Emotionen sind für Value-Investoren tabu
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
Erkrath (GodmodeTrader.de) – Seit dem Crash im Jahr 2008 wechseln die Märkte immer wieder zwischen einer Risk-Off- und Risk-On-Mentalität. Wirtschaftsprognosen oder politische Weichenstellungen wie Wahlen führen oft dazu, dass Anleger zwischen Euphorie und der Suche nach vermeintlicher Sicherheit hin und her schwanken. Verschlechtert sich die Stimmung an den Märkten, werden sie ängstlich – hellt sich die Stimmung auf, werden sie optimistisch. Dabei haben wir doch gerade in den letzten Monaten immer wieder feststellen müssen, wie unvorhersehbar Wahlausgänge und Marktreaktionen sein können, wie Goran Vasiljevic, CIO und Mitglied der Geschäftsführung bei Lingohr & Partner Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Auch wenn Expertenmeinungen oft bedeutsam schienen, blieben diese eben nur subjektive Meinungen. Die CXO Adviory Group, ein Beratungsunternehmen für Investment-Manager, habe 6582 Vorhersagen von 68 namhaften sogenannten Investment-Gurus zwischen 1998 und 2012 untersucht und dabei herausgefunden, dass diese eine durchschnittliche Treffsicherheit von gerade einmal 47 Prozent hatten. Dennoch träfen viele Investoren Entscheidungen auf Grundlage von Prognosen oder Trends. Das sei jedoch viel zu kurz gedacht. Denn wenn Investoren von ihrer langfristigen Strategie abwichen, um sich kurzfristig wohl zu fühlen, beinhalte das große Risiken, heißt es weiter.
„Bei Anlegern, auch solchen mit einem langfristigen Horizont, gibt es einen Trend, Risiko mit kurzfristiger Volatilität gleichzusetzen. Wir halten es allerdings für unangebracht zur Berechnung risikoadjustierter Renditen die kurzfristige Volatilität als Kennzahl heranzuziehen. Diese kann sich nämlich stark von langfristiger Volatilität unterscheiden. Langfristig orientierte Investoren sind gut beraten, zur Risikobeurteilung eine Volatilitätskennzahl zu berücksichtigen, die zu ihrem Anlagehorizont passt. Viele Studien zeigen, dass die langfristige risikoadjustierte Rendite von Aktien signifikant höher ist als die kurzfristige. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Aktien, je länger sie gehalten werden, andere Assetklassen übertreffen“, so Vasiljevic.
Als Value-Investor sei man überzeugt, dass Wert und Risiko eine inverse Beziehung zueinander hätten. Erkenntnisse aus der Behavioral Finance unterstützten diese Sichtweise: Menschen empfänden Verluste stärker als Gewinne. Empirische Schätzungen der Verlustaversion zeigten typischerweise einen Koeffizienten von etwa Zwei. Dies bedeute, dass der Nutzen, den man verliere, wenn man etwas aufgebe, in etwa doppelt so hoch sei wie der Nutzen, den man erhalte, wenn man etwas bekomme, heißt es weiter.
„Ein weiterer Fehler in der menschlichen Urteilsfindung ist das sogenannte Mental Accounting. Dies bezieht sich auf die impliziten Methoden, die Menschen nutzen, um finanzielle Ergebnisse zu bewerten. Ein myopischer Anleger ist jemand, der kurzfristige Entscheidungen trifft und insbesondere seine Ergebnisse kurzfristig überprüft. Anleger, die ihr Portfolio bei schwankenden Vermögenswerten regelmäßig analysieren, akzeptieren geringere Renditen als jene, die ihr Portfolio nur selten anschauen. Das liegt daran, dass die Wahrscheinlichkeit, mit einem Verlust konfrontiert zu sein, wesentlich größer ist. Wird solch ein Verlust entdeckt, ist dies für die meisten Anleger mit Schmerzen verbunden“, so Vasiljevic.
Investoren würden immer wieder durch eine negative Nachrichtenlage verunsichert und könnten sich diesen Einflüssen durch die tägliche Berichterstattung nur schwer entziehen. Folglich würden Investoren mehr und mehr myopisch. In ihrem Versuch, Verluste zu vermeiden und die Volatilität zu kontrollieren, zahlten Anleger oft hohe Preise für vermeintliche Sicherheit, wodurch sie aber vielmehr das Risiko einer unterdurchschnittlichen Rendite erhöhten, heißt es weiter.
„Wir als Value-Investoren mit langfristiger Sichtweise sorgen uns weniger um kurzfristige Aktienschwankungen, sondern konzentrieren uns stattdessen auf die zu Grunde liegenden Fundamentaldaten von Unternehmen. Die derzeitige Risikoaversion gegenüber einigen Sektoren, wie beispielsweise europäische Banken, führt zu einer Unterbewertung, von der geduldige Investoren profitieren können. Von einer wertorientierten Perspektive her sind es eher die unpopulären Sektoren, die attraktiv bewertet sind“, so Vasiljevic.
Deshalb sei Value-Investing oftmals konträr zur menschlichen Intuition und stehe regelmäßig unter einem Rechtfertigungsdruck. Es sei emotional eine große Herausforderung, sich anders als die Allgemeinheit im Markt zu verhalten. Sich gegen die Mehrheit beziehungsweise den Herdentrieb zu stellen, bedeutet, auch häufig in fallende Kurse hineinkaufen zu müssen – was durchaus abschreckend wirken könne.
„Wir haben diesen Mut und setzen diesen durch überzeugtes aktives Management um, das einem fundamentalen und systematischen Aktienauswahlprozess folgt. So können wir nicht nur Bewertungsvorteile identifizieren und Fehleinschätzungen ausnutzen, sondern uns auch vor unseren eigenen Emotionen schützen und langfristig Überrenditen erzielen“, so Vasiljevic.
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.