Ethanol: Wie Sie vom Boom profitieren können!
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Bioethanol liegt im Trend. In den USA entstehen in den nächsten 18 Monaten 33 neue Ethanolbrennerein, neun bestehende werden ausgebaut. Statt neue Erdölraffinerien entstehen zu lassen, setzen die USA bei Neuinvestitionen also auf alternative Kraftstoffe. Die letzte Ölraffinerie wurde in den USA in den 70er Jahren gebaut. In den letzten Monaten stiegen die Aktien von Ethanolherstellern stark an. Der Bioethanol-Boom begann im letzten Jahr durch ein neues US-Energiegesetz, das die Verbreitung von E10 (10% Ethanolbeimischung zum Benzin) vorsieht. Darüber hinaus soll auch E15 (15% Ethanol) in einigen US-Bundesstaaten eingeführt werden. Für die Nutzung von E15 müssen die Motoren der Fahrzeuge umgerüstet werden und es gibt bereits erste Fahrzeuge von General Motors und Ford, die entsprechende Fahrzeuge in den USA anbieten. Sollte sich E15 durchsetzen, und es spricht vieles dafür, so wären die Autohersteller, die bereits jetzt in diesem Bereich forschen, nach langen Jahren mit schwachen Geschäften die großen Gewinner. In Brasilien ist jedes zweite Fahrzeug ein so genanntes Flex-Fuel-Vehicle (FFV), also für den Betrieb mit Ethanol über einer Bemischung von 10% vorbereitet. In Brasilien tanken Autofahrer standardmäßig E20, also 20% Ethanol und 80% Benzin. Bis Anfang Januar war noch E25 gängig. Durch eine drohende Verknappung senkte die brasilianische Regierung die Beimischung allerdings zuletzt wieder auf E20, was zur Folge hatte, dass die brasilianische Ölgesellschaft Petrobras fast ihren gesamten Benzinexport einstellen musste, um die inländische Benzinnachfrage durch diese Gesetzesänderung bedienen zu können. In Europa ist der Standard E5 (5% Ethanolbeimischung zum Benzin) gängig. Doch auch hier soll in den nächsten Jahren E10 stärker verbreitet werden. Ebenso in Kanada, wo E10 gefördert werden soll.
Für jedes Land ist der Rohstoff, der zur Herstellung des Alkohols Ethanol verwendet wird, unterschiedlich, je nach dem, welcher Rohstoff gerade verfügbar ist. Eine Studie des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft kam zu dem Ergebnis: Zuckerrüben, Weizen, Roggen, Mais und Kartoffeln sind am besten für die Produktion von Bio-Ethanol geeignet. Grundsätzlich kann aus jeder zucker- oder stärkehaltigen Pflanze Alkohol durch Vergärung hergestellt werden. Wird bisher nur die Stärke in Ethanol umgewandelt, sollen zukünftige Technologien auch die Fasern der Pflanzen genutzt werden können. Da in den USA Mais in Hülle und Fülle vorhanden ist, liegt es nahe, dass die USA auch diesen Rohstoff zur Ethanolherstellung verwenden. Südamerika setzt auf Zuckerrohr, während Deutschland Roggen bevorzugt. In Deutschland bietet sich die Nutzung von Roggen an, da die EU-Subventionen für dieses Getreide wegfallen werden und es in Brandenburg Roggen in Hülle und Fülle gibt. In Deutschland wird das bisher einzige Flex-Fuel-Vehicle bei Ford in Saarlouis gebaut. Der Ford Focus ist primär für den Export nach Schweden vorgesehen, da dort die Verwendung von Bioethanol als Autotreibstoff schon weiter fortgeschritten ist. Das Fahrzeug ist jedoch auch in Deutschland erhältlich, hat 100 PS und ist im Preis vergleichbar mit dem Benziner. In Schweden wird Bioethanol aus Holz- und Papierabfällen hergestellt – kostengünstig und völlig umweltverträglich. Auch China testet die Einführung von Ethanol. Erste Versuche werden in chinesischen Großstädten durchgeführt. China will als Rohstoff neben Zuckerrohr auch auf Mais setzen.
