Kommentar
10:37 Uhr, 06.10.2009

Enttäuschende Konjunkturdaten sorgen für Unsicherheit

Nach einem überwiegend erfreulichen Start in die Woche drehte am Dienstag die Stimmung an den internationalen Aktienmärkten. Einige Konjunkturdaten konnten den hohen Erwartungen nicht gerecht werden und infolgedessen kam es zu leichten Kursrückgängen bei prominenten Indizes. Gegen Ende der Woche häuften sich jedoch die Enttäuschungen an und ein überraschend schwacher US-Arbeitsmarktbericht am Freitag tat sein Übriges.

USA: Konjunkturdaten enttäuschen
Nach einem zunächst positiven Wochenstart sorgten überwiegend enttäuschende Konjunkturdaten für Unsicherheit am amerikanischen Aktienmarkt. Zwar konnte der bedeutende Case Shiller Hauspreisindex um 1,2 Prozent zulegen und somit zum dritten Mal in Folge einen Anstieg verbuchen, allerdings sank das US-Verbrauchervertrauen überraschend. Nach revidiert 54,5 Punkten im Vormonat konnte im September lediglich ein Wert von 53,1 Punkten verzeichnet werden. Experten hatten hingegen mit einem Anstieg auf 57 Punkte gerechnet. Am Mittwoch mussten die Marktteilnehmer gleich einen weiteren unerwarteten Dämpfer hinnehmen. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Nach 52,9 im Vormonat hatten sich Ökonomen auf einen Anstieg auf 54,0 eingestellt. Stattdessen schrumpfte der amerikanische Frühindikator im September auf 52,6. Zwar befindet er sich damit weiterhin über der signifikanten 50er-Marke, die ersehnte Bestätigung einer baldigen Erholung der Volkswirtschaft blieb jedoch aus. Die getrübte Stimmung an der Wall Street ließ sich auch nicht von den höheren Konsumausgaben der Amerikaner aufhellen.

Im Wochenverlauf richteten die Börsianer ihr Augenmerk auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Doch auch von dieser Seite kam es nicht zu der erhofften Erleichterung. Im Gegenteil: die Zahl der Arbeitslosen stieg trotz abzeichnender Konjunkturerholung weiter an. So wurden im September 263.000 Arbeitsplätze gestrichen, während die Experteneinschätzung bei unter 200.000 verlorenen Jobs lag. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 9,7 im Vormonat auf 9,8 und liegt somit auf dem höchsten Stand seit 1983. Dementsprechend deutlich war die Reaktion der Investoren und Indizes rund um den Globus verloren an Wert. Auf Wochensicht verzeichnete der Dow Jones Industrial Average ein Minus von 1,8 Prozent und schloss bei 9.488 Punkten.
EU-Bankenstresstest belastet deutsche Börse

In der vergangenen Woche stand der DAX unter dem Einfluss seiner amerikanischen Vorbilder. Wie erwartet, konnte das Ergebnis der Bundestagswahl nur einen kurzfristig positiven Impuls am deutschen Aktienmarkt setzen. Bereits ab Dienstag ließen die hiesigen Investoren immer öfter ihren Blick über den großen Teich schweifen und alte Ängste vor einer stockenden Erholung der größten Volkswirtschaft der Welt kamen wieder zum Vorschein.

Gegen Ende der Handelswoche sorgte der Bankenstresstest der EU für Verunsicherung der Börsenteilnehmer. Bei einem groß angelegten Belastungstest wurde die Eigenkapitalbasis von 22 europäischen Instituten unter die Lupe genommen. Experten sprechen von einem positiven Ergebnis und bescheinigen dem hiesigen Bankensektor eine ausreichende Kapitaldecke, um sich selbst bei einer gesamtwirtschaftlichen Verschlechterung behaupten zu können. So weit, so gut. Für Bauchschmerzen vieler Investoren war hingegen ein anderer Teilaspekt des Stresstests verantwortlich. Im Rahmen einer Worst-Case-Analyse wurde ermittelt, dass die 22 betrachteten Banken im Jahr 2009 und 2010 insgesamt Kreditverluste von 400 Mrd. Euro verbuchen könnten. Vor diesem Hintergrund standen vor allem europäische Bankinstitute auf der Verkaufsliste vieler Marktteilnehmer. So verzeichneten Commerzbank, Banco Santander sowie BNP Paribas ein Wochenminus von 6,5 Prozent, 5,4 Prozent und 5,6 Prozent.

Nikkei leidet unter starken Yen
Der Nikkei Index bildete mit einem Minus von 5,2 Prozent auf Wochensicht das Schlusslicht am internationalen Aktienmarkt. In Japan gaben zuletzt gleich mehrere Faktoren Investoren Grund zur Sorge. Zum einen gewann der Yen in der vergangenen Woche weiterhin an Stärke und belastet so das Exportgeschäft Japans zunehmend. Unternehmen hatten mit einem Yen in einer Bandbreite von 90 bis 95 pro USD gerechnet. Letztendlich tendierte der Wechselkurs jedoch unterhalb 90 JPY. Zusätzlich verunsicherten schlechte Vorgaben aus den USA die Marktteilnehmer. Als wichtiger Absatzmarkt für Japan stellt die aktuelle Wirtschaftslage der USA ein wichtiger Aspekt für die eigene Wirtschaft dar.

Darüber hinaus stehen hausgemachte Probleme im Fokus der Investoren. So ist nach dem Regierungswechsel im September die wirtschaftspolitische Richtung noch unklar. Ferner befürchten Experten eine negative Quartalsberichterstattung. Zwar zeigt der Tankan-Bericht für das dritte Quartal 2009, dass japanische Unternehmen besseren Zugang zu Fremdkapital hätten. Um die zukünftigen Geschäftsaussichten der Unternehmen besteht allerdings weiterhin Unsicherheit. Vor diesem Hintergrund sollte der Verlauf der Berichtssaison in den kommenden Wochen richtungsweisend für den japanischen Aktienmarkt sein.

Ausblick

Am Donnerstag finden sich die Währungshüter des Euroraums zusammen. Voraussichtlich wird es zu keiner Leitzinsveränderung kommen. Dafür wird das Thema Exit-Strategien weiterhin zentrales Thema bleiben, auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit einer finalen Lösung zu rechnen ist. Des Weiteren sollten in Deutschland die Auftragseingänge der Industrie am Mittwoch sowie am folgenden Tag die Daten zur Nettoproduktion im Fokus der Investoren stehen.

Nach einer ereignisreichen vergangenen Woche in den USA sieht die kommende Woche deutlich ruhiger aus. Lediglich heute und am Freitag stehen der ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe sowie der Handelsbilanzsaldo an.

Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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