Kommentar
10:13 Uhr, 16.05.2011

ETF ist nicht gleich ETF

Wie gut ein ETF ist, hängt jedoch nicht davon ab, ob er swapbasiert oder vollreplizierend ist. Die UniCredit hat ETFs auf die zwei beliebtesten Underlyings, den DAX und den Euro STOXX 50, genommen und miteinander verglichen. Das Ergebnis: Die Konstruktionsart ist Nebensache. Bei einem direkten Vergleich mit dem DAX und vier DAX-ETFs über das gesamte Jahr 2010 schnitt der DAX-ETF von ETFlab, der ETF-Plattform der Dekabank, am besten ab. Dieser ETF schlug den DAX. Er erzielte eine Outperformance von 0,0036 Prozent gegenüber dem deutschen Leitindex. Dieser ETF wird durch die volle Replikation, also physisch, gebildet. Der ETF, der am zweitbesten abschnitt, war ein swapbasiertes Produkt von db x-trackers. Der Performance gegenüber dem DAX lag bei minus 0,1611 Prozent. Wie aus der Präsentation weiter hervorgeht, ist der Umgang mit den Dividendenzahlung und gegebenenfalls Leiheerträgen ein Grund für die Abweichung von der Benchmark.

Auch bei dem Vergleich von verschiedenen ETFs auf den Euro STOXX 50 kristallisiert sich heraus, dass die Replikationsmethode zweitrangig ist. Erneut steht ein Produkt von ETFlab mit Blick auf die Outperformance auf dem Siegertreppchen. Die Performance für das Jahr 2010 lag bei 0,6030 Prozent. An zweiter Stelle rangiert ein Produkt von db x-trackers mit einer Performance von 0,3799 Prozent. Insgesamt haben alle vier ETFs gegenüber dem europäischen Leitindex eine Outperformance erzielt. Eine Outperformance gegenüber dem Euro STOXX 50 ist übrigens nicht selten: Viele Emittenten werden in den meisten europäischen Ländern wie ein Inländer beim Aktienkauf behandelt – und das hat steuerliche Vorteile: Teile oder auch die gesamte Quellensteuer, die auf Dividenden fällig wird, wird zurückerstattet – und das erhöht den zur Ausschüttung zur Verfügung stehenden Betrag.

Die Höhe der Out- beziehungsweise Underperformance und des Potenzials liegt auch in der Indexkonstruktion. So schüttet der Euro Stoxx 50 Index alle Dividenden aus und vermutet einen Quellsteuersatz von durchschnittlich 25 Prozent, während in der Realität deutlich niedrigere Quellsteuersätze erreicht werden können. Der DAX jedoch reinvestiert alle ausgeschütteten Dividenden sogar noch vor Abzug der in der Realität anfallenden Körperschaftssteuer (Bruttobardividenden), während alle Investoren der Aktien nur die Nettobardividenden erhalten. Damit ist es deutlich schwieriger, den DAX zu schlagen als den Euro Stoxx 50, wie Oliver Kilian, ETF-Experte der UniCredit erläutert.

Bei der Bewertung, ob ein ETF gut oder weniger gut ist, taugt der sogenannte Tracking Error kaum. Denn er gibt an, um wie viel die Performance des ETF vom zu Grunde liegenden Index abweicht. Ein großer Abstand zum Index und damit ein hoher Tracking Error muss aber nicht zwangsläufig schlecht sein: Er kann auch eine Outperformance, also einen Mehrertrag gegenüber dem Index bedeuten.

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