Kommentar
13:17 Uhr, 02.10.2009

Emerging Markets erneut übergewichtet

Die Strategy & Tactical Asset Allocation Group von ING Investment Management hat den Anteil an Schwellenländeraktien in globalen Portfolios von neutral auf leicht übergewichtet (+1%) erhöht.

Was hat zu dieser Entscheidung geführt?

Nach zwei leicht unterdurchschnittlichen Monaten haben Schwellenländeraktien zu ihrer früheren Dynamik zurückgefunden. Zuletzt verringerten wir das Engagement in Emerging Market-Aktien Ende Juni auf neutral, denn wir hielten die Positionen der Anleger und ihre Haltung zu dieser Region damals für zu optimistisch, zumal die Industriestaaten deutlichere Anzeichen einer konjunkturellen Erholung erkennen ließen. Die Schwellenländermärkte verloren dann auch ihren relativen Vorteil und schwenkten auf die Wertentwicklung der Industriestaaten ein.

Wie haben wir diese Umschichtung finanziert?

Finanziert wird diese Umschichtung über das Japan-Engagement (von 0 auf -1). Bislang hat der Aktienmarkt noch nicht nachhaltig positiv auf den Ausgang der japanischen Wahlen reagiert. Stattdessen leidet er unter dem starken JPY bzw. den negativen Auswirkungen des JPY auf den Export.

Sprechen noch weitere Gründe für die Schwellenländer?

Ja. Schwellenländeraktien sind in vielfacher Hinsicht interessant, und zwar sowohl kurz- als auch langfristig.

Unternehmensgewinne

Gegenüber ihrem Höchststand sind die Unternehmensgewinne in den Emerging Markets um 27% und damit weniger stark gefallen als in den USA (-33%) und Europa (-42%). Die Rentabilität, d.h. die Eigenkapitalrendite nach Steuern (ROE), war also deutlich widerstandsfähiger als in den Industriestaaten. Der bessere Zustand des Finanzsektors spricht hier eine deutliche Sprache. Für 2010 liegt unsere Top-Down-Prognose für die Gewinne der Emerging Markets bei 27%. Für die USA erwarten wir 24% und für Europa 23 %.

Bewertungen

Unter KGV- und Preis-Buchwert-Gesichtspunkten sind die Schwellenländer nicht länger unterbewertet, sondern haben mit den Bewertungen der entwickelten Märkte gleichgezogen. Dessen ungeachtet könnte man immer noch ein vergleichsweise höheres Kurssteigerungspotenzial anführen, wenn man ihre verbesserten Fundamentaldaten, ihr überdurchschnittliches Wachstum und ihre niedrigen Schulden berücksichtigt. In jedem Fall aber sind die Schwellenländer hinsichtlich der Gewinnprognosen immer noch unterbewertet. Damit besteht nicht allzu viel Spielraum für Kurseinbrüche.

G20

Der internationale Status und Einfluss der Schwellenländer steigt. Der große "Gewinn" des letzten G20-Gipfels in Pittsburgh war die "offizielle" Vertretung der Schwellenländer in dem Gremium für internationale Wirtschaftspolitik. So verständigte man sich darüber, dass die G20 (zu denen Länder wie z.B. China, Indien und Brasilien gehören) künftig die G8 als wichtigstes globales Forum für politische und regulative Fragen ablösen soll. Dies unterstreicht einmal mehr den steigenden Einfluss der Schwellenländer und vergrößert die Chance, dass manch ein Thema künftig auf globaler Ebene wirksam politisch koordiniert wird.

Rohstoffe

Emerging Market-Aktien sind stark mit den Rohstoffpreisen korreliert (obwohl die Schwellenländer sowohl Nettoexporteure als auch Nettoimporteure stellen). Aufgrund der Schwellenländernachfrage besonders aus China sind die industriellen Rohstoff- und Energiepreise in den vergangenen acht Monaten stark gestiegen. Die Metall-Lager in China sind nun weitgehend gefüllt, und die Einkaufsaktivitäten lassen zeitweilig nach, so dass die Metallpreise kurzfristig pausieren könnten. Auf 12-Monats-Sicht jedoch sollten die Preise über ihren derzeitigen Niveaus liegen, da sie vom stärkeren globalen Wachstum profitieren.

Zinsen

Die Zinsen der Schwellenländer, deren zehnjähriger Durchschnitt bei 3% liegt, sind auf durchschnittlich 1% gefallen. Diese niedrigen Werte sind Ausdruck der entschlossenen geldpolitischen Maßnahmen, mit denen die Emerging Markets der globalen Kreditkrise seit ihrem Ausbruch im vergangenen Jahr begegneten. Wie die Zentralbanken der Industriestaaten senkten auch sie ihre Zinsen deutlich.

Mittlerweile ist in dieser Region - anders als in den Industriestaaten - bereits wieder eine Erholung des Kreditwachstums zu beobachten. Die Schwellenländer tragen zunehmend zum globalen Liquiditätsanstieg bei.

Vermutlich ändert sich an dieser expansiven Geldpolitik bis zum Sommer nächsten Jahres wenig. Der Inflationsdruck steigt nur in wenigen Ländern, und in einigen wenigen Märkten werden die Zinsen wahrscheinlich angehoben, doch insgesamt sollten die durchschnittlichen effektiven Zinsen dadurch um kaum mehr als einen Prozentpunkt steigen.

Intakte Fundamentaldaten

In vielen aufstrebenden Volkswirtschaften verläuft die Erholung V-förmig. Die geld- und finanzpolitischen Konjunkturmaßnahmen greifen hier viel besser, weil der Privat- und der Finanzsektor keine Bilanzprobleme haben. Und auch die öffentlichen Haushalte sind gesünder. Das Verhältnis zwischen Staatsverschuldung und BIP ist niedrig. Viele Schwellenländer haben hohe staatliche Reserven und einen Leistungsbilanzüberschuss.

Die strukturelle Veränderung der Weltwirtschaft gibt darüber hinaus Anlass, auch die Schwellenländerwährungen optimistisch einzuschätzen. Die größere Flexibilität, das höhere Wachstumspotenzial und die stärkere - und nicht so leicht zu erschütternde - Inlandsnachfrage sind wichtige Vorteile, die zu einer weiteren Aufwertung der Emerging Market-Währungen gegenüber ihren Pendants in den Industrienationen führen sollten.

Quelle: ING Investment Management

ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.

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