Fundamentale Nachricht
08:28 Uhr, 28.11.2018

Emerging Markets Debt Short Duration

Bei Schwellenländer-Anleihen liegt nach Einschätzung von DWS-Fondsmanager Roland Gabert in der Kürze die Würze.

Frankfurt (GodmodeTrader.de) - Mit dem Streit zwischen Italien und der EU-Kommission über den Haushaltsentwurf für das kommende Jahr ist die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen mittlerweile wieder in den Bereich um 0,3 Prozent zurückgefallen. Eine schlechte Nachricht für Anleger, die auf dem aktuellen Niveau rund 200 Jahre brauchen würden, um das Kapital mit solchen Schuldtiteln zu verdoppeln, wie Roland Gabert, Fondsmanager des DWS Emerging Markets Bonds (Short), in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Anleihen aus den Schwellenländern seien zwar in der Regel attraktiver verzinst, allerdings könnten diese Papiere den Anlegern temporär herbe Kursverluste bescheren. Das habe erst vor wenigen Wochen die Krise um Länder wie die Türkei und Argentinien wieder eindrücklich gezeigt. Einen Ausweg aus diesem Dilemma biete die Beschränkung auf Anleihen aus den Schwellenländern, die nur noch eine kurze Restlaufzeit (Short Duration) hätten, heißt es weiter.

„Unter der Voraussetzung, dass der Emittent nicht ausfällt, wird sich der Kurs einer Anleihe – egal ob von einem Unternehmen oder einem Staat begeben – gegen Ende der Laufzeit dem Nennwert annähern. Dieser Effekt nennt sich Pull-to-Par“, erklärt Gabert. Dabei gelte grundsätzlich: Je kürzer die Restlaufzeit, desto geringer die bis zur Rückzahlung noch zu erwartenden Kursschwankungen.

Der Renditevorteil von Schuldtiteln aus den Schwellenländern könne dabei mitunter erheblich sein. So bringe eine Anleihe der Bank of China mit einer Restlaufzeit von drei Jahren 0,7 Prozent, ein vergleichbares Papier von Daimler werfe hingegen lediglich 0,4 Prozent ab. Und das bei einem „A“-Rating für beide Papiere, heißt es weiter.

Und nicht nur die Schwankungsintensität sinke mit der näherrückenden Fälligkeit eines Schuldtitels, sondern auch das Risiko eines Zahlungsausfalls des Emittenten. Bei Unternehmensanleihen mit einem „BB“-Rating beispielsweise seien historisch betrachtet bei einer Restlaufzeit von fünf Jahren rund 8,7 Prozent der Schuldtitel ausgefallen. Bei einer Restlaufzeit von drei Jahren habe dieser Wert nur noch bei etwa 4,7 Prozent gelegen. Bei Staatsanleihen gleicher Bonität habe sich die historische Ausfallrate von rund fünf Prozent auf etwa 2,7 Prozent verringert, heißt es weiter.

„Dabei handelt es sich aber eben nur um Durchschnittswerte. Daher ist es essenziell, dass wir die fundamentalen Daten eines Emittenten genau analysieren, um uns so eine Meinung über seine Zahlungsfähigkeit zu bilden. Dass sich der Kurs in der Regel mit näherrückender Fälligkeit dem Nennwert nähert, wissen wir hingegen schon“, so Gabert, der im Rahmen seiner Short-Duration-Strategie ausschließlich in Hartwährungsanleihen aus den Schwellenländern investiert.

Die Krise um türkische und argentinische Schuldtitel hat dem Fondsmanager interessante Investitionsmöglichkeiten eröffnet: „Die Märkte haben übertrieben und bei vielen Schwellenländeranleihen ein zu hohes Risiko unterstellt. Deshalb waren diese Papiere günstig zu bekommen“, so Gabert abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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