Kommentar
11:29 Uhr, 02.11.2009

Ermüdungserscheinungen nach der Rally risikoreicher Assetklassen

Asien hat sich stark erholt. In China stieg das BIP (nach 6,1% im ersten und 7,9% im 2. Quartal) im 3. Quartal um 8,9%, jeweils im Vorjahresvergleich. Das diesjährige Wachstumsziel von 8% ist damit zwar noch nicht erreicht, liegt aber durchaus im Bereich des Möglichen. Zu verdanken ist die Erholung einerseits den höheren Staatsausgaben und den weniger strengen Kreditbedingungen, doch hat auch der private Verbrauch seinen Teil dazu beigetragen. Die Einzelhandelsumsätze sind nominal um 15,5% gestiegen. In Korea wuchs das BIP im 3. Quartal um 12,3% (annualisiert), nachdem es bereits im 2. Quartal 11% zugelegt hatte.

Die koreanische Zentralbank ließ ihre Leitzinsen in diesem Monat unverändert. Sie fügte aber hinzu, dass es vielleicht nicht das beste sei, sie weiter auf einem Rekordtief zu belassen. Damit zählt sie zu den Notenbanken, denen wir definitiv schon bald eine Zinserhöhung zutrauen. Bislang wurden nur in Australien und Israel die Zinsen erhöht, doch dürften andere Länder bald folgen. In den großen Industrienationen sind Leitzinserhöhungen aber noch lange nicht in Sicht. Dennoch könnte die Unsicherheit über die zukünftige Geldpolitik bald wieder für Marktvolatilität sorgen.

Risikoreiche Wertpapiere haben enorm von den niedrigen Zinsen und der reichlich vorhandenen Liquidität profitiert. Nach ihrer Rally zeigen sich aber immer mehr Ermüdungserscheinungen. Die Berichtssaison ist weit fortgeschritten, und positive Gewinnüberraschungen, meist aufgrund höherer Umsätze, sind keine Neuigkeiten mehr. Stattdessen litt die Stimmung in den letzten Tagen unter enttäuschenden Unternehmenszahlen, der angekündigten Zerschlagung von ING, dem größten niederländischen Allfinanzkonzern, und den schwächeren Konjunkturdaten. Wir halten weiter Ausschau nach Möglichkeiten, unsere Übergewichtungen risikoreicher Wertpapiere unter Gewinnmitnahmen zu verringern.

Lässt das Wachstum in den USA nach? Nicht wenn man dem monatlichen Frühindikatorenindex Glauben schenkt. Er stieg zum sechsten Mal in Folge – und zwar deutlich. Demnach wäre die Erholung stärker als nach den Rezessionen in den frühen Neunzigern und im Jahr 2001. Zurzeit deutet der Frühindikatorenindex auf ein Wirtschaftswachstum von 3,4% hin. Die nächsten Quartale müssten aber schon sehr gut sein, damit dies nach dem BIP-Einbruch um 3,9% im 2. Quartal noch erreicht werden kann.

Andere Daten der letzten Woche sprechen hingegen für eine wesentlich schwächere Erholung. Zwei regionale Geschäftsklimaindizes fielen unerwartet schlecht aus, und die Stimmung am Wohnimmobilienmarkt bleibt auf einem Rekordtief. Zwar wurden erheblich mehr Bestandsimmobilien verkauft, doch gingen gleich zwei Preisindikatoren zurück. Ein mögliches Zeichen für eine Stabilisierung des Häusermarkts ist die abnehmende Zahl unverkaufter Immobilien, doch wird eine Erholung wohl noch auf sich warten lassen. Am meisten Sorgen macht uns der private Verbrauch. Die recht hohe Arbeitslosigkeit dürfte die Arbeitseinkommen weiter zurückgehen lassen, und das bereits schwache Verbrauchervertrauen nahm weiter ab.

Überraschend gut fielen hingen die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum aus. Der Index für das verarbeitende Gewerbe stieg erstmals seit 2008 auf über 50 Punkte. In Deutschland und insbesondere in Frankreich nahm die Industrieproduktion zu. Auch der Dienstleistungs-PMI stieg, ebenfalls angeführt von Frankreich. Die Auftragseingänge in der Industrie stiegen zum vierten Mal in Folge, und auch der Ifo-Index legte zu, wenn auch nicht so stark wie in den Vormonaten. Die deutschen Exporte dürften zwar vom wieder stärkeren Weltwirtschaftswachstum profitieren, doch die Binnennachfrage bleibt schwach. Das ohnehin nicht gerade hohe Konsumentenvertrauen ging leicht zurück. Auch der schon zuvor schwache Geldmengenanstieg, ein Belastungsfaktor für das Wachstum im Euroraum, ging weiter zurück.

Quelle: Fortis Investments

Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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