Erste Runde zur Parlamentswahl in Frankreich
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In der ersten Runde der französischen Parlamentswahlen gab es keine Überraschungen, die Ergebnisse entsprachen den Umfragen. Der Rassemblement National (RN) liegt mit 33 % der Stimmen vorn, gefolgt von der Nouveau Front Populaire (NFP) mit 28 % und dem regierenden Parteienbündnis Ensemble mit 21 %.
Trotzdem ist es schwierig, genaue Prognosen zu erstellen, bis jede Partei die verbleibenden Kandidaten und die Rückzüge „Wahlbezirk für Wahlbezirk“ bekannt gegeben hat. Bei den 577 zu vergebenden Sitzen wird es über 300 Dreieckskonstellationen geben. Dies erklärt die Unterschiede zwischen den Umfrageinstituten in Abhängigkeit von den verwendeten statistischen Methoden. Die Hochrechnungen sind daher nur indikativ und hängen von der Entscheidung der verschiedenen Parteien ab, ob sie ihre Kandidaten behalten oder nicht.
Erwähnenswert ist auch die sehr hohe Wahlbeteiligung von 66,7 %, die höchste seit 2002. Wie auch immer die Ergebnisse am Sonntag ausfallen, sie werden von einer starken Wahlbeteiligung getragen sein.
Obwohl es schwierig ist, eindeutige Aussagen zu treffen, scheinen zwei Ergebnisse wahrscheinlicher zu sein als andere:
- Eine absolute (oder nahezu absolute) Mehrheit der RN: In diesem Fall würde schnell eine RN-Regierung gebildet werden. Aufgrund der Streichungen mehrerer kostspieliger wirtschaftspolitischer Maßnahmen (Rentenreform, Steuerbefreiungen für Bürger unter 30 Jahren usw.) wäre dies zumindest anfänglich wahrscheinlich nicht das gefährlichste Szenario für Finanzanlagen. Mittelfristig könnte jedoch die Oppositionshaltung gegenüber der Europäischen Union in Fragen wie Haushalt und Einwanderung die Risikoprämie für französische Vermögenswerte unverändert lassen.
- Ein Parlament ohne klare Mehrheit: Die stärkste Partei wird sich schwertun, eine Regierungskoalition zu finden. Dieses Szenario, das wir für das wahrscheinlichste halten, würde zu den größten Unsicherheiten führen. Es gibt in der Tat keinen vergleichbaren Fall seit dem Beginn der Fünften Republik. Auch dieses Szenario dürfte zu einer dauerhaften Risikoprämie auf französische Assets führen, bis eine stabile Regierung im Amt ist.
Vorsicht an den französischen Märkten trotz eines beruhigenden Wochenbeginns
Der Markt scheint zu Beginn der Woche erleichtert zu sein, da die Wahrscheinlichkeit einer absoluten Mehrheit für die NFP in der Nationalversammlung gering ist. Trotzdem und angesichts der derzeit noch bestehenden Unsicherheiten bleiben wir zum jetzigen Zeitpunkt relativ vorsichtig, was die Entwicklung der französischen Assets angeht. Wir halten es daher für unwahrscheinlich, dass sich die Spreads zwischen französischen und deutschen 10-Jahres-Renditen deutlich verengen werden. Sie dürften weiterhin eine zusätzliche Risikoprämie im Vergleich zu den Monaten vor den Europa- und Parlamentswahlen beinhalten. Die Ungewissheit, die die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone belastet, dürfte den Aufschwung in der Region ebenfalls bremsen.
Langfristig halten wir die Situation nicht für katastrophal, denn letztlich werden die europäischen Institutionen und die Finanzmärkte die Rolle des Schiedsrichters übernehmen und entscheiden, was umgesetzt werden kann und was nicht. Dies wird uns zwar nicht vor einer potenziell erheblichen Volatilität schützen, dürfte aber die Tail-Risiken begrenzen.
Wir gehen daher mit einem nahezu neutralen europäischen Aktien-Exposure in diese Zeit der Unsicherheit: Der positive Trend der letzten Monate (Aufwärtstrend bei makroökonomischen Indikatoren und Gewinnrevisionen) dürfte sich zwar verzögern, wird aber nicht grundlegend in Frage gestellt. Einen ähnlichen Standpunkt vertreten wir bei Krediten mit hohem Beta (Hochzinsanleihen, nachrangige Schuldtitel).
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