ETFs – die ideale Anlage für Langfristinvestoren
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In der ersten Folge geht um die Basics: Was ist ein ETF und warum ist er besser als ein klassischer Fonds?
Wohl kaum jemand hier hat schon einmal in klassische, aktiv verwaltete Fonds investiert. Bekanntlich sind die Kosten zu hoch und die Ergebnisse wenig berauschend.
Warum klassische Fonds für Langfristinvestoren ungeeignet sind
Denn nur wenige Fonds erreichen oder übertreffen die Performance ihres Vergleichsindex. Vor allem über längere Betrachtungszeiträume ist das Ergebnis regelmäßig niederschmetternd:
Quelle: Standard & Poor’s SPIVA Europe Scorecard Dezember 2023
Selbst auf Jahressicht – einem Zeitraum, in dem noch der Zufall für gute Ergebnisse sorgen sollte – schaffen es regelmäßig nur deutlich weniger als 50 % der Fonds (siehe rot gestrichelte Linie), mit ihrer Benchmark mitzuhalten. Man ist also besser dran, wenn man einfach eine Münze wirft.
Die Ursachen dafür lasse ich hier mal dahingestellt, aber an dieser Misere ist weniger die Unfähigkeit der Manager schuld, sondern vielmehr der Performancedruck durch die Anleger, der die Fonds-Strategen einem ebenso unseligen wie gnadenlosen Herdentrieb unterwirft und zu Entscheidungen zwingt, die einen langfristige systematisch verhindern.
Die klassischen aktiv verwalteten Aktienfonds können daher nicht das Mittel der Wahl für Langfristinvestoren sein, zumal auch die Kostenstruktur zu nachteilig für den Anleger ist (Ausgabeaufschläge, Gewinnbeteiligungen für die Manager, Verwaltungsgebühren usw.).
Die Alternative: Indexfonds!
Wenn wir mit Fonds also schon keine Überperformance erzielen können, sollten wir uns wenigstens die Index-Rendite sichern. Nun ist es jedoch für den Privatanleger sicherlich ziemlich aufwändig, einen kompletten Index über alle einzelnen Aktien nachzubilden.
Zum Glück gibt es aber seit Langem sehr kostengünstige passive Indexfonds, die sogenannte ETFs, die man über einen Broker so einfach wie Aktien an der Börse handeln kann. Die inzwischen verfügbare Palette an Fonds für alle möglichen Märkte und Anlageklassen erlaubt mit wenig Aufwand eine breite Streuung des Depots, wie sie früher nur professionellen Anlegern möglich war. Und das Beste daran: Auch die Kosten bleiben dabei extrem niedrig! Denn teure Manager und Analysten werden nicht gebraucht – es wird einfach ein Index nachgebildet. Und das geht automatisch per Computer.
Was sind ETFs?
ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsennotierte Fonds, welche einen Index passiv abbilden. Das heißt, im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds gibt es hier keinen Fondsmanager, der versucht, eine Outperformance gegenüber dem Markt oder Index zu erzielen. Durch spezielle Konstruktionen wird "nur" eine parallele Entwicklung zum jeweiligen Vergleichsindex angestrebt.
Dieses Konzept erfreut sich schon seit Jahren bei institutionellen Investoren großer Beliebtheit und ist längst auch unter Privatanlegern populär. In der Praxis erfüllen die meisten ETFs ihren "Job" sehr ordentlich und zeichnen die ihnen zugrunde liegenden Indizes nahezu perfekt nach. Daher gehen manche Analysten sogar schon dazu über, ETFs als (leicht verfügbare) Illustration zu nehmen, wenn sie mehr oder weniger exotische Märkte kommentieren. Denn es gibt ETFs auf nahezu alle Anlageklassen.
Da allerdings auch die Verwaltung von passiven Indexfonds mit Kosten verbunden ist, kommt es in der Praxis dennoch zu Abweichungen vom Basisindex, die aber normalerweise vernachlässigbar gering sind. Diese als Tracking Error bezeichneten Differenzen zum Vergleichsindex kommen zum Beispiel durch die Verwaltungsgebühren, Transaktionskosten bei Indexumschichtungen oder zeitweilige Abweichungen bei der Indexnachbildung zustande (z.B., weil ausgeschüttete Dividenden erst verzögert dem Depotkonto gutgeschrieben werden).
Vorteile von ETFs und was man beachten sollte
Trotz ihrer Transparenz, ihrer geringen Kosten und ihrer leichten Handelbarkeit sind ETFs so sicher wie klassische Fonds, denn die in ihnen enthaltenen Wertpapiere sind ein vom Vermögen der Verwaltungsgesellschaft getrenntes Sondervermögen. Im Gegensatz zu den hierzulande ebenfalls noch beliebten (Index-)Zertifikaten unterliegt der Anleger bei ETFs keinem Emittentenrisiko. (Alle Zertifikate sind dagegen sogenannte Schuldverschreibungen: Ist der Emittent eines Zertifikates insolvent, wird man als Anleger wie alle anderen Gläubiger lediglich aus der Insolvenzmasse bedient – ein Umstand der unwissende Anleger nach der Lehman-Pleite viel Geld gekostet hat.)
