Energiebranche im Umbruch?
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Die anhaltende Krise in Nordafrika, ein damit verbundener hoher Ölpreis und die erneute Diskussion um die Euro-Schuldenkrise haben in der vergangenen Handelswoche zu Gewinnmitnahmen an den internationalen Aktienmärkten geführt. Mehrheitlich gute Konjunkturdaten traten dabei in den Hintergrund und wurden kaum berücksichtigt. Am Freitag waren die Auswirkungen des verheerenden Erdbebens in Japan noch gering.
Vorrübergehende Korrektur an den Aktienmärkten
In den vergangenen Wochen häuften sich die Belastungsfaktoren für die weltweiten Aktienmärkte. Der Krise in Nordafrika folgte ein hoher Ölpreis, der nach und nach zu einer Gefahr für das weltweite Wirtschaftswachstum zu werden drohte. Darüber hinaus kamen Inflationssorgen hinzu, die von den Notenbanken mit der Ankündigung weiterer Leitzinserhöhung gekontert wurden. In diesem Umfeld ging die Nachfrage nach Aktien bereits zu Wochenbeginn leicht zurück und führte nach und nach zu leichteren Notierungen. Schließlich verringerte das Erdbeben in Japan zum Wochenende die Risikobereitschaft der Investoren deutlich, sodass es dann auch zu größeren Gewinnmitnahmen kam. Konjunktursensitive Werte gaben dabei besonders stark nach, was sich an einem Kursverlust von 2,5 Prozent im zyklischen Nasdaq im Vergleich zu einem leichten Minus von lediglich einem Prozent im Dow Jones Industrial Average ablesen ließ.
Auch die europäischen Märkte mussten Einbußen hinnehmen. Der DAX schloss erstmals seit Januar wieder unter der psychologisch wichtigen Marke von 7.000 Punkten. In Europa lastete die Sorge vor einem erneuten Aufflammen der Euro-Schuldenkrise noch zusätzlich auf den Notierungen. Insgesamt bewertet der Großteil der Analysten die Korrektur allerdings als eine gesunde Gegenbewegung in einem intakten Aufwärtstrend. Gleichzeitig verwiesen Experten auf die nach wie vor positiven Konjunkturdaten. So fiel eine Reihe von Indikatoren in den USA ausgesprochen gut aus. Die Einzelhandelsumsätze im Februar nahmen stärker als erwartet zu. Zudem signalisierte eine lockere Kreditvergabepolitik der US-Banken in Form von deutlich mehr bewilligten Konsumentenkrediten, dass sich der Trend steigender Konsumausgaben in den kommenden Monaten fortsetzen könnte.
Erdbeben belastet Japan
Obwohl bereits die ersten Bilder nach dem Erdbeben Schlimmes erahnen ließen, fielen die anfänglichen Prognosen der japanischen Regierung zu Todesopfern und Schäden noch sehr verhalten aus. In diesem Zusammenhang kam es am Aktienmarkt in einer ersten Reaktion lediglich zu Einbußen von zwei Prozent im Nikkei Index. Erst am Wochenende wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe ersichtlich. Zum Wochenstart verlor der Leitindex daher gut sechs Prozent an Wert. Unter großem Abgabedruck standen dabei die Energieversorger, allen voran die Betreiber der havarierten Atomkraftwerke. Doch auch viele andere Branchen mussten herbe Einbußen hinnehmen. Wenn auch nicht direkt vom Beben betroffen, wird vielen Firmen die schlechte Energieversorgung zum Verhängnis. In Japan hat die Atomenergie einen Anteil von etwa 30 Prozent an der Stromproduktion. Der Ausfall der beschädigten Reaktoren könnte theoretisch von anderen Werken ausgeglichen werden.
Derzeit befinden sich aber aus Angst vor weiteren Nachbeben landesweit alle Meiler in einer Art Notprogramm. Die Nachbeben hatten am Wochenende Werte von 6-7 auf der Richter-Skala erreicht und waren damit immer noch ausgesprochen heftig.
Noch ist nicht abzusehen, wie groß der Schaden für Japans Wirtschaft tatsächlich werden könnte. Ein erstes Indiz könnte das Beben von 1995 in Kobe liefern. Die stark industriell geprägte Region hat einen Anteil von 14 Prozent am BIP. Damals beliefen sich die Kosten auf etwa 150 Mrd. US-Dollar. Die vom Tsunami am stärksten betroffene Region im Norden des Landes steuert zwar nur etwa drei Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) hinzu. Diesmal ist der Schaden an der Infrastruktur jedoch höher und die Kosten eines möglichen Atomunfalls kämen noch hinzu.
Ähnlich wie Deutschland lebt die japanische Wirtschaft vom Export. Eine schwache Weltwirtschaft wirkt sich daher direkt auf das Land aus. Eine Krise in Japan hat hingegen keine unmittelbar negativen Auswirkungen auf andere Regionen und dürfte die weltweiten Aktienmärkte daher nur temporär belasten.
Energiebranche im Umbruch?
Nach Aussagen von Experten verfügen die Atomkraftwerke in Japan über die weltweit höchsten Sicherheitsstandards. Unter der Bevölkerung wächst daher allgemein die Sorge, dass weniger sichere Anlagen in anderen Ländern erst Recht von Zwischenfällen heimgesucht werden könnten. Vielerorts ist daher die Debatte um die Atomtechnik neu entbrannt. Auch in Deutschland wird gefordert, die beschlossene Laufzeitenverlängerung rückgängig zu machen. In den kommenden Tagen ist daher mit erhöhten Schwankungen bei allen Energiewerten zu rechnen. Weltweit sind derzeit 442 Atomkraftwerke in Betrieb und weitere 349 im Bau oder in Planung. Die meisten Anlagen gibt es in den USA. In einer ersten Reaktion profitierten im Gegenzug die Anbieter von erneuerbaren Energien, wie etwa Windkrafthersteller.
Ausblick
In den kommenden Tagen wird die Lage in Japan und Nahost weiterhin die Märkte bewegen. In diesem Zusammenhang sind größere Schwankungen nicht auszuschließen.
Am Dienstag tagt die US-Notenbank. Den Währungshütern dürfte die deutliche Verbesserung der US-Wirtschaft nicht entgangen sein. Um aber auch weiterhin den Ankauf von Staatsanleihen zu rechtfertigen, ist in der anschließenden Pressesitzung lediglich mit einem verhaltenen Kommentar zu rechnen. Donnerstag folgen wichtige Preisdaten. Hohe Energiepreise haben die US-Inflationsrate im Februar vermutlich weiter steigen lassen.
Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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