ETF-Expertin: Bankaktien "deutlich unterbewertet"
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Bankaktien sind im Zuge der europäischen Schuldenkrise stark unter Druck geraten. Der STOXX Europe 600 Banks Index, der die Aktien der 62 wichtigsten europäischen Kreditinstitute enthält, hat seit Mitte März mehr als 20 Prozent eingebüßt. BoerseGo.de hat sich mit der ETF-Expertin Heike Fürpaß-Peter über die Frage unterhalten, ob und gegebenenfalls wie Anleger von einer möglichen Erholung des Bankensektors profitieren können. Frau Fürpaß-Peter ist Vertriebschefin für den deutschsprachigen Raum bei Lyxor ETF, dem drittgrößten ETF-Anbieter in Europa.
BoerseGo.de: Im Zuge der Schuldenkrise sind Bankaktien stark unter Druck geraten. Rechnen Sie mit weiteren Kursverlusten oder mit einer Erholung?
Fürpaß-Peter: Auch wenn die Berichtssaison so gut wie beendet ist: Bankenwerte bleiben volatil. Die schärfere Regulierung, milliardenschwere Refinanzierungssorgen und die wieder aktuell gewordene PIIGS-Problematik sind schwierige Themen – gerade für die europäischen Banken. Insgesamt erwarten unsere Analysten jedoch eine Erholung bei den Bankaktien. Das Argument für den Kauf von Bankaktien liegt auf der Hand: Sie sind aktuell zu Kursen von teils einem Drittel ihres Buchwertes deutlich unterbewertet.
BoerseGo.de: Dürfte die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) weiterhin die Kursentwicklung der Finanzwerte stützen? Rechnen Sie mit einem weiteren langfristigen Refinanzierungsgeschäft (LTRO)?
Fürpaß-Peter: Nach Einschätzung unserer Analysten wird die Geldversorgung durch die EZB tatsächlich positive Impulse auf die Bankwerte haben. Wir gehen davon aus, dass der Bankensektor für die nächsten zwei Jahre genügend Liquidität hat. Mittelfristig wird es daher zu einem weiteren Refinanzierungsgeschäft kommen.
BoerseGo.de: Wie sollten sich Anleger positionieren, die mit einer Erholung bei Bankaktien rechnen? Welches Angebot bietet Lyxor ETF den Anlegern in diesem Zusammenhang?
Fürpaß-Peter: Für ein Investment im Bankensektor ist das Wichtigste, nicht auf Einzelwerte zu setzen, sondern eine breite Diversifikation vorzunehmen. Denn eine Erholung würde nicht einen Bankenwert betreffen, sondern die gesamte Branche. Es ist also sinnvoll, über ETFs in einen Branchenindex zu investieren. Der Lyxor ETF STOXX Europe 600 Banks EUR ist dafür ein gutes Beispiel. Allerdings schwebt die Eurokrise derzeit wie ein Damoklesschwert über der Finanzindustrie. Daher empfehlen wir aktuell, dass Anleger sich nicht nur auf Europa konzentrieren, sondern weltweit aufstellen – beispielsweise mit dem Lyxor ETF MSCI World Financials TR Cap EUR. Er bildet die Wertentwicklung des MSCI World Financials - Net Total Return Index nahezu eins zu eins ab. Der MSCI World Financials - Net Total Return Index beinhaltet die weltweit größten Unternehmen, die in der Finanzbranche tätig sind, abhängig von ihrer Marktkapitalisierung.
BoerseGo.de: Wie können sich Anleger positionieren, die mit einer weiteren Zuspitzung der Schuldenkrise rechnen?
Fürpaß-Peter: In volatilen Zeiten benötigen Investoren flexible Anlageprodukte, die vor allem schnell handelbar sind. Neben der hohen Diversifikation ist die starke Handelbarkeit von ETFs ein wesentlicher Vorteil für diese Produkte. Grundsätzlich können Anleger auf fallende Kurse setzen, also inverse ETF-Produkte kaufen, wie zum Beispiel den Lyxor ETF EURO STOXX 50 Daily Short, der Kursverluste des europäischen Referenzindex nahezu eins zu eins in Kursgewinne umwandelt. Ansonsten gelten immer wieder die gleichen Tipps, wenn es darum geht, sich gegen einen Kurssturz zu wappnen. Anleger sollten immer einen Stop-Loss setzen und die Märkte ständig beobachten. Leider sehen wir häufig, dass Anleger diese grundsätzlichen Regeln nicht anwenden und dann vermeidbare Verluste einfahren.
BoerseGo.de: Sollten Swap-basierte ETFs für sicherheitsbewusste Anleger Tabu sein, oder halten Sie das Risiko für überschaubar?
Fürpaß-Peter: Um ein Risiko zu überschauen, muss ich es zuerst einmal kennen. In Sachen Transparenz können gerade Swap-basierte ETFs punkten. Denn sie bieten den Investoren auf täglicher Basis eine maximale Transparenz, sowohl über den aktuellen Fondskorb als auch mögliche Risiken durch den Einsatz von Derivaten. Im Gegensatz dazu sind Informationen zur Wertpapierleihe, die bei fast allen voll replizierenden ETFs betrieben wird, häufig nicht auf täglicher Basis verfügbar. Investoren kennen also gar nicht die Risiken, die sie eingehen.
Auch wenn die Frage der ETF-Konstruktion oft als Entscheidungsmerkmal herangezogen wird: sie ist es nicht. Denn in beiden Konstruktionen gibt es vergleichbare Risiken. Wichtiger ist die Wahl des Index. Dieser muss ins Portfolio des Anlegers passen.
BoerseGo.de: Setzt die aktuelle Schuldenkrise auch den ETF-Anbietern zu? Verzeichnen Sie signifikante Mittelabflüsse der Anleger, z.B. bei ETFs auf Finanzwerte?
Fürpaß-Peter: Die gesamte Asset-Management-Branche spürt die Auswirkungen der Schuldenkrise. Investoren halten sich derzeit in ihrer Kapitalanlage zurück – in allen Bereichen und Produkten. Diesem Trend können sich die ETF-Anbieter nicht entziehen. Sie verzeichnen daher keine nennenswerten Zuflüsse. Dass einzelne Märkte, beispielsweise Emerging Markets, mal stärker oder weniger stark nachgefragt werden, ist normal.
BoerseGo.de: Anfang Mai sind neun neue S&P-Sektoren-ETFs von Lyxor auf XETRA gestartet. Weitet Lyxor das ETF-Angebot in den kommenden Monaten weiter aus?
Fürpaß-Peter: Wir haben zum Jahresbeginn unsere Produktoffensive gestartet. Dabei achten wir sehr genau darauf, welche Produkte die Anleger tatsächlich brauchen und mit welchen Produkten wir unsere Produktpalette sinnvoll ergänzen können.
Heike Fürpaß-Peter, Vertriebschefin Lyxor ETF für Deutschland, Österreich und die Schweiz
(Fragen: Oliver Baron, Redakteur BoerseGo.de)
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