Kommentar
06:56 Uhr, 11.04.2018

Entspannung im Handelskonflikt? Vorsicht!

Anleger sind geradezu außer sich vor Begeisterung. Indizes rund um den Globus schießen nach oben. Das hat vermutlich wenig mit China zu tun.

Kommentatoren waren sich gestern ziemlich einig. China hat die Rally "gesponsert". Konkret hielt Chinas Präsident Xi eine Rede, die auf Entspannung im Handelskonflikt schließen lässt. So wurde die Rede interpretiert. Man muss allerdings schon ein wenig Fantasie haben, um diese Interpretation zu untermauern.

Präsident Xi sprach zwar von einer weiteren Öffnung des Landes, Abbau von Zöllen auf Autos und einer Erhöhung der Importe, doch das ist ehrlich gesagt absolut nichts Neues. Das erzählt China seit Jahren. Ebenso erzählt China seit Jahren, dass der Yuan eine freie Währung wird.

Auf dem Papier hat China Dutzende Maßnahmen und Pläne elaboriert, wie das Land offener wird. Es gab sogar einmal Ansätze von mehr Meinungsfreiheit und Mitbestimmung der Bürger, aber eben nur auf dem Papier. Praktisch ist nichts geschehen und es wird auch nicht so schnell geschehen.

China geht sein eigenes Tempo. Das macht es seit Jahrzehnten und lässt sich nicht drängen. Zudem ist der Wandel hin zu weniger Exportabhängigkeit keine Sache von Monaten. Bereits nach der Finanzkrise sollte sich die Wirtschaft neu ausrichten. Der Prozess hat gefühlt gerade erst begonnen. Durchschlagender Erfolg sieht anders aus.

China wird auch an seiner "Made in China 2025" Strategie festhalten. Aus China sollen dann hochwertige Produkte kommen, die global für ihre Qualität angepriesen werden. Das Ziel 2025 ist ein Exportziel. Es geht zwar nicht mehr nur um Masse, sondern um Qualität, doch das ist ohnehin notwendig. Andere Staaten sind inzwischen von den Arbeitskosten günstiger. China muss auf Qualität setzen.

Xi hat absolut nicht Neues gesagt, sondern lediglich wiederholt, was über die vergangenen Jahre an Visionen eingesammelt wurde. Hier hat überhaupt keine Eskalation des Konflikts stattgefunden. Noch vor wenigen Tagen drohte China damit, seine Währung künstlich abzuwerten, sollten die USA weitere Zölle erheben. Eine solche Abwertung würde die Zölle direkt unwirksam machen.

Meiner Meinung nach spielt China wie immer auf Zeit. Seit Ewigkeiten wird angekündigt, dass sich der Markt "morgen" öffnen wird. Auf diesen Tag warten wir seit über 15 Jahren. Für mich sieht es so aus, als würde China nun einfach die Strategie ändern. Bis jetzt haben sie nach dem "Auge um Auge" Prinzip auf die USA reagiert. Damit trägt China am Ende dann auch die Schuld daran, wenn die Lage eskaliert. Jetzt wird Öffnung und Freihandel propagiert. Dann liegt der Schwarze Peter im Ernstfall allein bei den USA.

Eine aggressive Strategie schadet China in den Beziehungen mit dem Rest der Welt. Das ist wohl jetzt durchgedrungen und die 180° Wende wird vollzogen.

Ganz nebenbei gab es vorgestern im späten Handel und nachbörslich geradezu panikartige Verkäufe. Die gestrige Bewegung ist mehr eine technische Gegenbewegung, etwas befeuert durch die Fehlinterpretation der Rede Xis.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    sehr gut analysiert, Herr Schmale. Danke.

    11:05 Uhr, 11.04. 2018
  • tschak
    tschak

    nun ja. Tricky auf jede Fall. DEN FIRST MOVER Advantage hatte USA von 1940 bis 1970. Nun folgt China mit FAT TAILWIND: Mega-Population & potential Productivity Gains OHNE ENDE (vs. USA). p.s. India wird auch noch ein dickes Wörtchen mitsprechen - spätestens ab dem Jahr 2025 !!

    09:53 Uhr, 11.04. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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