Kommentar
09:40 Uhr, 03.10.2008

Emerging Markets mit langfristigen Chancen

In den vergangenen Jahren erwiesen sich Geldanlagen in den aufstrebenden Ländern als sehr lukrativ. Dies galt sowohl für Aktien- als auch Renteninvestments, die jeweils von den großen wirtschaftlichen Fortschritten in Osteuropa, Asien und Lateinamerika profitieren konnten. Dies lockte nicht mehr nur die auf diese Regionen spezialisierten Investoren, sondern vermehrt auch global orientierte Anleger an. Hierdurch flossen immer höhere Beträge in die Emerging Markets. Als die wichtigsten Markttreiber für die aufstrebenden Märkte erweisen sich dabei:

· Vor allem Asien hat sich als Produktionsstätte für die globalen Gütermärkte einen Namen gemacht. Das deutliche Wachstum der Unternehmensgewinne basiert aber nicht mehr nur auf den exportierenden Industrien, sondern verstärkt auch auf wachsendem Wohlstand und Konsum vor Ort.

· Den rohstoffreichen Regionen - vor allem Russland und Lateinamerika - kommen die stark angezogenen Preise für ihre Bodenschätze entgegen. Rund 40 Prozent des Anlagevolumens in den Emerging Markets steht in Zusammenhang mit dem Energie- und Rohstoffsektor.

· Ein weiteres wichtiges Thema ist der Ausbau der Infrastruktur in den Schwellenländern. Es wird geschätzt, dass hier bis 2025 insgesamt rund 23 Billionen US-Dollar investiert werden. Dieser wichtige Wachstumstreiber dürfte auch das Rohstoffsegment stützen.

· Mit dem wirtschaftlichen Wachstum einher gehen in der Regel auch Fortschritte im öffentlichen Sektor. So konnten viele Länder aufgrund der hohen Mittelzuflüsse aus dem Ausland ihre Staatshaushalte sanieren und gleichzeitig politische Reformen durchsetzen, die dem freien Markt zugute kamen. Dies führte zu deutlich sinkenden Risikoaufschlägen bei den betroffenen Staatsanleihen. Hierauf reagierten die Ratingagenturen oftmals mit Heraufstufungen der Bonitätsnoten von Ländern wie beispielsweise Brasilien, Peru oder Russland. Somit konnten auch die Rentenmärkte der Emerging Markets in den vergangenen Jahren eine sehr erfreuliche Wertentwicklung erzielen.

Diese Erfolgsstory wurde jedoch von den Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten zunächst unterbrochen. Ausgehend vom amerikanischen Immobilienmarkt breitete sich die Kreditkrise in den letzten 15 Monaten rund um den Globus aus und zog auch die Emerging Markets spürbar nach unten. Ursächlich ist vor allem die wachsende Risikoscheu der internationalen Anleger, die ihre Gelder rasch aus der Region abzogen. Es erweist sich inzwischen, dass auch die Emerging Markets von der Krise nicht gänzlich verschont bleiben. Sie ächzen insbesondere unter dem weltweit nachlassenden Wachstum, das für die exportabhängigen Industrien eine wesentliche Rolle spielt. Hinzu kommen rückläufige Rohstoff- und Energiepreise. Folglich sind sowohl die Aktien- als auch die Anleihemärkte der Schwellenländer seit Ende letzten Jahres unter erheblichen Druck gekommen.

Dennoch ist positiv zu werten, dass die meisten dieser Staaten weiterhin ein positives Wirtschaftswachstum verzeichnen, wenn auch zurzeit mit gedrosseltem Tempo. Ihnen gelingt es mehr und mehr, aus eigener Kraft zu wachsen. Zudem sind die dortigen Banken in den seltensten Fällen direkt von der Kreditkrise betroffen und somit weiterhin fundamental solide aufgestellt. Daher müssen die Regierungen auch keine teuren Rettungspakete für den Finanzsektor auflegen, wie dies zurzeit in den USA oder auch in Europa - siehe Fortis oder Hypo Real Estate - zu beobachten ist. Zudem sind mit den fallenden Kursen die Bewertungsniveaus wieder auf ein gesundes Maß gesunken. Hierdurch sollten sich auf längere Sicht wieder Chancen auf Wertsteigerungen sowohl im Aktien- wie auch im Rentensegment ergeben.

Insgesamt ist anzumerken, dass ein Ende der internationalen Finanzmarktkrise aktuell noch nicht absehbar ist. Es dürfte deshalb noch einige Zeit dauern, bis die Talsohle durchschritten ist. Kursrückschläge sind in nächster Zeit folglich nicht auszuschließen. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass von einer früher oder später einsetzenden wirtschaftlichen Erholung in den USA und den anderen entwickelten Staaten auch die Emerging Markets spürbar profitieren werden. Vieles spricht dafür, dass deren Erfolgsstory dann fortgesetzt werden kann.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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