Kommentar
09:00 Uhr, 18.01.2007

Erste Bank und ABN Amro lancieren Zertifikate-Offensive mit Stoßrichtung Osten

Die Ostbörsen sind seit Jahren ein spannendes Anlagethema. Und vermutlich werden sie auch weiterhin im relativen Vergleich langfristig besser abschneiden als viele andere Aktienmärkte. Wer richtig gut verdienen will, muss allerdings immer weiter gen Osten an die exotischen Plätze ziehen. Das Manko ist hier allerdings, dass es für hiesige Anleger ohne Depot vor Ort nicht gerade einfach ist, dort mitzumischen. Deshalb ist jede Erweiterung der Anlageoptionen, die es gibt, grundsätzlich zu begrüßen. Das gilt mit Sicherheit auch für die neuen von der österreichischen Erste Bank emittierten Baskets auf drei Randmärkte in Osteuropa und die beiden von ABN Amro ebenfalls zu Randthemen aufgelegten Zertifikate.

Das erste der beiden ABN Amro-Produkte ist ein am 19. Dezember aufgelegtes Open-End Baltikum-Zertifikat (ISIN: NL0000757417, 41,34 Euro), das auf dem OMX-Baltic-10-Index basiert. Damit werden den Anlegern zwar keine ganz neuen Märkte erschlossen, es handelt sich nach unserem Kenntnisstand aber um das erste Zertifikat mit dem sich die baltischen Börse breiter aufgestellt spielen lassen. Deshalb ist das Produkt zu begrüßen, stellt es doch eine Erweiterung des Handlungsspielraums dar. Wie bei allen anderen Produkten dieser Art, stellt sich jedoch vor allem die Frage, warum erst jetzt ein Emittent auf die Idee kommt, so ein Produkt zu lancieren. Schließlich sind die baltischen Börsen schon in den Vorjahren blendend gelaufen und es ließ sich dort richtig gutes Geld verdienen. Nach einem Schwächeanfall im ersten Halbjahr 2006 bewegen sich die Märkte in Estland, Lettland und Litauen inzwischen zwar wieder in ihren Aufwärtstrends, die Bewertungen sind aber bestimmt nicht mehr durch die Bank günstig. So weist etwa der im Index enthaltene estnische Telekomwert Eesti Telecom nach Angaben der Analysten der Hansabank für 2007 ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 4,5 auf und der ebenfalls beinhaltete Brauereikonzern Baltika kommt sogar auf ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 8,1.

Die teilweise anspruchsvollen Bewertungen werden aber zumindest teilweise wieder wettgemacht durch die dynamische Konjunkturentwicklung im Baltikum. So darf auch in diesem Jahr mit Wachstumsraten beim Bruttoinlandsprodukt zwischen sieben und neun Prozent gerechnet werden. Das ist natürlich eine günstige Voraussetzung für steigende Unternehmensgewinne und damit steigende Aktienkurse. Mit dem ABN Amro OMX Baltic 10 Index Zertifikat setzen Anleger auf die zehn liquidesten Unternehmen aus den drei baltischen Staaten. Der Anteil eines Unternehmens in dem Index ist auf maximal 15 Prozent beschränkt. Der Baltic 10 Index wird von der skandinavischen Börse OMX berechnet und jeweils zweimal im Jahr überprüft und gegebenenfalls angepasst. Bei dem Zertifikat fallen keine Managementgebühren an, der Spread zwischen An- und Verlaufskursen beläuft sich auf vier Prozent. Das Bezugsverhältnis beträgt 10:1. Fazit: Ein Produkt für Baltikum-Fans. Fundamental orientierte Anleger setzen aber gezielt auf günstiger bewertete Einzeltitel.

Quelle: www.ostboersen-report.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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