EUR/USD - Der lange und steinige Weg nach Norden
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Der lange und steinige Weg nach Norden
„Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen!“ Das altbekannte Zitat von Mark Twain gilt selbstverständlich auch für die 13. Ausgabe unseres technischen Jahresausblicks auf der Währungsseite. Der Frage, ob die Zahl 13 eher Glück oder vielmehr Unglück bringt, sind wir bereits zu Beginn des Aktienteils nachgegangen. Ein Bezug zum Währungspaar EUR/USD ist bei der Zahl 13 ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. So kommt die Zahl 13 auf der Ein-Dollar-Note als Ziffer, in Zeichnungen oder in Symbolen insgesamt DREIZEHN Mal vor! Ob das für den Greenback nun ein gutes oder ein schlechtes Omen für das neue Jahr darstellt, werden wir im Folgenden ganz ohne Aberglauben, dafür aber mit Hilfe von anerkannten Verfahren der Technischen Analyse beleuchten. „Ich mache keine Vorhersagen. Ich habe nie und ich werde nie!“ Diesem Zitat des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair wollen wir dabei ausdrücklich zuwiderhandeln. Vielmehr möchten wir einen möglichen Leitfaden auf der FX-Seite für 2019 aufzeigen. Um den übergeordneten „großen Trend“ einzufangen, möchten wir auch auf der Währungsseite mit der Analyse des Jahrescharts beginnen.
EUR/USD (Annually)Chance vertan
Rückblende: Vor Jahresfrist lieferte die damalige Candlestickkonstellation eine absolute Steilvorlage für den Euro. Neben einem sog. „outside year“, dessen Tief tiefer und dessen Hoch höher lag als die jeweiligen Pendants des Jahres 2016, gelang der europäischen Einheitswährung ein Jahresschluss (1,2004 USD) nahezu auf Jahreshoch. Darüber hinaus bildeten die Kerzen der Jahre 2015, 2016 und 2017 einen nicht ganz idealtypischen „morning star“. Aus allen drei Phänomenen hätte der Euro im Vergleich zur US-Valuta eigentlich Kapital schlagen müssen. Deshalb schmerzen das „reversal“ vom Februar 2018 bei gut 1,25 USD sowie die daraus resultierenden Kursverluste sehr. Schließlich steht im Jahreschart eine negative Kerze mit markantem Docht zu Buche (siehe Chart 1). Dem oberen Schatten messen wir dabei eine besondere Bedeutung bei: In den letzten elf Jahren hat das Niveau von 1,20 USD immer wieder eine Rolle gespielt. Regelmäßig wurden hier Jahreshochs oder -tiefs ausgeprägt – oftmals sogar in Form markanter Dochte. Mit dem oberen Schatten der 2018er-Kerze wurde ein Sprung über die Schlüsselmarke bei 1,20 USD abgelehnt. Die Marktteilnehmer zollen dieser Marke also Respekt.
EUR/USD (Annually)Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich
Anhand der sehr langfristigen Betrachtung des Währungspaars lässt sich noch ein weiteres spannendes Detail identifizieren. Seit dem historischen Rekordstand von 2008 bei gut 1,60 USD befindet sich der Euro zum US-Dollar in einem Baissetrend. Im Rahmen dieses Abwärtstrends kam es 2012/2013 zu einem Stabilisierungsversuch, welcher im darauffolgenden Jahr im Dunstkreis des beschriebenen Baissetrends abverkauft wurde. Die (Börsen-)Geschichte wiederholt sich zwar selten eins zu eins, doch häufig reimt sie sich. Mit anderen Worten: Dem Euro droht ein ähnliches Schicksal wie im Jahr 2014. Schließlich kontert das angeführte „reversal“-Muster von 2018 den EUR-Erholungsimpuls des Vorjahres – und zwar ziemlich genau in Schlagdistanz zu dem seit 2008 dominierenden Abwärtstrend. Noch wesentlich eindrucksvoller verdeutlicht der Jahreschart des USD-Index dieses Spannungsfeld. Dieser spiegelt die Entwicklung des Greenbacks im Vergleich zu den sechs wichtigsten Handelswährungen EUR, GBP, JPY, CHF, CAD und SEK wider. Spiegelbildlich lag hier im vergangenen Jahr sogar ein „bearish engulfing“ vor, d. h. der Kerzenkörper der 2016er-Kerze wurde vollständig umschlossen. Anschlussverkäufe waren im vergangenen Jahr allerdings Fehlanzeige (siehe Chart 3).
USD-Index (Annually)Pullback bestätigt Bodenbildung
Vielmehr untermauert das angeführte Umkehrmuster des zu Ende gegangenen Jahres den grundsätzlichen Trend zugunsten des Greenbacks. Interessant ist noch das Niveau der Wende, denn diese vollzog sich im Bereich der Nackenzone der großen unteren Umkehr seit 2004 bei rund 90 Punkten. Der Rücksetzer vom Jahresauftakt 2018 sorgt also letztlich für ein zusätzliches Ausrufezeichen hinter der Bodenbildung der letzten Jahre, aus deren Höhe sich unverändert ein kalkulatorisches Kursziel im Bereich von rund 110 Punkten ableiten lässt. Zur Unterstützung dieser These möchten wir den Monatschart des USD-Index ins Feld führen. In dieser Zeitebene wird die Bedeutung der Bastion bei 90 Punkten durch verschiedene Fibonacci-Retracements sowie vor allem durch den Aufwärtstrend seit dem Jahr 2011 (akt. bei 89 Punkten) bestätigt (siehe Chart 4). Deshalb ist dieses Level als strategischer Stopp-Loss prädestiniert. Ohne einen Bruch dieser Schlüsselmarke ist der Trend „pro Greenback“ absolut intakt und ein Anstieg über das 2018er-Hoch (98 Punkte) legt den Grundstein für einen Test der Hochs von März 2015 und Januar 2017 bei 100/104 Punkten. Das kalkulatorische Kursziel der diskutierten Bodenbildung lässt sogar auf neue Verlaufshochs schließen.
