Kommentar
15:00 Uhr, 21.08.2017

Entscheidung am Freitagabend: Rally oder Crash?

Die wichtigsten Notenbanker der Welt entscheiden am Freitagabend womöglich über die künftige Richtung der Aktienmärkte.

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Jedes Jahr im Spätsommer steht das in einem Nationalpark gelegene Tal "Jackson Hole" im US-Bundesstaat Wyoming für wenige Tage im Fokus der weltweiten Finanzmärkte: Ende August treffen sich hier die wichtigsten Notenbanker der Welt auf einem Symposium, das von der Kansas City Fed veranstaltet wird.

Aber nur in wenigen Jahren ist die Ausgangslage so spannend wie dieses Jahr: Die US-Notenbank Fed steht kurz davor, das Abschmelzen ihrer seit der Finanzkrise aufgeblähten Bilanz einzuläuten. Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum will "im Herbst" entscheiden, wie es mit ihrer ultralockeren Geldpolitik weitergeht.

Aber noch aus einem anderen Grund könnte das Treffen in diesem Jahr besonders wichtig werden: Der Bullenmarkt, der die Aktienkurse seit dem Jahr 2009 weltweit in immer größere Höhen getragen hat, ist ins Stocken geraten.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken der wichtigste Grund für den seit Jahren andauernden Bullenmarkt an den Börsen war. Nach der Finanzkrise 2008 herrschte Weltuntergangsstimmung an den wichtigsten Finanzplätzen. Beobachter prophezeiten bereits das Ende des kapitalistischen Systems, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einem beispiellosen Anstiegs des weltweiten Wohlstands geführt hatte. Doch die Notenbanken machten mit ihrer beispiellosen geldpolitischen Lockerung den Schwarzmalern und Untergangspropheten einen Strich durch die Rechnung.

Die Notenbanken senkten die Zinsen bis auf null oder sogar darunter und pumpten durch milliardenschwere Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren bisher unbekannte Mengen an Geld in die Märkte. Die Finanzmärkte wurden gewissermaßen mit Geld geflutet, um einen Zusammenbruch zu verhindern und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die Kritik war groß, aber die Notenbanken verhinderten so nicht nur einen Zusammenbruch der Finanzmärkte, sondern bereiteten auch die Basis für einen der größten Bullenmärkte aller Zeiten.

Doch nun stehen die Notenbanken - und die Aktienmärkte - an einem Wendepunkt. Mit dem Abschmelzen ihrer aufgeblähten Bilanz wird die US-Notenbank nun damit beginnen, den Märkten die Liquidität, die nach der Finanzkrise bereitgestellt wurde, wieder zu entziehen. Der Startschuss könnte bereits im September fallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist noch nicht so weit, aber auch hier dürfte die ultralockere Geldpolitik ab dem kommenden Jahr zumindest zurückgefahren werden.

Erste Anhaltspunkte könnten auch die Reden von Yellen und Draghi in Jackson Hole liefern. Der genaue Terminplan des Events wurde noch nicht veröffentlicht. Die Tagung beginnt am Donnerstag und endet am Samstag. Die beiden wichtigsten Termine stehen immerhin bereits fest:

  • US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen wird am Freitag um 18.00 Uhr deutscher Zeit eine Rede zum Thema Finanzstabilität halten.
  • EZB-Präsident Mario Draghi wird um 21.00 Uhr deutscher Zeit eine Rede zum Thema der diesjährigen Konferenz ("Eine dynamische Weltwirtschaft fördern") halten.

In der Vergangenheit wurde die Konferenz in Jackson Hole wiederholt dazu genutzt, Veränderungen der Geldpolitik anzudeuten - auch schon von Draghi selbst. Einem unbestätigten Medienbericht zufolge will Draghi aber dieses Jahr darauf verzichten, um die Beratungen im EZB-Rat nicht vorwegzunehmen. Ob dies tatsächlich stimmt, bleibt abzuwarten. Denn das Treffen in Jackson Hole eignet sich auch vorzüglich dazu, die Reaktion der Märkte auf mögliche Veränderungen der Geldpolitik zu testen, bevor diese tatsächlich umgesetzt werden. Schon deshalb ist es wahrscheinlich, dass es auch dieses Jahr marktbewegende Statements der wichtigsten Notenbanker der Welt geben dürfte.

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8 Kommentare

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  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    FED-Fischer hat bereits vor Freitagabend sein Sorgengesicht aufgelegt. Janet scheint ziemlich erstaunt über das emotionale Engagement ihres Kollegen. Wahrscheinlich denkt sie darüber nach, ob der gute Stanley das in seinem fortgeschrittenen Alter noch verträgt.

    https://www.wallstreet-online.de/nachricht/9837037...

    20:52 Uhr, 21.08.2017
  • Ridicule
    Ridicule

    Man könnte die Headline auch so formulieren: "Drei Viertel der SP500-Unternehmen über den Erwartungen -- was kommt als Nächstes?" Wäre als Clickbait sicherlich nicht minder geeignet, aber würde sich etwas vom Crash-oder-Rally-tamtam abheben.

    92% der SP500-Unternehmen haben in rund drei Viertel der Fälle die Gewinnerwartungen im abgelaufenen Quartal geschlagen. Das ist historisch betrachtet sehr ordentlich. An was muss sich der Anleger jetzt orientieren? Und dann kann man ja auf Jackson Hole als Einflußfaktor kommen.

    Nur so eine Idee, positiver geht immer. Auch wenn man auf Clickbait aus ist.

    20:20 Uhr, 21.08.2017
  • 1 Antwort anzeigen
  • thomas84
    thomas84

    ein crash ist es im Nikkei (noch nicht) nur ein sanftes geliten zu 18500

    18:51 Uhr, 21.08.2017
  • thomas84
    thomas84

    Nikkei ja wird er meine Marke von 18500 endlich schnell erreichen können , sollte jetzt wieder VK Druck kommen unter 19000 wirds dann entspannter

    18:08 Uhr, 21.08.2017

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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