Kommentar
20:19 Uhr, 12.10.2020

Erneuerbare Energien: Jetzt noch einsteigen?

Vor allem Technologiewerte haben in diesem Jahr von sich Reden gemacht. Erneuerbare Energien haben Technologieaktien jedoch allein in diesem Jahr um 70% geschlagen.

Erwähnte Instrumente

  • First Trust ISE Global Wind - WKN: A0Q43A - ISIN: US33736G1067 - Kurs: 13,970 $ (NYSE)
  • iShares Global Clean Energy UCITS ETF USD (Dist) - WKN: A0MW0M - ISIN: IE00B1XNHC34 - Kurs: 10,080 € (Stuttgart)

Die Kursgewinne des Nasdaq haben viele mit Begeisterung verfolgt. Weniger Aufmerksamkeit bekommen Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche. Diese Aktien laufen allen davon. Bei manchen Anlegern ist es als Investmentthema noch gar nicht angekommen. Andere fragen sich, ob sich der Einstieg jetzt noch lohnt. Garantien gibt es an der Börse nicht, auch nicht bei Megatrends. Erneuerbare Energien sind allerdings ein Megatrend, der jahrzehntelang anhalten wird. Vor Beginn der Finanzkrise waren erneuerbare Energien schon einmal ein Investitionsthema. Es war allerdings ein Jahrzehnt zu früh. Damals gab es eine regelrechte Solar- und Windeuphorie. Die Aktie von Nordex stand einmal bei 100 Euro und vielleicht erinnert sich noch jemand an Solarworld. Das Unternehmen ging nicht nur einmal in die Insolvenz. Das hat einige Anleger nachhaltig verunsichert. Fälle wie Solarworld zeigen, dass erneuerbare Energien kein Selbstläufer sind. Bei Solarzellen kann jederzeit ein neues Unternehmen mit effizienterer Technologie auf den Markt kommen. Die bisherigen Outperformer sind dann schnell an den Rand gedrängt. Aus diesem Grund eignen sich ETFs mit einer Vielzahl an Unternehmen.

Das beantwortet noch nicht die Frage, ob eine Investition überhaupt Sinn macht. Die Bewertung ist nach einer außergewöhnlichen Rally inzwischen hoch. So manches Unternehmen ist mit einem KGV von 50 oder 60 bewertet. Zugegeben, auch Technologieschwergewichte sind mit einem KGV von 40 (Microsoft) oder 120 (Amazon) bewertet.

Hier weiß man wenigstens, dass es Wachstum gibt. Gibt es das bei erneuerbaren Energien auch?

Das Wachstum gibt es schon jetzt und es wird noch sehr viel mehr Wachstum geben. Die EU hat 20 % der Gelder aus dem Wiederaufbaufonds nach der Pandemie für Investitionen in den Bereich reserviert. Das entspricht fast 250 Mrd. Dollar (siehe Grafik). Die einzelnen EU-Länder haben ebenfalls Budgets, die noch zusätzlich Gelder bereitstellen.

Auch in den USA wird viel investiert. Unter einem demokratischen Präsidenten dürften ebenfalls neue Gelder freigemacht werden. Derzeit ist von einem „kleinen“ Green New Deal in der Höhe von 1,7 Billionen die Rede.

Die Investitionswelle kann man schon sehen. Bis das Geld wirklich an der Börse ankommt, vergeht viel Zeit. Das ist positiv und negativ. Negativ ist es, weil die Firmen nicht sofort eine Gewinnvervielfachung haben werden. Positiv ist es, weil es ein langanhaltender Trend ist, der länger als 10 Jahre andauert.


Trotz hoher Bewertungen ist es noch nicht zu spät hier einzusteigen. Wichtig ist Diversifikation. Einzelwerte bergen ein hohes Risiko. Neuere und bessere Technologie kann einzelne Unternehmen verschwinden lassen. Interessant sind der First Trust Global Wind Energy ETF (ISIN US33736G1067) und der iShares Global Clean Energy ETF (ISIN IE00B1XNHC34). Wer andere ETFs wählt, sollte auf die Zusammensetzung achten. Manche haben z.B. Tesla als größte Position mit mehr als 10 % Gewichtung und zusammen mit anderen Elektroautobauern fast 20 % Gewichtung der Branche. Man kauft also nicht unbedingt Wind- oder Solarunternehmen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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