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- Primäres Ziel eines Traders und Investors ist das Profitieren von Kursschwankungen.
- Um von Kursschwankungen profitieren zu können, müssen Sie wissen, welche Faktoren Kurse bewegen können.
Was bewegt die Kurse?
Welche Faktoren sind für Kursschwankungen verantwortlich?
Keine Frage, Basis sind die fundamentalen Hintergründe. Aber Vorsicht. Selbst wenn eine wirklich gehaltvolle positive Nachrichtenmeldung das Licht der breiten Öffentlichkeit erblickt, ist diese Meldung nicht selten bereits in den Kursen eingepreist. Insofern läßt sich die betreffende Aktie aufgrund der Nachricht oft nicht mehr kaufen. Newstrading ist nach wie vor möglich, erfordert jedoch ein hohes Maß an Hintergrundwissen. Trotz positiver Nachrichtenmeldung kann ein Fonds Positionen abstoßen und die Kurse fallen. Phasenweise werden selbst hochkapitalisierte Aktien von tradingorientierten Marktteilnehmern getrieben. Wieder ein anderes Mal stürzen sich Kleinanleger ohne wirklich tiefgründiges Hintergrundwissen auf bestimmte Aktientitel. Angst und Gier, Depression und Manie, sind die Gefühlstönungen des Marktes. Und diese Gefühlstönungen sind ganz maßgeblich für das Zustandekommen von Kursbewegungen verantwortlich. In der finalen Phase eines Bullen- und Bärenmarkts, wenn es zum Blow Off bzw. zum Selling Climax kommt, sind Kursbewegungen zu einem Großteil sentimentgetrieben. Darüberhinaus sind diese Marktphasen durch Zwangslagen bestimmter Marktteilnehmergruppen gekennzeichnet. Shortsqueeze auf der einen , Zwangsliquidationen auf der anderen Seite. Es ist somit ein ständiges Kommen und Gehen unterschiedlichster Marktteilnehmergruppen mit unterschiedlichsten Einschätzungen und Motiven.
- Demzufolge muß die Marktaktivität, dieses Kommen und Gehen, analysiert werden. Eine der effektivsten Methoden, um Trading- und Investmententscheidungen herzuleiten, ist die charttechnische Analyse. Sie erlaubt es, Marktaktivitäten auszuwerten, zu quantifizieren und Prognosen zu zukünftigen Kursentwicklungen zu erstellen. Am Ende des charttechnischen Analyseprozesses sollte idealerweise eine Kurszielprognose stehen. Im Rahmen der charttechnischen Analyse wird der Kursverlauf (Preisentwicklung) wie ein Buch gelesen, wobei dieses Buch immer weiter fortgeschrieben wird und sich die Bedeutung der Worte von Kapitel zu Kapitel verändern kann. Der Kursverlauf muß gleichsam wie eine Sprache verstanden werden.
„Den Kursverlauf lesen wie ein Buch“?
Wie funktioniert das?
Kursverlauf vom DAX seit Anfang 2002. Ein solcher Kursverlauf läßt sich "lesen"? Unter unseren Leserinnen und Lesern sind professionelle Marktteilnehmer, aber auch zunehmend Laien in Sachen Charttechnik. Dieser Artikel richtet sich an Charttechnik-Laien, aber auch Charttechnik Skeptiker, um Ihnen die Thematik über Visualisierung näherzubringen.
Anbei ein Erklärungsversuch über Darstellung selbsterklärender Chartgrafiken
Anbei der Kursverlauf der Aktie von E.ON. Der Kursverfall von Juli 2002 bis März 2003 verläuft entlang der eingezeichneten Trendlinie. Alle Zwischentiefs in diesem Zeitraum liegen exakt auf dieser Trendlinie. Wohlgemerkt, bei E.ON handelt es sich um einen DAX Titel, der hauptsächlich von kapitalstarken Marktteilnehmern gehandelt wird. Und wohlgemerkt, Sie glauben doch nicht im Ernst, dass immer dann, wenn der Aktienkurs die Trendlinie erreichte, eine positive Nachrichtenlage vorlag. Nein, die Marktteilnehmer orientierten sich tatsächlich an dieser Linie im Kursverlauf. Es handelt sich um einfache psychische Konditionierungsmechanismen nach dem Motto „Wenn Zwischentief 2,3 und 4 auf dieser Linie lagen, wieso dann nicht auch das nächste Zwischentief … Also kaufe ich, wenn der Aktienkurs die Trendlinie erreicht“. Der Vorteil liegt auf der Hand. Über das Hilfsmittel der Trendlinie konnte man sich im Bereich kurzfristiger Wendepunkte positionieren, das Stopp relativ eng setzen und die erwartete Bewegung sogar gehebelt traden.
