einem markanten „shooting star“ nieder (siehe Chart). Ein Rebreak der alten Ausbruchszone würde deshalb für eine doppelt negative Weichenstellung sorgen, denn dann wäre neben einem Rückfall in die von 2014 bis 2022 gültige Schiebezone gleichzeitig auch die Auflösung des diskutierten Kerzenmusters zu beklagen.
USD-Index (Semi-annually)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart USD-Index
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Pullback oder Rückfall in langfristige Schiebezone?
Da ein Fibonacci-Cluster aus zwei unterschiedlichen Retracements (105/104 Punkte) die beschriebene Schlüsselzone zusätzlich bestätigt, sollten Anlegerinnen und Anleger deren strategische Tragweite im Hinterkopf abspeichern. Kommt es tatsächlich zu einem Rebreak, wäre das auch ein wichtiger Taktgeber für die weitere EUR/USD-Entwicklung – konkret für die Fortsetzung der jüngsten EUR-Erholung. Noch andere technische Argumente dokumentieren den Druck auf die bekannte Kernunterstützung bei 104/103 Punkten. So droht auf Quartalsbasis die Ausprägung eines negativen Kerzenmusters in Form eines „bearish engulfing“. Hierfür ist ein Jahresschlusskurs unterhalb der Marke von 105 Punkten nötig. Im Monatschart weisen zudem verschiedene Indikatoren (z. B. RSI, MACD) eine divergente Entwicklung aus, indem das o. g. Mehrjahreshoch bei 115 Punkten nicht mehr von Indikatorenseite bestätigt wurde. Im Fall eines Rückfalls in die alte Schiebezone der letzten Jahre definieren eine alte Trendlinie (akt. bei 100 Punkten) sowie die gleitenden Durchschnitte der letzten 38 bzw. 90 Monate (akt. jeweils bei 97 Punkten) die nächsten Rückzugsmarken.
USD-Index (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
CoT-Daten: Commercials nur kurzfristig „long“
Eine letzte Randnotiz zum USD-Index: Im letzten Jahr hatten wir die Bedeutung der strategischen Leitplanken bei 88 bzw. 104 Punkten betont. Gerade aus Sicht des Halbjahrescharts würde der intensiv diskutierte Rebreak der oberen Schlüsselmarke deshalb für ein bemerkenswertes Signal sorgen. Im „HSBC Daily Trading“ und auch in unserem Jahresausblick zitieren wir oft die alte Tradingweisheit: „false breaks are followed by fast moves“. Die dann bestehenden Positionsschieflagen dürften tatsächlich einen größeren Bewegungsimpuls nach sich ziehen. Als letztes blicken wir auf den Commitment of Traders-Report. Bei den von der US-Aufsichtsbehörde CFTC wöchentlich publizierten Daten haben die tendenziell „besser liegenden Commercials“ im Sommer nur temporär eine EUR-Netto-Longposition aufgebaut. Seither fällt das Engagement mit hoher Dynamik, so dass die „Commercials“ inzwischen wieder deutlich „short“ positioniert sind – und zwar so stark wie noch nie in 2022 (siehe Chart). Da die „Commercials“ aber auch beim USD-Index über eine Netto-Shortposition verfügen, entsteht derzeit ein widersprüchliches Signal. Die Orientierungshilfe durch die CoT-Daten ist deshalb 2023 limitierter als in den Vorjahren.
EUR/USD (Weekly)
Quelle: macrobond, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
Schlussplädoyer
2022 musste der Euro im Vergleich zum US-Dollar in der Spitze Kursverluste von rund 20 US-Cents verkraften. Die Hälfte davon konnte die europäische Einheitswährung dank eines starken Schlussspurts mittlerweile wieder aufholen. Ist das bereits die Trendwende? Relativ früh im Jahr dürfte das Währungspaar charttechnische Antworten auf diese Fragen geben, denn die von uns definierten Schlüsselmarken sind nicht weit entfernt. Wir favorisieren dabei eine Fortsetzung der im letzten Quartal eingeleiteten EUR-Erholung. Saisonalen Rückenwind erfährt die europäische Einheitswährung dabei vor allem in der 2. Jahreshälfte. Die fundamentalen Jahresprognosen setzen enge Leitplanken bei 1,00 USD bzw. 1,10 USD. Jenseits dieser Prognosemarken ergeben sich große Überraschungspotenziale. Schließen möchten wir mit einem Zitat von Joachim Ringelnatz: „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht!“ Dieses Bonmot passt nicht nur hervorragend zur fragilen EUR/USD- Ausgangslage 2023, sondern sollte Anlegerinnen und Anleger generell ermutigen, unseren Jahresfahrplan immer wieder kritisch zu überprüfen. Mit unseren unterjährigen Analysen im „HSBC Daily Trading“ versuchen wir Ihnen zusätzliche „Sicherheit“ zu geben.
EUR/USD (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
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Autor: Jörg Scherer