Kommentar
18:20 Uhr, 04.08.2020

Es wird Geld gedruckt wie verrückt?

Anleger schreiben die Aktienmarktrally gerne der Notenbankpolitik zu. Wird Geld gedruckt, steigen die Kurse. Nun wird aber kaum noch Geld gedruckt...

Wenn der Umkehrschluss gilt, dann müssten Aktien korrigieren. Denn von der gigantischen Geldschwemme im März und April ist nicht mehr viel geblieben. Immerhin können sich Anleger sicher sein, dass die Zinsen nicht so bald steigen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht verändert, liegt bis März 2021 bei 100 %. Einige Ökonomen halten es für möglich, dass die Zinsen bereits Ende 2021 wieder steigen. Persönlich halte ich das für praktisch ausgeschlossen. Die Krise wird sich in die Länge ziehen. Bis die Arbeitslosigkeit wieder auf ein Normalmaß gesunken ist, vergehen viele Quartale. Auch vor Inflation fürchten sich - von Goldanlegern abgesehen - derzeit nur wenige. Außer einer Nullzinspolitik ist von den Maßnahmen zu Krisenbeginn wenig geblieben. Die US-Notenbank hat immerhin ihre Forward Guidance präzisiert. Sie will zukünftig so viele Wertpapiere kaufen wie „zuletzt.“ Das ist etwas schwammig. Die Käufe variieren von Woche zu Woche stark.


Im Durchschnitt mehrere Wochen wurden Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Volumen von 11,5 Mrd. pro Woche erworben. Das ist nicht mehr als vor Krisenbeginn. Trotz dieser Käufe schrumpfte die Notenbankbilanz in den letzten Wochen. Das lag daran, dass andere Bilanzpositionen rückläufig waren.

Im März und April liehen sich andere Notenbanken bei der Fed über 400 Mrd. Dollar, um eine Dollarknappheit zu vermeiden. Diese Kreditlinien werden nicht mehr benötigt. Ebenso läuft der Kapitalmarkt wieder rund. Kurzfristig stelle die Fed Liquidität für Geldmarktfonds und Kommunalanleihen zur Verfügung. Diese Liquidität wird nicht mehr benötigt. Auch das senkt die Bilanzsumme.

Bleibt alles so wie es aktuell ist, steigt die Bilanzsumme der Fed in den kommenden Wochen wieder gemächlich an. Vor Jahresende erreicht sie dabei allerdings kein neues Hoch mehr (Grafik 3). Eine Geldschwemme sieht anders aus. Die Überschussliquidität im Bankensystem ging bereits um 600 Mrd. Dollar zurück. Wenn es diese Liquidität ist, die den Aktienmarkt weiter steigen ließ, was bedeutet dann dieses neue Regime?


Als Anleger muss man sich entscheiden, welchem Experten man nun glaubt. Vertraut man jenen, die schwören, dass es die Geldschwemme ist? Tut man das, dann muss man von einer starken Korrektur in den kommenden Monaten ausgehen. Das ist das einige Konsequente.

Persönlich mache ich mir da weniger Sorgen. Auch als die Notenbank hunderte Milliarden pro Monat in den Markt pumpte reichte das nicht einmal aus, um die Ausgabe neuer Staatsanleihen abzuschöpfen. Eine Rally gab es trotzdem. Der Markt ist zwar hoch bewertet, doch hinter der zurückliegenden Rally steckt mehr als nur heiße Luft bzw. Zentralbankgeld.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Anlagenotstand ... alles scheint entweder hoffnungslos überbewertet - oder sonstwie nicht rentabel.

    19:14 Uhr, 04.08.2020
  • mkronen
    mkronen

    Angst !

    Vor Inflation

    18:51 Uhr, 04.08.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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