In den USA kommt es jetzt durch eine folgenschwere Entscheidung der Ölraffinerien zu einem kurzfristigen Nachfrageschub nach Ethanol. Die Raffinerien haben sich dem Druck der Umweltschützer gebeugt und wollen bis Anfang Mai kein MTBE mehr bei der Benzinherstellung verwenden. MTBE ist ein Derivat aus Erdgas und wurde bisher dem Benzin beigemischt, so dass es möglichst vollständig und somit sauber verbrennt. Ein idealer Ersatz zu MTBE ist Bioethanol, da es ebenfalls die Eigenschaft besitzt, die Klopffestigkeit eines Ottomotors zu verbessern.
Wer nun in den Ethanolsektor investieren möchte, wird feststellen müssen, dass die Kurse der Anbieter schon stark gestiegen sind. Es wird sich unserer Meinung nach allerdings als lohnenswert herausstellen, die Aktien der wichtigsten Anbieter zu beobachten und bei temporär fallenden Notierungen sukzessive langfristig ausgerichtete Positionen zu eröffnen. Wir möchten Ihnen in diesem Artikel die wichtigsten Anbieter von Ethanol vorstellen.
Die größte Gesellschaft im Bereich Ethanolbrennerein in den USA ist Archer Daniels Midland (NYSE: ADM, WKN 854161). Die Aktie stieg seit unserer Empfehlung Ende Oktober um 53%. Mittlerweile sind sich fast alle Analysten einig, dass die Aktie ein Kursniveau erreicht hat, zu dem keine weiteren großen Sprünge nach oben zu erwarten sind. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt, basierend auf den Gewinnerwartungen für dieses Jahr, aktuell 23,2 und liegt damit deutlich über dem Branchenschnitt. Denn neben dem Ethanolgeschäft, dass ADM gerade ganz neu aufbauen möchte, ist das Hauptgeschäftsfeld der Gesellschaft die Weiterverarbeitung von Soft Commodities. Sie ist eine der wenigen ganz großen Gesellschaften, die als Aktiengesellschaft geführt wird. Das ist z. B. bei Cargill, der weltweit bedeutendsten Firma aus Minneapolis nicht der Fall. Während Cargill, Continental, Bunge und Dreyfuss schon im 19. Jahrhundert die Weltmärkte beherrschten und in allen Erdteilen zu Hause waren, kann ADM fast als Emporkömmling gelten. Sie begann erst in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts und hat mit einem Umsatz von über US Dollar 35 Mrd. inzwischen zu den anderen Großen der Branche aufgeschlossen. Ihr Hauptsitz liegt in Decatur, mitten in Illinois, weitab von den interessanten Großstädten wie Chicago oder St. Louis. Um Decator herum liegen ausgedehnte Mais- und Sojafelder. Man könnte sogar hunderte von Kilometern in jede Richtung fahren und würde immer noch nur Soja und Mais sehen.
ADM ist heute in allen Erdteilen vertreten. In Hamburg hat sie vor einigen Jahren das Traditionshaus Töpfer, Deutschlands bedeutendsten Getreidehändler, gekauft, als dieses in eine Schieflage geraten war.In der Elfenbeinküste ist sie der bedeutendste Kakaoverarbeiter, in Asien als Hersteller von Sojaöl führend. ADM ist Müller in allen in nahezu allen wichtigen Abnehmerländern, verfügt dort über ausreichende Lagerkapazitäten und eigene Logistikunternehmen. Bei Transporten ist sie nur selten auf fremde Hilfe angewiesen. Auch im Getreidehandel, der häufig von politischen Interventionen beeinflusst wird, ist ADM zu Hause. Firmenchef Allen Andreas kennt deshalb, wohl wie kaum ein anderer, die wichtigsten Regierungsvertreter der USA, aber auch Chinas, Russlands und Europas. Er scheut keine Mühe, diese Kontakte zu vertiefen.
Neben ADM bietet auch Pacific Ethanol (Nasdaq: PEIX, WKN: A0D9R1) eine Möglichkeit, in den Ethanolmarkt in den USA zu investieren. An dieser Gesellschaft will sich nun auch Microsoft-Gründer Bill Gates beteiligen. Sie ist auch das einzige Unternehmen, das eine direkte Investition in den Ethanolmarkt ermöglicht, ohne das man gleichzeitig auch in anderen Sektoren investiert ist. Dies trieb den Aktienkurs der Gesellschaft, die im letzten Quartal noch rund 5 Millionen Dollar Verlust machte, seit Jahresbeginn um 180 Prozent ins Plus. Das große Vorhaben der Gesellschaft, die mit 810 Millionen Dollar bewertet ist, ist der Aufbau einer Ethanolbrennerei in Kalifornien und damit in dem Bundesstaat, in dem am meisten Benzin in den ganzen USA verbraucht wird. Weitere Brennereien sind geplant. Der Kurs ist allerdings stark überhitzt, auch wenn die Fantasie der Gesellschaft sehr hoch ist. Doch immer dann, wenn Anleger eine Gesellschaft, die keinen Gewinn macht, auf erhöhtem Niveau kaufen, ist das Risiko für Kursverluste entsprechend hoch. Die Aktie ist unserer Meinung jedoch bei größeren Kursrücksetzern ein Kauf.
