Kommentar
11:53 Uhr, 05.07.2023

Erzeugerpreise: Inflation, Disinflation, Deflation?

Erstmals seit Dezember 2020 sind in der Eurozone die Erzeugerpreise in der Industrie im Mai 2023 auf Jahressicht wieder gesunken, wie am Mittwoch von der europäischen Statistikbehörde Eurostat veröffentlichte Daten zeigen.

Die Erzeugerpreise lagen im Mai 2023 um 1,5 % niedriger als im Vorjahresmonat, wie Eurostat am Mittwoch mitteilte. Damit handelte es sich um die erste negative Jahresveränderungsrate seit rund zweieinhalb Jahren. Im Vergleich zum Vormonat nahmen die Erzeugerpreise im Mai um 1,9 % ab.

Im Zuge des hohen Inflationsdrucks hatte die Jahresveränderungsrate der Erzeugerpreise seit Anfang 2021 stets im positiven Bereich gelegen. Zeitweise waren die Erzeugepreise sogar mit Jahresraten im mittleren zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Der Höhepunkt wurde dabei im August 2022 erreicht, als die Erzeugerpreise um 43,4 % höher lagen als ein Jahr zuvor.

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Die Erzeugerpreise gelten als vorlaufender Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise, weil Änderungen des Preisniveaus auf der Ebene der Erzeuger meist früher oder später an die Verbraucher weitergegeben werden.

Es scheint also keineswegs ausgeschlossen zu sein, dass auf die hohe Inflation in der Eurozone nicht nur eine Disinflation (also eine Abschwächung der Teuerung), sondern sogar eine Deflation (also fallende Preise) folgt.

Allerdings macht die Industrie nur einen Teil der Gesamtwirtschaft aus. Im deutlich wichtigeren Dienstleistungssektor zeigte sich zuletzt ein anhaltend hoher Inflationsdruck, während die Warenpreise teilweise bereits eine rückläufige Tendenz zeigten. Deshalb sollten die Ausschläge bei der Erzeugerpreisentwicklung nicht überbewertet werden. Gleichzeitig ist die jüngste Entwicklung aber ein weiteres Indiz dafür, dass sich die hohe Teuerung in der Eurozone auf Ebene der Verbraucherpreise in den kommenden Monaten weiter abmildern dürfte.

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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