USD-Index (Monthly)Trendbruch plus Toppformation
Es gibt kaum einen Chart, der das bisher Gesagte pointierter zusammenfasst, als der Kursverlauf des Währungspaars zurück bis in die 1970er-Jahre. Vor der EUR-Einführung wurde zur Konstruktion des Charts das DM/USD-Austauschverhältnis herangezogen. Auf Monatsbasis vollzog das Währungspaar EUR/USD zu Beginn des letzten Jahres einen lehrbuchmäßigen Pullback an den ehemaligen EUR-Aufwärtstrend seit 1985 (akt. bei 1,2659 USD). Interessanterweise verläuft hier auch die Durchschnittslinie der letzten 200 Monate (akt. bei 1,2593 USD). Per Saldo bestätigt die Entwicklung des Jahres 2018 also den zuvor realisierten Trendbruch bzw. die zuvor vervollständigte Schulter-Kopf-Schulter-Formation (siehe Chart 5). Die beiden entscheidenden Argumente für eine nachhaltige Trendwende – sprich: eine abgeschlossene Toppbildung und der Bruch eines langfristigen Trends – sind somit unverändert gegeben. Vor dem Schlüsselwiderstand bei rund 1,26 USD definieren ohnehin bereits die diversen Tiefpunkte der Jahre 2004, 2005, 2010 und 2012 bei 1,1637/1,1756/1,1875/1,2041 USD markante horizontale Hürden. Die Höhe der oberen Umkehr nach unten gespiegelt, lässt langfristig weiter ein vollständiges Ausradieren der gesamten Kursgewinne des Jahrtausends befürchten.
EUR/USD (Monthly)Die großen Leitplanken
Bisher haben wir recht viel Zeit darauf verwandt, zu verdeutlichen, dass sich der EUR in Relation zur US-Valuta in einem übergeordneten Abwärtstrend befindet. Einem Kernargument haben wir dabei noch nicht ausreichend Rechnung getragen: Gemeint ist der seit dem Rekordhoch vom Sommer 2008 bei 1,6038 USD bestehende Baissetrend (akt. bei 1,2354 USD; siehe Chart 6). Regelmäßige Leser unseres „Daily Trading“-Newsletters wissen um die Bedeutung von technischen Kumulationspunkten. Dabei handelt es sich um Niveaus, in denen mehrere charttechnisch relevante Marken in einem engen Kursband zusammenfallen. Als Lehrbuchbeispiel dient der bereits angeführte Kreuzwiderstand bei rund 1,26 USD. Dieses Level wird durch das 38,2 %-Retracement des gesamten Baisseimpulses seit 2008 sowie die 61,8 %-Korrektur der letzten Abschwungphase von Mai 2014 bis Januar 2017 (1,2516/1,2597 USD) bestätigt. Da bei einem Sprung über diese Hürde auch der Abwärtstrend der letzten elf Jahre Geschichte wäre, gehört das Level von 1,26 USD ins Stammbuch eines jeden Langfrist-Investors. Die äquivalenten Kursmarken auf der Unterseite werden durch die Tiefs vom März 2015 bzw. Januar 2017 bei 1,0457/1,0339 USD definiert.
EUR/USD (Monthly)Dieser Weg wird kein leichter sein
Zwischen diesen beiden Extremen lässt der Monatschart bereits die dazwischenliegende Widerstandszone aus verschiedenen Hoch- und Tiefpunkten der letzten vier Jahre bei rund 1,15 USD erkennen. Durch Herunterbrechen der Zeitebene auf Wochenbasis ergeben sich weitere Anhaltspunkte für die Relevanz dieser Barriere. So verläuft bei 1,1514 USD der ehemalige EUR-Erholungstrend seit Januar 2017 (siehe Chart 7). In diesem Zusammenhang möchten wir nochmals an Chart 5 und die Tiefs der Jahre 2004, 2005 und 2010 zwischen 1,1637 USD und 1,1875 USD erinnern. Selbst bei einem Sprung über die Marke von 1,15 USD bleibt der Weg nach Norden für den Euro also schwierig. Interessanterweise fallen mit dem Jahres-Pivotpunkt – gerechnet auf Basis des Schlusskurses vom 15. Dezember – bei 1,1727 USD sowie dem 38,2 %-Fibonacci-Retracement des letzten Baisseimpulses (1,1735 USD) weitere wichtige Chartmarken in diesen Widerstandsgürtel. Ein letztes wichtiges Argument gilt es noch hervorzuheben: Die beschriebene Schlüsselzone fungiert gleichzeitig sowohl als Nackenzone der im Verlauf des Sommers 2017 komplettierten Bodenbildung als auch als Nackenzone einer vermeintlichen Toppbildung. Per Saldo hat die europäische Einheitswährung charttechnisch extrem „vermintes Gelände“ unmittelbar vor der Brust.
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Autor: Jörg Scherer