In Deutschland ist die Südzucker AG (WKN 729700) im Ethanolgeschäft tätig. Seit unserer Vorstellung im Rohstoff-Report Mitte September 2005 stieg die Aktie um 24%. Die Südzucker ist mit 22% Marktanteil Europas größte Zuckerraffinerie. Sie ist Marktführer in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich und Polen. Obwohl eigentlich die Aussichten dieses Unternehmens eher düster aussehen sollten, weil die europäischen Subventionen kräftig gekürzt werden, scheinen Aktienanalysten genau das Gegenteil zu erwarten. Sie sehen gerade wegen der sinkenden Erlöse aus dem traditionellen Zuckergeschäft einen Produktivitätsschub auf das Unternehmen zukommen, der ohne Not wohl so nicht eingetreten wäre. Südzucker hat in den vergangenen Jahren kräftig diversifiziert. Insbesondere wurde in die Produktion von Bioethanol investiert. In 2005 wird sich dieses Geschäft erstmals auszahlen. Die Gewinne, die hier erzielt werden, sollen die Verluste, die durch den Abbau der Zuckersubventionen entstehen werden, mehr als kompensieren. Erstaunlich ist nur, dass man erst jetzt die Vorteile der Ethanolerzeugung entdeckt, die in nicht subventionierten Ländern wie Brasilien bereits in den 70iger Jahren die Zuckerindustrie rettete. Allerdings produziert Südzucker Ethanol zur Zeit noch aus Weizen. Die Zuckersubventionen sind eben einfach zu hoch, um die Ethanolerzeugung aus der Zuckerrübe zu rechtfertigen. Da sieht man wieder einmal, wie die Gewinnung alternativer Energien durch jahrelange Verschwendung von Subventionsgeldern behindert wurde. Gut ist nur, dass Firmen wie Südzucker jetzt wenigstens die notwendigen Erfahrungen sammeln, um in diesem Zukunftsgeschäft dabei zu sein.
Es gibt allerdings noch weitere Unternehmen, die im Bereich regenerative Treibstoffe tätig sind. Wer nicht jede Aktie einzeln kaufen möchte, kann über ein Basket-Zertifikat der HSBC in diesen Sektor investieren. In dem Biokraftstoff-Basket-Zertifikat (WKN TB0D2B) sind die Aktien von Archer-Daniels-Midland, Abengoa, Ebro Puleva, Biopetrol Industries, CSR, EOP Biodiesel, KWS Saat, Syngenta, Südzucker, GEA Group, Tate & Lyle und Pacific Ethanol enthalten. Größter Titel mit einer Einzelgewichtung von 20% ist Archer-Daniels-Midland, gefolgt von Südzucker mit 10%. Aber auch Gea, die ehemalige MG Technologies, ist mit 10% dabei. Die Gesellschaft ist über ihre Tochter Lurgi eine der größten Hersteller von Produktionsanlagen zur Treibstoffherstellung aus nachwachsenden Rohstoffen. Die HSBC berechnet keine Verwaltungsgebühr für das statische Basketzertifikat, behält aber die Hälfte der Dividenden ein. Die Dividendenrendite der Gesellschaften beträgt rund 1,9%. Gerade die großen Titel wie ADM und Südzucker haben eine hohe Dividendenrendite, auf die der Anleger, der das Zertifikat erwirbt, verzichten muss. Ein weiterer Nachteil ist der letzte Handelstag des Zertifikats, der schon der 10. März 2008 ist. Wer also langfristig investieren möchte, sollte die Einzelaktien dem Basket-Zertifikat vorziehen.
Diese Analyse ist Teil des Rohstoff-Report. Wenn Sie Analysen dieser Art zeitnah per E-Mail erhalten möchten, können sich unter http://www.rohstoff-report.de kostenlos in den Verteiler für den Rohstoff-Report eintragen.
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