Anbei der Kursverlauf der Aktie von DU PONT (DD). Das Kursgeschehen von Ende 2003 bis Oktober 2004 orientiert sich ganz maßgeblich an einer Trendlinie. Die Mehrzahl der markaten Zwischenhochs in diesem Zeitraum liegt exakt an dieser Trendlinie. DU PONT ist ein Bluechip aus dem DOW Jones. Ebenfalls ein Aktientitel, der hauptsächlich von kapitalstarken Marktteilnehmern gehandelt wird. Und auch hier sei die Anmerkung gestattet, dass die konkrete Nachrichtenlage zum Zeitpunkt des Erreichens der Trendlinie keinen Hinweis auf eine anstehende Wende gab. Der entscheidende kursbestimmende Faktor war tatsächlich diese Trendlinie. Psychische Konditionierungsmechanismen nach dem Motto „Wenn Zwischenhoch 3 auf dieser Linie liegt, wieso dann nicht auch das nächste Zwischenhoch … Also verkaufe bzw. leerverkaufe ich, wenn der Aktienkurs die Trendlinie erreicht“. Die Trendlinie hatte ungefähr ein Jahr Wirkung. D.h., dass mittelfristig ausgerichtete Marktteilnehmer phasenweise tradingorientiert agieren. Unsere Auswertungen haben ergeben, dass die Nachrichtenlage im Bereich der Trendwendepunkte, völlig irregulär angeordnet sein kann. Positive Meldungen, negative Meldungen und was sehr oft der Fall ist, gar keine nennenswerte Nachrichtenmeldungen. Nicht die Nachrichtenlage war demzufolge Auslöser für Ausbildung der Trendwendepunkte, sondern diese Trendlinie. Eine solche Feststellung ist natürlich an dieser Stelle überspitzt formuliert. In der Regel gehen Fundamentals und Charttechnik Hand in Hand.
Beispiel - Einen charttechnischen Boden erkennen
· In diesem Beispiel wird aufgezeigt, wie sich alleine anhand der Betrachtung des Kursverlaufs ein ein Boden erkennen und darauf basierend ein beginnender Kursanstieg prognostizieren läßt.
· Charttechnische Analyse ist das Lesen des Kursverlaufs wie das Lesen eines Buchs. Anbei schematisch dargestellt ein Kursverlaufsscenario.
· Werfen Sie einen Blick auf das beigefügte Schema. Der Kurs fällt zunächst nach unten ab, kann sich stabilisieren und dann deutlich ansteigen. Es kann sich hierbei um den Kurs einer Aktie, eines Index, eines Devisenpaares, eines Rohstoffs handeln.
· Zentrale Frage aus Sicht des charttechnischen Analysten: Wie stabilisiert sich der Kurs? In welcher Form, in welcher Anordnung, in welchem Muster?
· In Form einer so genannten inversen Schulter-Kopf Bodenformation, kurz inverse SKS Formation. Im Schema ist diese inverse SKS mit Buchstaben gekennzeichnet. Laut Charttechnik stellt eine solche inverse SKS Formation einen Trendwendepunkt dar und kündigt steigende Kurse an. Die Formation definiert sich hauptsächlich über die Anordnung der Zwischentiefs. Die inverse SKS Formation ist eine von zahlreichen charttechnischen Bodenformationen.
