Kommentar
11:15 Uhr, 16.08.2007

Es kommt, wie es kommen mußte

In guten Familien gibt es eine wichtige Tradition: Wenn jemand etwas vor anderen verbockt, dann nehmen die Familienmitglieder den Delinquenten vor dem „Feind“ in Schutz – und verpassen ihm dann in geschlossener Gesellschaft eine Abreibung.

So ähnlich muss es auch an den Märkten sein. Die Rolle der Eltern haben dabei die Notenbanken und Aufsichtsbehörden. Das massive und beherzte Eingreifen der letzten Tage mag für einen Anhänger freier Märkte befremdlich sein, es war aber dennoch richtig. Das Risiko einer Kettenreaktion war zu groß. So viel Liquidität wurde nicht mal nach dem 11. September 2001 ins System geschossen. Das sagt schon etwas über das Ausmaß dieser Krise aus, die bei Subprime anfängt und bei Private Equity aufhört (bzw. aufhören wird). Man muss sicherlich konstatieren, dass es im Prinzip erst begonnen hat. Das Eingreifen der Zentralbanken hat das Schlimmste kurzfristig verhindert, aber es ist noch lange nicht vorbei. Wenn sich die Lage beruhigt, müssten man die ungezogenen Jungs eigentlich sinnbildlich verdreschen. Denn es kann nicht angehen, dass ständig Großrisiken auf Kosten der Allgemeinheit eingegangen werden. Denn letztlich zahlt sowohl die Rettung der IKB als auch die Rettung des Systems jeder Einzelne – über seine Steuergelder, über erhöhte Inflation, über erhöhte Gebühren. Das Wissen der Marktteilnehmer, dass eingegriffen wird, verleitet sie zu extrem riskantem Verhalten – das Problem ist als Moral Hazard bekannt. Falsche bzw. zu kurzfristige Anreizsysteme in den Unternehmen tun ihr übriges. Wenn diese so gesetzt sind, dass kurzfristig hohe Gewinne maximalen Profit für die Entscheidungsträger bringen, dann muss man sich nicht darüber wundern, dass immer wieder Milliarden in den Sand gesetzt werden.

In einer völlig freien Wirtschaft gäbe es keine Notenbanken und kein Eingreifen. Es gäbe niemanden, der im Notfall Liquidität bereit stellt und zur Rettung parat steht. Die Bereitschaft, hohe Risiken einzugehen wäre entsprechend gemindert. Natürlich würde es aber auch in Extremsituationen (siehe 11.9.) zu völlig unkalkulierbaren Kettenreaktionen kommen. Wir haben die Notenbanken nun mal, und sie machen heute einen besseren Job als noch Anfang des Jahrhunderts. Man denke nur an die Krise Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Die Aufsichtsbehörden müssen aber, in ruhigerem Fahrwasser, endlich ihrer „Elternrolle“ gerecht werden, wollen sie ihre Existenz rechtfertigen. Wenn schon kein völlig freier Markt, dann muss wenigstens richtig reguliert werden, wenn auch nur so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Grundsätzlich ist es mir egal, wenn jemand sein eigenes Geld verzockt. Genau das ist aber nicht der Fall, wenn jemand ruhigen Gewissens einen Geldmarktfonds kauft und dann mittelbar Subprimekredite im Depot hat. Der Initiator hat sich dann eine kräftige Watschn redlich verdient.

Autor: Daniel Kühn - Chefredakteur vom Forex-Report

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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