EPIGENOMICS: Vorstandschef optimistisch
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Im ersten Teil des großen Interviews mit dem Epigenomics-Vorstandsvorsitzenden Dr. Thomas Taapken ging es vorrangig um das Panel-Meeting vor einer Woche. In Teil 2 richtet sich der Blick hingegen auf die Zukunft.
Das Thema Erstattung war auch in Europa immer wieder ein schwieriges Thema. Ihr Test ist hierzulande beispielsweise ja schon lange auf dem Markt. Dennoch sind ihre Umsätze sehr gering. Woran hapert es?
In Europa ist das Problem, dass jedes Land andere Erstattungsregeln hat. Fokussieren wir uns der Einfachheit halber auf Deutschland. Hier herrscht eine Vollkaskomentalität bei den Patienten. Sie erwarten, dass alle Aufwendungen für Gesundheit von den Krankenkassen übernommen werden. Daher gibt es hierzulande Probleme, Produkte, die nicht erstattet werden, an den Mann oder die Frau zu bringen. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn auch die Versicherer sind sehr zögerlich, was die Erstattung neuer Testverfahren anbelangt. So gibt es zahlreiche international anerkannte Testverfahren, die in Deutschland noch immer nicht erstattet werden. In den Jahren 2010 bis 2011 haben wir das Problem Erstattung unterschätzt. Letztendlich haben wir uns entschieden, unseren Fokus auf lukrative Märkte wie die USA oder China zu richten. Unser aktiver Vertrieb in Europa ist aktuell erst einmal eingestellt. Denkbar ist, dass positive Impulse aus den USA oder China dazu führen, dass wir auch wieder in Europa tätig werden. In Deutschland halte ich das allerdings für unwahrscheinlich.
Eine Erstattung in den USA ist also leichter zu bekommen?
Hier gibt es verschiedene Elemente. Zum einen ist die Mentalität, etwas dazuzahlen zu müssen, bei den Amerikanern stärker etabliert und verankert. Sie sind daher auch verstärkt bereit, für einen Vorsorgetest selbst einen Teil der Kosten zu übernehmen. Zum anderen ist das Gesundheitssystem in den USA deutlich fragmentierter. Wir sehen bereits heute, dass es Kostenerstatter gibt, die den Test bezahlten. So werden zwei von uns lizensierte Labore bereits heute für die Durchführung des Tests bezahlt. Diese Zahl hoffen wir mit der offiziellen Zulassung natürlich deutlich erhöhen zu können.
Wie groß ist das Marktpotenzial Ihres Tests?
Das Potenzial ist enorm. Würde man die Darmkrebsvorsorgerate in den USA von 60 bis auf 80% erhöhen wollen, reden wir von 20 Millionen Leuten. Geht man davon aus, dass der Test in etwa 120 bis 150 $ kosten wird, sind das große Zahlen. Allerdings bekommt diese Summe das Labor. Wir wiederum werden dem Labor etwa die Hälfte davon in Rechnung stellen. Das Ziel ist es, dabei eine 70%ige Bruttomarge zu erzielen. Diese teilen wir uns wiederum mit Polymedco, da das Unternehmen in den USA für uns den Vertrieb übernehmen wird.
In China ist das Potenzial mengenmäßig noch einmal größer. Hier bekommen wir von unserem Partner Biochain Royalty-Zahlungen im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Biochain ist für China sehr optimistisch. Wir halten uns allerdings noch etwas bedeckt, da wir den Markt nicht so gut kennen wie den in den USA. Wenn alles gut läuft, können wir 2015 bereits auch die Zulassung in China erreichen.
12 Millionen Euro sammelten Sie über den Kapitalmarkt im Jahr 2013 ein. Merken Sie dabei ein gestiegenes Interesse seitens der US-Investoren?
Absolut. Wir haben bereits Mitte vergangenen Jahres ein sogenanntes ADR-Programm aufgelegt, dass es Amerikanern ermöglicht, in den USA Epigenomics-Aktien zu kaufen. Auch hatten wir bei den Kapitalrunden im vergangenen Jahr durchaus die Beteiligung von US-Investoren und denken, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten verstärken wird.
2014 dürfte unterm Strich ein Verlust von 7,5 bis 8,5 Mio. € anfallen. Der Barmittelverbrauch soll zwischen 7 und 8 Millionen € liegen. Werden Sie daher noch einmal den Finanzmarkt anzapfen müssen?
Wir haben Ende vergangenen Jahres eine Wandelschuldverschreibung ausgegeben, die eine interessante Struktur aufweist. Die Gläubiger müssen bei jeder Wandlung eine Zuzahlung von 4,87 € je Aktie leisten, um die Anleihe in eine Aktie von Epigenomics wandeln zu können. Steht der Kurs über 5,87 €, ist diese Option für den Gläubiger sinnvoll und würde uns wiederum Geld in die Kasse spülen (bis zu 13 Millionen €). Das verschafft uns einiges an Flexibilität. Erste Anleihen sind bereits im ersten Quartal gewandelt worden und haben unsere Liquidität weiter gestärkt.
Wenn wir an den Kapitalmarkt treten, dann sicherlich aus einer Position der Stärke, sprich mit einer erfolgten Zulassung im Rücken, und nicht aus einer Position der Schwäche.
Wann wäre der Break-even möglich?
Wir hoffen, in diesem Jahr mit der Vermarktung in den USA beginnen zu können. Wir müssen sicherlich die ersten ein, zwei Quartale nach Marktstart abwarten, um eine verlässliche Prognose abgeben zu können. Der wahrscheinliche Zeitpunkt für eine solche Prognose wäre folglich der Geschäftsbericht für das Jahr 2015.
Sie haben am Freitag Aktien gekauft. Wollten Sie damit nach dem Abverkauf auch ein Zeichen setzen?
Ein derartiger Kursrutsch ist für mich nicht verständlich gewesen, da wir am Mittwoch in unseren Augen einen Erfolg erzielen konnten. Es mag sein, dass der ein oder andere Anleger nach dem schnellen Anstieg zuvor Gewinne realisiert hat. Die Reaktion infolge des FDA-Panels fand ich in jedem Fall zu ausgeprägt und daher wollte der Vorstand in der Tat mit den Aktienkäufen von Herrn Dr. Staub und mir ein Zeichen setzen.
Was würden Sie Ihren Aktionären noch gerne mit auf dem Weg geben?
Insbesondere den Aktionären über 50 würde ich raten, sich mit den Ärzten über das Thema Darmkrebs zu unterhalten und gerade den Menschen, die bei den bereits existierenden Standardverfahren noch zögerlich sind, empfehlen, unseren Bluttest ins Spiel zu bringen. Spätestens wenn bei dem ein oder anderen Patienten Darmkrebs mithilfe unserer Verfahrens rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden konnte, wird sich die Idee unseres Ansatzes zeigen und hoffentlich durchsetzen.
Die Teilnehmerquote bei der Früherkennung in Deutschland ist miserabel. Nur etwa 20% der Leute nehmen beispielsweise bei der Darmkrebsvorsorge über Darmspiegelungen teil. Wir wollen mit unserem Test dazu beitragen, dass die Teilnehmerzahl bei der Darmkrebsvorsorge deutlich nach oben geht und damit Leben retten.
Herr Taapken, vielen Dank für das Interview.
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