· Die Formation wird in einem späteren Kapitel genau erklärt. In diesem Kapitel soll es darum gehen, das Thema „Charttechnik“ zu visualisieren. Deshalb der Fokus auf den Konturen einer inversen SKS Formation. Prägen Sie sich die Konturen dieser inversen SKS Bodenformation gut ein. Es folgen nun die realen Beispiele. Sie werden sehen, was mit dem Satz „Den Kursverlauf lesen wie ein Buch“ gemeint ist.
Kursverlauf der INFINEON Aktie auf Sicht mehrerer Monate im Jahr 2005. April/Mai 2005 erkennen Sie eine inverse SKS Bodenformation. Zur Wiederholung: Entsprechend dem eingangs erläuterten Schema markierte die inverse SKS einen Trendwendepunkt und leitete steigende Kurse an. Die Aktie war also charttechnisch ein Kauf.
Kursverlauf des US Bank Index ($BKX), in dem die hochkapitalisierten Aktien der US Banken gelistet sind. Im Oktober 2005 sehen Sie eine inverse SKS Bodenformation. Entsprechend dem eingangs erläuterten Schema markierte die inverse SKS einen Trendwendepunkt und leitete steigende Kurse an. Der Index war also charttechnisch ein Kauf.
Kursverlauf der VIACOM Aktie. Im Oktober 2005 erkennen Sie eine inverse SKS Bodenformation. Zur Wiederholung: Entsprechend dem eingangs erläuterten Schema markierte die inverse SKS einen Trendwendepunkt und leitete steigende Kurse an. Die Aktie war also charttechnisch ein Kauf.
Kursverlauf der Aktie von CLEAR CHANNEL Com (CCU). Mai/Juni 2005 erkennen Sie eine inverse SKS Bodenformation. Zur Wiederholung: Entsprechend dem eingangs erläuterten Schema markierte die inverse SKS einen Trendwendepunkt und leitete steigende Kurse an. Die Aktie war also charttechnisch ein Kauf.
Kursverlauf der Aktie von JABIL CIRCUIT (JBL). Januar 2005 erkennen Sie eine inverse SKS Bodenformation. Zur Wiederholung: Entsprechend dem eingangs erläuterten Schema markierte die inverse SKS einen Trendwendepunkt und leitete steigende Kurse an. Die Aktie war also charttechnisch ein Kauf.
Wenn Reinhard Schlieker das nächste Mal berichtet, wissen Sie bescheid ...
Reinhard Schlieker berichtet im Heute Journal wie gewohnt scharfsinnig und sachkundig von Neuigkeiten um das Chipunternehmen INFINION. Im Fokus der Berichterstattung für die breite Öffentlichkeit stehen nachvollziehbarerweise konkrete fundamentale Hintergründe. Kurzzeitig wird der Kursverlauf der Aktie auf Sicht einiger Monate eingeblendet. Da Schlieker kein Analyst ist, hält er sich wohlweislich mit Prognosen zurück. Er berichtet jedoch, dass der Aktienkurs seit Monaten falle, ein Ende sei nicht in Sicht.
Wirklich nicht?
Verehrte Leserinnen und Leser, Sie als charttechnisch interessierte Marktbeobachter benötigen nur einen kurzen prüfenden Blick auf den Kursverlauf, heben den Finger und rufen "Reinhard, schau dir die inverse SKS Bodenformation an, die sich Mai/April ausgebildet hat ... hier bahnt sich eine Trendwechsel an ... die Infineon Aktie hat ab jetzt deutliches Aufwärtspotenzial ..."
Anbei das Chartbild der Infineonaktie einige Monate später. Das charttechnische Bodenmuster konnte eine Wende und steigende Aktienkursnotierungen einleiten.
Für diesen Artikel wurden besonders beeindruckende selbsterklärende Chartgrafikbeispiele verwendet. Ziel ist es, durch die stark vereinfachte Darstellung das Grundprinzip der Charttechnik leicht verständlich zu veranschaulichen. Es muß darauf hingewiesen, dass die charttechnische Analyse in Realität nicht unkomplex ist. Ganz so einfach ist der Sachverhalt also nicht! Die gewinnbringende Anwendung setzt enorme Erfahrung voraus.
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