Kommentar
16:00 Uhr, 26.05.2021

Erneuerbare Energien: Nichts für die Börse?

Ob Solar- oder Windaktien, der Markt für erneuerbare Energien korrigiert. Ist das eine Gelegenheit oder die letzte Möglichkeit zum Ausstieg?

Die Fakten sind etwas ernüchternd. Eigentlich sollten neue Industrien für Anleger eine Goldgrube sein. Die Anfänge sind zugegebenermaßen schwierig. Neue Industrien müssen sich erst beweisen. Sie müssen ihren Markt kreieren. Setzt sich eine Technologie erst einmal durch, sind die Gewinne horrend. Man denke nur an die Gewinne der Autoindustrie seit ihren Anfängen oder jenen von Microsoft, Apple und Intel oder Facebook oder…Bei erneuerbaren Energien fehlt es nicht an einem Markt. Die meisten Länder wollen ihre Treibhausgase reduzieren. Die Ziele sind manchen nicht ambitioniert genug. Realpolitisch betrachtet werden die Ziele nicht einfach zu erreichen sein. Da ist es vollkommen klar, dass erneuerbare Energien eine Zukunft haben.

Die Technologie gibt es schon lange. Solarzellen wurden nicht erst gestern erfunden und Windkraft wird seit Jahrhunderten, wenn nicht seit Jahrtausenden in der einen oder anderen Form genutzt. Für Anleger war die Zukunft der Energie bisher kein gutes Investment.

Kurz vor der Finanzkrise gab es einen Hype. Danach fielen die Kurse bei einem Solar-ETF seitweise um 90 %, bei Windkraft um 80 % (Grafik 1). Immerhin erlebte der Sektor nach dem Crash im März 2020 eine Renaissance. Kurse vervielfachten sich. Seit Ende Januar wird nun wieder korrigiert. Je nach Unternehmen und Subbranche liegen die Verluste seit den Hochs bei 20-50 %.


Damit bleiben die Kurse immer noch weit unter ihren Allzeithochs im Jahr 2008. Anleger fahren mit einem simplen Index ETF auf den S&P 500 deutlich besser (Grafik 2). Im Vergleich zum breiten Markt scheinen erneuerbare Energien Wertvernichter zu sein.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Ein selten genannter Grund ist China. Der Wettbewerb ist brutal. China stellt viele Komponenten oder ganze Einheiten in Massen und günstig her. Viele westliche Hersteller können nicht konkurrieren. Man denke nur an die unzähligen Male, die Solarworld, einstiger Star unter den Unternehmen in Deutschland, in die Insolvenz ging.

Solarworld wurde mehrfach wiederbelebt – erfolglos. Es konnte einfach nicht konkurrenzfähig produzieren. Es ist auch eine Frage der Technologie. Immer wieder tauchen Unternehmen auf, die gerade hohe Effizienz ausweisen. Sie wachsen schnell und profitabel, bis die Technologie überholt ist. Mit Glück können sie zumindest überleben, wenn auch nicht mit hohen Gewinnen.

China hat überall hohe Marktanteile (Grafik 3). Bei Wind und Solar sind langfristig hohe Gewinne unwahrscheinlich, zumindest bei den Herstellern von Solarzellen und Windturbinen. Die produzierte Energie hingegen verspricht mehr Potential. Die Wirtschaft braucht Strom und davon immer mehr. Wenn man mit den Solarzellen kein Geld verdient, dann doch zumindest mit dem Strom, die sie produzieren.

Die Bewertungen sind in dem Sektor sehr hoch. Die aktuelle Korrektur bietet die Chance auf eine Beseitigung dieser zu hohen Bewertung. Dann sind versorgerähnliche Unternehmen wie NextEra Energy, Brookfield Renewable Partners oder Renewable Energy Group interessante Kandidaten.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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