Bei langfristigen Anlagen empfehle ich daher generell ETFs statt Indexzertifikate: Wer weiß schon, welcher Emittent in 20 Jahren noch existiert? Aber ist denn garantiert, dass ein ETFs "ewig" läuft? Nein, aber alle ETFs haben natürlich grundsätzlich eine unbegrenzte Laufzeit und sind damit für die langfristige Anlage geeignet. Theoretisch ist zwar eine Schließung möglich, aber zumindest bei großen ETFs auf die wichtigsten Indizes ist das kaum zu erwarten.
Denn es gilt die Regel: Je größer der Fonds, umso unwahrscheinlicher ist, dass er geschlossen wird. Dazu braucht man nur auf eine Kennziffer des Fonds zu achten: das Fondsvolumen (auch als "Assets under Management", AuM, bezeichnet). Insbesondere, wenn für die gewünschte Anlageklasse mehrere ETFs zur Auswahl stehen, sollte man möglichst den mit dem größten Volumen wählen, der gemäß den sonstigen Auswahlkriterien (dazu in der nächsten Folge dieser Serie mehr) verfügbar ist.
Das bedeutet aber zugleich, dass man es vermeiden sollte, in Anlageklassen oder nach Kriterien zu investieren, bei denen die Auswahl von vornherein so beschränkt ist, dass nur wenige Fonds gewählt werden können – und die dann auch vielleicht nur ein niedriges zweistelliges Millionenvolumen aufweisen. Jegliche Trend-ETFs oder zu enge Branchen-, Länder- bzw. Strategie-ETFs sollte man daher meiden! Bei solchen Spezialfonds sind meist auch die Kosten deutlich höher. Darüber sind solche Exoten auch für andere Risiken erheblich anfälliger (auch dazu in der nächsten Folge dieser Serie).
Weniger ist mehr!
Generell ist die Vielfalt an ETFs natürlich ein Vorteil, weil uns damit prinzipiell ein Anlageuniversum zur Verfügung steht, dass wir mit Einzelaktien kaum vernünftig abdecken können. Wer hat schon einen Broker, der Zugang zu Aktien in Vietnam oder Afrika bietet? Die Frage ist eben nur, ob man solche "Spezialitäten" wirklich braucht. Die meisten Anleger dürften mit ETFs auf einige große Aktienindizes sowie Anleihen- und eventuell einem Rohstoff-ETF gut bedient sein. Hier gilt: Weniger ist mehr!
ETFs werden gegenüber klassischen Investmentfonds fortlaufend an faktisch allen Börsen eines Landes gehandelt, für das sie zum Vertrieb zugelassen sind. In Deutschland sind allerdings Xetra bzw. Frankfurt in der Regel die liquidesten Handelsplätze, die man daher auch nur nutzen sollte. Meist sind auch außerbörsliche Handelsplätze (z.B. Tradegate) hinreichend liquide. Dieser fortlaufende Handel wird gewöhnlich als Vorteil bezeichnet, da man bei klassischen Fonds den Kauf- oder Verkaufsauftrag quasi "blind" abgeben muss und erst nach einigen Tagen an der Abrechnung der Fondgesellschaft die genauen Kurse und Gebühren sieht.
Für Langfristanleger ist dieser Aspekt aber völlig unbedeutend und kann sogar zum Nachteil werden, wie ich in der nächsten Folge zeigen werde. Aber keine Angst – natürlich gibt’s von mir auch die entsprechenden Tipps, wie man den Gefahren, die dabei potenziell drohen, ganz einfach aus dem Weg gehen kann.
Was steckt eigentlich in einem ETF?
Eine wichtige Frage ist natürlich auch: Was steckt eigentlich drin in einem ETF? Man sollte meinen, ein DAX-ETF enthält alle DAX-Aktien, ein ETF über langlaufende Bundesanleihen die entsprechenden Bonds und ein Rohstoff-ETF – ja, was eigentlich? Kupferbarren, Schweinehälften? Wir sehen also schon: Nicht immer lässt sich ein Markt 1:1 abbilden (der Fachausdruck lautet: vollständige physische Replikation). Manchmal, z.B. bei sehr vielen Wertpapieren wie im MSCI World (aktuell ca. 1.400), wird auch nur eine Auswahl (Sampling) genommen, weil die allerletzten Aktien den Index kaum noch bewegen.
Andere Anbieter setzen in diesem Fall (oder auch generell) auf eine synthetische Replikation. Dabei wird ein Basis-Korb der jeweiligen Wertpapiere um Derivate (Swaps) ergänzt, welche die genaue Indexabbildung des ETFs bewirken. Alle drei Varianten haben Vor- und Nachteile und damit gewisse Risiken. Darauf und auf Details dieser Varianten gehen ich ebenfalls in der nächsten Folge ein.
Fazit
ETFs sind speziell konstruierte passive Indexfonds, mit denen (Privat-)Anleger kostengünstig in ganze Märkte und Anlageklassen investieren können. ETFs bieten die Sicherheit klassischer Fonds (Sondervermögen) zu deutlich geringeren Gebühren und bilden die Performance "ihres" Marktes nahezu 1:1 ab.
Im stockstreet Geldanlage-Brief, dem Börsendienst für Vermögen und Wohlstand, nehme ich ebenfalls ETFs ins Depot. Sie sind auch für aktive Anleger eine hervorragende Alternative für "unzugängliche" Märkte, z.B. viele Emerging Markets. Überzeuge Dich selbst – das ist aktuell mit unserer Neujahrsaktion besonders günstig möglich: ein 3-Monats-Abo zum Preis von einem!
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