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Kommentar
13:32 Uhr, 11.11.2025

ETFs: Wieder mehr Interesse an Europas Aktien

An den Märkten geht es wieder nach oben, größere Verkaufswellen am ETF-Markt gab es ohnehin nicht. Jetzt wird verstärkt auf Europa geblickt – und auf Schwellenländer. Die sind dieses Jahr extrem gut gelaufen.

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11. November 2025. FRANKFURT (Deutsche Börse). Die Stimmung hat sich gedreht, die Zuversicht ist zurück. Denn in den USA wird ein Ende des Shutdown immer wahrscheinlicher. Die Wall Street steuerte am gestrigen Montag wieder auf ihre Rekorde von Ende Oktober zu. Und der DAX steht am Dienstagmittag bei knapp unter 24.000 Punkten – nach im Tief unter 23.500 Zählern vergangene Woche.

„Die Märkte blicken auf eine schwierige Woche zurück. Alle Aktienindizes haben verloren, vor allem die US-amerikanischen“, berichtet Holger Heinrich, der für die Baader Bank ETFs handelt. Für die Gesamtwoche meldet er deutlich anziehende Umsätze und ein mehr oder weniger ausgeglichenes Verhältnis von Käufen zu Verkäufen. Frank Mohr von der Société Générale sieht hingegen noch einen klaren Käuferüberhang. „Das hängt aber auch mit dem Monatsanfang und Sparplänen zusammen, vor allem für MSCI- und S&P 500-ETFs“, bemerkt er.

Schwerpunkt große US- und World-Indizes

Besonders gefragt sind Mohr zufolge S&P 500-, MSCI USA-, MSCI World- und FTSE All World-Tracker, etwa von iShares, Vanguard, SPDR oder Amundi. „Schwerpunkt bei US-Aktien sind breit streuende und faktorbasierte Strategien“, stellt Heinrich fest. Auf der Einkaufsliste fänden sich zum Beispiel der Xtrackers S&P 500 (<IE000Z9SJA06>) und der Active-ETF JPMorgan US Value Equity Active (<IE000TD3TI26>), auf der Verkaufsliste Core- und Equal-Weight-Strategien wie der First Trust US Large Cap Core AlphaDEX (<IE00B8X9NW27>) und der iShares S&P 500 Equal Weight (<IE000MLMNYS0>). Im globalen Bereich ist das Bild Heinrich zufolge ebenfalls gemischt, wobei ESG- und nachhaltige Themen weiterhin im Fokus stünden. Auf der Kaufseite steht etwa der iShares MSCI ACWI SRI (<IE000JTPK610>), auf der Verkaufsseite der Amundi MSCI World ESG Selection (<IE00016PSX47>).

Europas Aktien: „Hier wird wohl Nachholpotenzial gesehen“

Doch auch europäische Aktien sind Thema. „Der Umsatzanteil ist bei uns mit 12 Prozent höher als sonst üblich. Hier wird wohl Nachholpotenzial gesehen“, stellt Mohr fest. Gut an komme beispielsweise der iShares Core MSCI Europe (<IE00B4K48X80>) sowie Stoxx Europe 600-Tracker von iShares (<DE0002635307>) und Amundi (<LU0908500753>). Heinrich meldet für den europäischen Markt Käufe mit Schwerpunkt Value und große Indizes und Verkäufe von breit streuenden und dividendenorientierten Produkten. Einiges los ist auch im Geschäft mit asiatischen Aktien, wie Andreas Schröer von Lang & Schwarz beobachtet. „Mehr Umsatz als üblich verzeichnen beispielsweise in japanischen Aktien, in beide Richtungen.“

Emerging Markets-Index: Plus von fast 30 Prozent

Auch Schwellenländer-ETFs bleiben Schröer zufolge gesucht, etwa der iShares Core MSCI EM (<IE00BKM4GZ66>). Bei der Société Générale gibt es ebenfalls mehr Käufe als Verkäufe, beispielsweise in Produkten von iShares und Amundi. Der MSCI Emerging Markets hatte in den ersten Novembertagen zwar auch verloren, zuletzt ging es aber wieder nach oben. Die jüngsten Rekorde sind damit wieder in Reichweite. Seit Jahresanfang hat der Index um fast 30 Prozent zugelegt.

Welcher EM-Index ist besser?

Die zwei großen Schwellenländerindizes MSCI Emerging Markets und MSCI Emerging Markets IMI (Investable Market Index) unterscheiden sich vor allem durch die Zahl ihrer Komponenten: Während der MSCI Emerging Markets 1.190 Unternehmen abbildet (85 Prozent der Marktkapitalisierung), sind es beim MSCI Emerging Markets IMI mit 3.125 Unternehmen mehr als doppelt so viele (99 Prozent der Marktkapitalisierung). Im Ergebnis sind die Unterschiede aber nicht groß: Die Top-Ten-Liste beider Indizes ist identisch mit Taiwan Semiconductor, Tencent, Alibaba, Samsung und SK Hynix als Schwergewichte. Auch die Ländergewichtung ähnelt sich stark mit China, Taiwan und Indien als die mit Abstand größten Länder. Bei der Entwicklung in diesem Jahr und auf Dreijahressicht schneidet der MSCI Emerging Markets leicht besser ab, sehr langfristig seit dem Jahr 2000 aber der MSCI Emerging Markets IMI.

Tech-Sektor: Auch Gewinnmitnahmen

Vergangene Woche waren es ausnahmsweise einmal Gesundheits-ETFs, jetzt dominieren im Handel mit Branchen-ETFs wieder Tech-Tracker. „Es gibt aber auch einiges an Gewinnmitnahmen, die Käufe überwiegen nur noch leicht“, stellt Mohr fest. Zuflüsse sieht er etwa für den Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data (<IE00BGV5VN51>) und den iShares S&P 500 Information Technology (<IE00B3WJKG14>), Abflüsse aber aus dem Amundi MSCI World Information Technology (<LU0533033667>). „Auffällig ist auch das hohe Interesse an Cybersecurity“, ergänzt er. Beispiele: der iShares Digital Security (<IE00BG0J4C88>) und First Trust Nasdaq Cybersecurity (<IE00BF16M727>). Nicht mehr so gefragt seien die zuvor so beliebten Silberminen-ETFs, konkret der Global X Silver Miners (<IE000UL6CLP7>).

Schwerpunkt Geldmarkt, steigende Krypto-Umsätze

Im Geschäft mit Anleihen-ETFs geht es eher ruhig zu, bei der Société Générale macht die Kategorie nur 20 Prozent der Umsätze aus. Schwerpunkt bleiben Geldmarkt- und geldmarktnahe Tracker (<IE000RHYOR04>, <LU0290358497>). Abgesehen davon sind Staatsanleihen aus der Eurozone gefragt, wie Mohr bemerkt.

Der Kursrutsch am Kryptomarkt sorgte darüber hinaus für steigende Umsätze mit Krypto-ETNs, wie Schröer von Lang & Schwarz berichtet. Der Bitcoin war vergangene Woche unter die 100.000 US-Dollar-Marke gerutscht, jetzt sind es wieder knapp 105.000 US-Dollar. Im Hoch hatte die Währung allerdings über 125.000 US-Dollar gekostet. „Viel gehandelt werden bei uns eher Währungen aus der zweiten Reihe“, meldet Schröer.

Von Anna-Maria Borse, 11. November 2025 © Deutsche Börse AG

Über die Autorin

Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.

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