Kommentar
09:27 Uhr, 13.07.2022

EUR-USD: Parität hält, aber wie lange noch?

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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Parität verteidigt – vorerst. Der EUR-USD-Wechselkurs berührte die 1,00-Marke, durchbrach diese aber nicht. Gleich heute dürfte es mit der Veröffentlichung der amerikanischen Inflationsdaten den nächsten Anlauf in Richtung eines Austauschverhältnisses von weniger als 1,00 geben. Die Märkte insgesamt finden derzeit im Wechselspiel zwischen Inflationssorgen und Rezessionsängsten keine klare Richtung.

Mit der Lupe wurde gestern untersucht, ob der EUR-USD-Wechselkurs im Laufe des Vormittags unter die Parität gerutscht war oder nicht. Ausgesprochen schwache Werte der ZEW-Umfrage hätten eigentlich der Impulsgeber für solch eine Kursbewegung sein können, letztendlich konnten aber lediglich Kurse von 1,0000 bestätigt werden, nicht darunter. Zur leichten Kurserholung am Nachmittag dürften dann ebenfalls schwache Daten aus den USA beigetragen haben. Der NFIB-Index zur Zuversicht kleiner und mittelgroßer Unternehmen verbuchte einen unerwartet kräftigen Rückgang um fast vier Punkte. Den Rest des Tages pendelte EUR.USD zwischen 1,0010 und 1,0075, heute früh sehen wir Notierungen bei 1,0040.

Die erwähnten Stimmungsdaten des gestrigen Tages (ZEW und NFIB) waren durchaus geeignet, den um sich greifenden Rezessionsängsten neue Nahrung zu geben. In den Märkten war dies ablesbar an fallenden Staatsanleiherenditen, an tendenziell eher schwachen Aktienmärkten und vor allem an einem deutlich nachgebenden Ölpreis. Brent fiel im Tagesverlauf von 107 USD/bbl bis auf 99 USD/bbl. Und während an Aktien- und Rentenmärkten Ansätze einer Gegenbewegung zu sehen waren, verharrte der Ölpreis bis heute früh auf diesem niedrigen Niveau.

Die Rezessionsängste dürften heute im Tagesverlauf mal wieder den Inflations- und Zinsanhebungssorgen weichen. In den Vereinigten Staaten werden die Verbraucherpreisdaten für den Monat Juni veröffentlicht. Vor allem wegen der seinerzeit stark steigenden Spritpreise dürfte der Inflationsindex einen kräftigen Aufwärtsschub verzeichnen. Sowohl der Konsensus wie auch unsere Hausprognose geht von einem Preisanstieg um 1,1 % im Monatsvergleich aus, was die Jahresrate auf ein neues Hoch von 8,8 % hieven würde. Im Mai hatte die Inflationsrate noch bei 8,6 % gelegen.

Eine solche Inflationszahl dürfte wohl ausreichen, um an den Märkten die Erwartung einer weiteren Zinsanhebung der Fed um 75 Basispunkte Ende des Monats zu zementieren. Allerdings geht es hier wirklich um das Zementieren der Erwartungen, denn grundsätzlich ist ein solcher Zinsschritt in den Geldmarktkurven bereits vollständig reflektiert. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Inflationszahlen den amerikanischen Rentenmarkt heute nicht zwingend aus dem Gleichgewicht bringen sollten – solange die Preisdaten halbwegs im Rahmen der Erwartungen veröffentlicht werden. Gestern kursierte in den sozialen Medien angeblich eine Fälschung des Inflation-Reports. Das verantwortliche Statistikamt (Bureau of Labor Statistics) sah sich sogar gezwungen, in einer Stellungnahme auf diese Fälschung hinzuweisen.

Auch, wenn man den Eindruck bekommt, die Rezessionsängste würden im Markt aktuell überwiegen, so sei doch darauf hingewiesen, dass die Inflations- und Zinsanhebungssorgen ein Comeback erleben könnten. Die Zentralbankvertreter sind von ihrer hawkishen Rhetorik bislang so gut wie keinen Millimeter abgewichen, die Europäische Zentralbank wird in der kommenden Woche ihren Zinsanhebungszyklus erst noch beginnen und die Fed dürfte eine Woche später mit einem weiteren kräftigen Anhebungsschritt nachlegen. Für die Rentenmärkte bedeutet dies, die Gefahr eines erneuten Ausbrechens der Renditen nach oben ist noch nicht gebannt. Dies könnte insbesondere dann eintreten, sollte der Gasfluss durch Nord Stream 1 nach Abschluss der Wartungsarbeiten Ende kommender Woche doch wieder aufleben. Eine solche Entwicklung würde dann wohl auch dem EUR-USD-Wechselkurs wieder Rückenwind verleihen. Bis dahin dauert es jedoch noch ein paar Tage, und es dürfte dem Währungspaar in dieser Zeit schwerfallen, die Parität nach unten nicht zu durchbrechen…

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