Kommentar
15:17 Uhr, 03.01.2008

Energiegütermärkte ignorieren Konjunkturdelle

Die globale Konjunkturdelle ist allen voran in den Industriemetallpreisen sichtbar. Diese haben im Dezember kräftig nachgegeben, was angesichts ihrer relativ starken Abhängigkeit von der weltweiten wirtschaftlichen Entwicklung nachvollziehbar und zu erwarten gewesen ist. Überraschend stark entwickelten sich hingegen die Energiegüterpreise, die im Dezember merklich zulegten. Im Schlepptau nach oben befinden sich auch die Edelmetalle, die weiterhin von Krisenängsten, Inflationsgefahren und dem schwachen US-Dollar profitieren.

Energie: Das Warten auf eine Abwärtskorrektur des Ölpreises in Richtung fundamental gerechtfertige Niveaus nimmt kein Ende. Im Gegenteil, WTI erreichte ein neues Rekordniveau von 100 US-Dollar pro Barrel.

Edelmetalle: Auch Gold überstieg sein Allzeithoch aus dem Jahr 1980. Die in der Verwendung stärker industrielastigen Edelmetalle wie Platin oder Palladium werden ebenfalls mit nach oben gezogen.

Grundmetalle: Unter der globalen konjunkturellen Abkühlung, die langsam, aber sicher auch in den Konjunkturdaten sichtbar wird, leiden hingegen die Industriemetalle, die im Dezember merklich billiger wurden. Stärkere Abwärtsrisiken sehen wir kurz- bis mittelfristig bei Aluminium und Blei, etwas weniger ausgeprägt bei Kupfer und Nickel.

Ölpreis erreicht 100 US-Dollar pro Barrel

1. Aktuelles: Die Spekulanten alleine können für das enorm hohe Preisniveau am Ölmarkt nicht verantwortlich gemacht werden. Die Euphorie der nichtkommerziellen Händler hat seit Anfang November nachgelassen, doch der Ölpreis verharrt im Bereich von über 95 US-Dollar pro Barrel.

2. Fundamentale Faktoren: Die derzeitigen Ölpreisniveaus sind durch Fundamentaldaten nicht zu rechtfertigen. Dies ist auch die Meinung der OPECLänder, die bei ihrem Treffen am 5. Dezember die offizielle Förderquote unverändert ließen. In der Begründung hieß es, der Markt sei weiterhin ausreichend mit Rohöl versorgt, und die Öllager befänden sich auf einem komfortablen Niveau, daher bestehe kein Bedarf für eine höhere Produktion. Erste Äußerungen lassen aber vermuten, dass beim nächsten OPEC-Treffen im Februar eine Ausweitung der Fördermengen nach dem jetzigen Stand der Dinge durchaus vorstellbar wäre. Derweil nimmt das weltweite Ölangebot seit einigen Monaten zu. Im November stieg die Ölproduktion global im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Mio. Barrels. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies ein Plus an Produktion von 5 %. Die weltweite Nachfrage scheint hingegen im vierten Quartal bislang stärker zu sein als erwartet. Hierauf deuten die Ölvorräte sowohl in den USA als auch in den OECD-Ländern hin, die derzeit recht schnell schrumpfen. Während in den OECD-Ländern die Rohöllager noch weit überdurchschnittlich gefüllt sind, rutschten die US-Vorräte zuletzt unter den 5-Jahresdurchschnitt. Vor allem aufgrund der sich abkühlenden Konjunktur in einigen großen Wirtschaftsräumen der Welt erwarten wir für die kommenden Monate jedoch eine Abschwächung der Nachfragedynamik.

3. Unsere Meinung: An der Preisfront ist bislang keine nachhaltige Entspannung zu sehen. Wir rechnen aber damit, dass dies in den kommenden Monaten der Fall sein wird. Wir sehen den Ölpreis in den nächsten Monaten in Richtung fundamental gerechtfertige Niveaus um die 75 US-Dollar fallen. In den Sommermonaten dürfte er vorübergehend ansteigen, um das Jahr 2008 wieder im Bereich von 75 US-Dollar zu beenden.

