Emerging Markets am Ende?
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Stockholm (BoerseGo.de) - „Auch wenn heute fast jeder, seien es Investoren, Analysten oder die internationalen Medien, die Blütezeit der Emerging Markets für beendet erklärt, sind die meisten Argumente dafür nicht so fundiert wie es scheint“, sagt Marcus Svedberg, Chefvolkswirt des schwedischen Vermögensverwalters East Capital.
Die schlechte Stimmung gegenüber den Emerging Markets und insbesondere den BRICs sei nicht gerade neu, hätte sich aber in den letzten Monaten im Zuge des negativen Wirtschaftswachstums, Straßenprotesten und Fehlern in der politischen Führung zunehmend verschlechtert. Hinzu komme die Angst vor einer Abschwächung oder sogar Einstellung des Anleiheaufkauf-Programms („Tapering“) der US-Notenbank.
„In den letzten zwei Monaten haben Investoren ihr Exposure in Anleihen und Aktien aus den Emerging Markets reduziert und in Industrieländer umgeleitet“, sagt Svedberg. Doch woher kommt der Optimismus gegenüber den entwickelten Märkten? Ein Grund dafür sei die Prognosereduktion für die Emerging Markets seitens des IWF um 0,3 Prozent, von 5 Prozent für 2013 und 5,4 Prozent für 2014. „Das ist sicherlich beunruhigend, aber es sollte nicht die Tatsache verdecken, dass die Aussichten für die größten Industrieländer ebenfalls gesenkt wurden“, so der Experte. Zwar kämpfen Schwellenländer mit vielen Problemen, wie Korruption, Straßenprotesten und gravierenden politischen Fehlentscheidungen. Doch viele Probleme seien auch schon aktiv angegangen worden, was den Emerging Markets die Möglichkeit bieten sollte, zukünftig Investoren und Journalisten positiv zu überraschen.
Den größten Grund für den jüngsten Ausverkauf sieht Svedberg jedoch in der Befürchtung vor dem schon erwähnten „Tapering“ der US-Notenbank. Die Märkte seien sich einig, dass Emerging Markets die Hauptverlierer einer Abschwächung oder Einstellung der Anleiheaufkäufe durch die Fed wären. Dies möge zwar stimmen, aber es gibt drei Gründe, die den Einfluss eines „Tapering“ auf die Märkte abschwächen sollten: „Erstens ist es oft der Fall, dass die Märkte die Auswirkungen schon einpreisen, bevor sie passieren. Zweitens gibt es immer noch die Möglichkeit, dass das „Tapering“ erst später startet oder langsamer anläuft als allgemein erwartet. Und drittens wird das „Tapering“, wann immer es auch passiert, die Emerging Markets nicht einheitlich beeinflussen,“ so der Wirtschaftsexperte.
Viele Aktienmärkte in den Industrieländern haben zuletzt nah an ihren Allzeithochs gehandelt, allein bei US-Aktien konnten im Juli einen Mittelzufluss von 40 Milliarden USD verzeichnen. „Man sollte aber bedenken, dass es eine lange Liste mit ungelösten Problemen in den Industrieländern gibt. Es geht also nicht darum, ob der Optimismus gerechtfertigt ist, sondern wie lange er erhalten bleibt und vielleicht auch auf Emerging Markets-Aktien überschwappt“, sagt Svedberg abschließend.
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