EM Debt: Eine nach wie vor unterschätzte Anlageklasse
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Das Anlageuniversum der Emerging Markets hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt. Die Investitionen in Schwellenländer-Anleihen (EMD) sind seit 2010 von rund zehn Billionen auf 26 Billionen USD gewachsen, was auch an der gestiegenen Zahl von Anleihe-Emissionen in Landeswährungen liegt. Infolgedessen sind die Länder weniger anfällig für eine Abwertung ihrer Wechselkurse als das in der Vergangenheit oft der Fall war.
Ein Großteil des Wachstums bei den lokalen Staatsanleihen ist zwar auf China zurückzuführen, aber auch die Zahl der Länder im JPM GBI-EM Global Diversified Index hat sich seit der Einführung von 12 auf 20 erhöht. In Juni 2024 wird Indien, mit einer geplanten Gewichtung von 10 % im April 2025, in den Index aufgenommen. Da Indien eine geringere Korrelation zu globalen Anleihen aufweist, bietet die Aufnahme das Potenzial, den Index weiter zu diversifizieren.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich auch der Markt für ausländische Staatsanleihen in Hartwährungen auf 1,4 Billionen Dollar mehr als verdoppelt. In die Betrachtung fließen auch die Länder des Golf-Kooperationsrates mit ein, ebenso wie die Emittenten der "Frontier"-Staaten, von denen sich viele in Afrika südlich der Sahara befinden. Somit sind fast 70 Länder im EM Debt Hard Currency Index vertreten. Das Universum der EM-Unternehmensanleihen hat sich ebenfalls fast verdoppelt und beläuft sich nun auf 2,6 Billionen USD, wobei die Anzahl der Sektoren und Emittenten erweitert wurde.
30 % der globalen Anleihen, aber nur 10 % in globalen Gesamtindizes
Betrachtet man diese Gesamtentwicklung, leuchtet es ein, dass der Anteil der Schwellenländer an den globalen Anleihemärkten inzwischen auf fast 30 % gestiegen ist. 2003 lag er noch bei 8 %. Dennoch sind die Schwellenländer in den globalen Anleiheindizes mit nur rund 10 % der globalen Gesamtindizes nach wie vor unterrepräsentiert.
Die Fundamentaldaten der Schwellenländer haben sich zwar deutlich verbessert, aber die Heterogenität des Marktes lässt viele Anleger immer noch zögern. Obwohl die Zahlen viele Vorbehalte entkräften können.
Makroökonomische Stabilisierungsprogramme, die häufig in Zusammenarbeit mit dem International Währungsfonds umgesetzt wurden, haben zu Strukturreformen, einem Übergang zu freien Wechselkursen und besseren Wachstumsaussichten geführt. Seit 2000 ist der Anteil der Schwellenländer am weltweiten BIP von etwa 25 % auf heute fast 50 % gestiegen. Auch ihr Anteil am weltweiten Finanzvermögen hat sich in ähnlicher Weise erhöht, da sich die Wirtschaftsmodelle hin zu einer stärkeren Ausrichtung auf die Binnennachfrage verschoben haben. Der Rückgang der Inflation und die größere Stabilität der Währungen haben die wirtschaftlichen Fundamentaldaten weiter verbessert.
Kernallokation statt nur Beimischung
Bei der Überlegung, ob sie in Schwellenländer investieren sollten, könnten Anlegerinnen und Anleger angesichts der zahlreichen Staatsschuldenkrisen der Vergangenheit sich nachvollziehbare Sorgen über das Kreditrisiko machen. Aber die Ausfälle von EM-Staatsanleihen waren in der Vergangenheit mit etwa 4 % pro Jahr auf einem moderaten Niveau. Erst während der Corona-Pandemie 2020 und Russlands Einmarsch in der Ukraine 2022 sind sie wieder leicht angestiegen.
Aktuell gehen wir davon aus, dass das Interesse an den Schwellenländern in den kommenden Monaten deutlich zunehmen wird. Zum einen sind die Marktbedingungen günstig und zum anderen eignet sich das EMD-Universum für eine attraktive Diversifizierung mit einem überzeugenden Risiko-Rendite-Profil. Die Volkswirtschaften der Schwellenländer haben das Potenzial, stärker zu wachsen als die Industrieländer und werden dabei angeführt von wachstumsstarken Ländern wie Indien und Vietnam.
Trotzdem müssen Anleger auch einen Blick auf die Herausforderungen werfen. Die Volkswirtschaften entwickeln sich weiter und die Unterschiede zwischen den Schwellenländern sind größer als ihre Gemeinsamkeiten. Umfassendes Research zu den einzelnen Ländern hilft, um die Konjunkturzyklen und Risiken zu kennen und so EMD sinnvoll in das Portfolio zu integrieren. Und dies nicht nur als Beimischung, sondern in der Kernallokation.
Hohe nominale Renditen und die Erwartung von Zinssenkungen durch die US-Notenbank können attraktive Einstiegspunkte bieten, insbesondere für aktive Manager, die die Komplexität des Universums und die laufende geopolitische Neuausrichtung flexibel steuern.
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