Silber glänzt

1. Aktuelles: Der Silberpreis verzeichnete in den vergangenen Monaten vor allem in der US-Währung merkliche Anstiege. Dass aber Silber (im Gegensatz zu Gold) kaum die Eigenschaft des sicheren Anlagehafens besitzt, zeigt die zunehmende relative Stärke von Gold zu Silber in den vergangenen Wochen und Monaten. Dies ist auch daran zu erkennen, dass die Spekulanten für Silber seit Oktober unverändert optimistisch sind, während die Netto-Long- Positionierung bei Gold merklich zugenommen hat. Der Silberpreis liegt zu Beginn des neuen Jahres 15 % über seinem Vorjahresniveau, während Gold 32 % teurer ist als noch vor einem Jahr. Dafür ist der spekulative Einfluss bei Silber relativ schwächer, sodass das Abwärtspotenzial von dieser Seite als deutlich geringer einzustufen ist als bei Gold.

2. Fundamentale Faktoren: Grundsätzlich stützt das Angebots- und Nachfrageverhältnis mittel- bis langfristig den Silberpreis. Die Minenproduktion, die mit 70 % den wichtigsten Teil des Silberangebots ausmacht, nimmt zwar moderat zu, doch die Nachfrage nach Silber wächst kräftig. Denn über die Hälfte der Silbernachfrage kam im Jahr 2006 von der Industrie und nur knapp 30 % gingen auf die Schmuckherstellung zurück. Somit hängt der Silberpreis stark von der Entwicklung der Weltwirtschaft ab. Aufgrund der von uns erwarteten konjunkturellen Abkühlung in den USA und einigen anderen großen Industrieländern dürften die preistreibenden Impulse von der Nachfrageseite her bis zur Jahresmitte schwächer ausfallen, bevor sie in der zweiten Jahreshälfte wieder zunehmen.

3. Unsere Meinung: Nach einer Phase der Seitwärtsbewegung in den kommenden Monaten dürfte der Silberpreis in der zweiten Jahreshälfte wieder zulegen. Die Terminkontraktkurve zeigt an, dass die Märkte sogar auf Sicht der nächsten Monate mit steigenden Preisen rechnen. Zugleich bedeutet diese „Contango“-Situation am Terminmarkt, dass der Anleger beim Rollen von Silberfutureskontakten Verluste hinnehmen muss.

Nickel am Ende der Abwärtskorrektur angekommen

1. Aktuelles: Die Berg- und Talfahrt des Nickelpreises in den vergangenen Monaten verdeutlicht die volatile Entwicklung des im Verhältnis zu anderen Metallmärkten eher kleinen Nickelmarktes. Nach der Übertreibung, die Mitte Mai 2007 mit über 51 000 US-Dollar pro Tonne ihren Höhepunkt erreicht hatte, setzte eine massive Abwärtskorrektur ein. Zum Richtungswechsel hat auch eine Neuregelung der London Metal Exchange (LME) im Juni 2007 wesentlich beigetragen. Hierdurch wurde die Verfügbarkeit des Metalls am Markt erhöht, in der Folge gab der Nickelpreis nach. Den Preisverfall begleitete ein massiver Lageraufbau an der LME. Die Nickellager an der LME sind nunmehr so gut gefüllt wie seit Dezember 1999 nicht mehr. Das Drunter und Drüber zeigt sich entsprechend auch an den Terminmärkten. Während der Nickelmarkt vor 6 und 12 Monaten noch in „Backwardation“ war, d.h. mit längerer Laufzeit notierten die Terminkontrakte bei niedrigeren Preisen, drehte die Kurve inzwischen in den für Anleger ungünstigeren „Contango“. Zudem hat sich die Terminkurve merklich nach unten verschoben.

2. Fundamentale Faktoren: Mehr als die Hälfte des größtenteils für die Veredelung von Stahl, also zur Herstellung von rostfreiem Edelstahl, verwendeten Industriemetalls stammt aus Russland, Kanada und Australien. Neben diesen Ländern gibt es bedeutende Reserven in Kuba, Brasilien und Neukaledonien. Die wichtigsten Abnehmer für Nickel sind die asiatischen Länder, gefolgt von Europa und mit großem Abstand Amerika. Da die Marktentwicklung von Nickel fundamental vom Stahlmarkt abhängt, der vor allem im asiatischen Wirtschaftsraum durch die aktuelle Konjunkturdelle kaum betroffen sein dürfte, rechnen wir mit einer unverminderten Nachfragedynamik.

3. Unsere Meinung: Eine weitere Abwärtsbewegung des Nickelpreises halten wir deshalb für wenig wahrscheinlich. Vielmehr dürfte Nickel auf Sicht von 6 und 12 Monaten im Vergleich zum derzeitigen Niveau wieder teurer werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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